Wenig Alternativen
Die personellen Möglichkeiten waren für den 1. FC Nürnberg und Trainer Miroslav Klose schon vor dem Spiel begrenzt. Dass Caspar Jander nach seiner Sperre zurückkehren würde, war klar. Die Frage war nur, ob dafür Rafael Lubach oder Lukas Schleimer weichen muss. Der FCN entschied sich mit Mahir Emreli für nur einen nominellen Angreifer, sodass Lubach neben Caspar Jander im Zentrum spielte und Jens Castrop dafür weiter vorne auflief.
Perfekter Beginn
Das Spiel hätte für die Nürnberger nicht besser starten können. Nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, ehe der Ball zum ersten Mal im Netz zappelte. Nach einem Einwurf war der Paderborner Sechserraum komplett verwaist. Diese Lücke belief Julian Justvan und behielt die Übersicht für den in die Tiefe startenden Emreli – wenngleich die Gäste in dieser Situation mit ihrer Staffelung auch ihren Anteil daran hatten.
Aktiver FCN
In den darauffolgenden Minuten hatte der Club zwar erst mal wenig den Ball, war aber dennoch gut im Spiel. Man verteidigte überwiegend im 5-4-1 mit Justvan ganz vorne. Dahinter war es vor allem Jander, der oftmals nach vorne verteidigte – in einem guten Timing, sodass dahinter kein Zwischenraum aufging. Zum einen, weil Janders Zugriffswinkel gut war, und zum anderen, weil man das Rausrücken dahinter gut absicherte.
Tragischer Gamechanger
Die bittere – und wohl leider schwerwiegende – Verletzung Castrops änderte das Spiel maßgeblich. „Das hat uns schmerzlich getroffen“, sah auch Klose hier einen Schlüsselmoment. Denn Castrops Qualitäten im Tragen des Balles hätten dem Club gerade im offensiven Umschaltspiel sehr weitergeholfen. Der für ihn eingewechselte Schleimer, der ähnlich wie Castrop sehr weit links außen agierte, konnte nur wenig Impact liefern.
Paderborn wird besser
Den Gästen war bis zur Castrop-Auswechslung die Serie von drei Niederlagen in Folge durchaus anzumerken. Spätestens danach änderte sich das Spiel jedoch. Während der FCN nachließ, wurde der SCP zielstrebiger, präziser – und kam nach und nach besser in Richtung letztes Drittel und in die eigenen Abläufe, die den Club vor Probleme stellten.
Wie im Hinspiel
Aus dem Spiel heraus ließ der FCN zunächst wenig zu. Dafür war es – ähnlich wie im Hinspiel – mal wieder ein Standard der physisch überlegenen Gäste, der den Club mit dem 1:1 ins Hintertreffen geraten ließ. „Wir haben uns schon erhofft, dass wir nach Standards überlegen sein könnten und vielleicht ein Tor erzielen“, setzte Kwasniok viele Hoffnungen in ruhende Bälle. Oft kamen diese auf den zweiten Pfosten in Richtung Grimaldi und Scheller, der auch zum Ausgleich einköpfte – nachdem Jan Reichert in der Mitte nicht an den Ball kam.
Anders als erwartet
In der Vorbereitung auf das Wochenende benötigte der Club offenbar eine gegnerspezifische Einheit mehr als sonst, weshalb das für Mittwoch angesetzte öffentliche Training abgesagt wurde. Justvan verriet im Anschluss, dass nicht alles so kam, wie erwartet: „Wir dachten nicht, dass sie so sehr die Seite überladen. Sie wollten uns in die Breite ziehen. Da war es vorne schwierig, Druck auf den Ball zu bekommen, weil sie immer einen Mann Überzahl hatten.“
Linksfokus
Tatsächlich war auffällig, dass der SCP vor allem die linke Außenbahn häufig überlud. Nicht nur der linke Schienenspieler Zehnter und der linke Stürmer Ansah schoben nach außen, auch Zielspieler Grimaldi orientierte sich deutlich mehr an Drexler als etwa an Karafiat. Unterstützt wurden sie situativ vom linken Achter Bilbija, der oftmals gut getimt den Weg in die Tiefe suchte. „Diese Konstellation ist für den Gegner nicht so einfach zu kontrollieren“, erklärte Kwasniok seine Überlegungen. Dadurch war auch Emreli sehr tief gebunden – der Weg nach vorne wurde für den Club entsprechend weit.
Unnötig
Nicht nur der Eckball vor dem Ausgleich, auch das 1:2 nach der Pause entstand über die rechte Nürnberger Defensivseite. Das wäre dennoch zu verhindern gewesen. Tim Janisch ging den Weg mit Torschütze Ansah in die Mitte zwar mit, verpasste es aber, den Schuss zu blocken. Am Ende sah auch Reichert unglücklich aus und konnte den Ball nicht um den Pfosten lenken.
Spiel auf Augenhöhe
FCN-Spielmacher Julian Justvan sprach von einer Partie auf Augenhöhe. Tatsächlich schaffte es auch der Club regelmäßig, sich gegen das hohe Paderborner Pressing zu befreien und den Gegner zu bewegen. Jedoch fast nur in der ersten Aufbaulinie, hingegen verpasste man es, das Spiel auch in die gegnerische Hälfte zu verlagern, sodass man lange Zeit nicht in das letzte Drittel, geschweige denn in die gegnerische Box kam.
Falsche Entscheidungen
Das lag für Trainer Klose vor allem an falsch getroffenen Entscheidungen: „In den Momenten, in denen wir hinter die Kette hätten sprinten können, kam der Ball nicht. Und umgekehrt genauso. Das war nicht, wie ich es mir gewünscht hätte, obwohl wir das täglich trainieren.“ Doppelpacker Emreli war zwar oftmals weit vorne positioniert, doch dahinter und daneben passte das Timing häufig nicht. Justvan bemängelte zudem, dass auch von ihm und Schleimer mehr Läufe hinter die Abwehr hätten kommen müssen – ein Element, das dem FCN ohne Stefanos Tzimas und Janis Antiste spürbar fehlt.
Verdiente Niederlage
Beide Trainer passten im Laufe des Spiels einige Dinge an. Bei Paderborn schaltete sich etwa der halbrechte Innenverteidiger Hoffmeier deutlich häufiger nach vorne ein, Klose stellte später auf eine Viererkette um. Es änderte jedoch nichts mehr daran, dass die Gäste über 90 Minuten gesehen die bessere Mannschaft waren – begünstigt durch Nürnberger Fehler, wie vor dem 1:3, als Reichert den Ball fallen ließ. Das 2:3 in der Nachspielzeit war letztlich nur Ergebniskosmetik.
Einige Baustellen
Dass Antistes Sperre nun vorbei ist, dürfte dem FCN wieder mehr Optionen geben. Denn sowohl in Kaiserslautern als auch gegen Paderborn war der Club offensiv lange Zeit ungefährlich und blieb gegen den SCP zwischen Minute 2 und 73 ohne Torschuss. Während man auf dem Betzenberg mit fortlaufender Spielzeit kaum noch den Ball hatte, verpasste man es diesmal, mit dem Ball Torgefahr zu entwickeln. Kombiniert mit dem Castrop-Ausfall war es ein gebrauchter Nürnberger Tag, der angesichts der Umstände und eines guten Gegners aber zu verzeihen ist. Die beste Phase durchläuft man derzeit jedoch sicherlich nicht.