Die besten „Holding Midfielder“ stehen nicht in den Zeitungen oder auf den Titelseiten. Sie sind im Hintergrund des Teams, aber wenn die Mannschaft gut spielt, ist es, weil sie hervorragend sind.
City-Trainer Pep Guardiola über die Bedeutung von Florian Flicks Position.
Ein Vergleich zwischen Manchester City und dem 1. FC Nürnberg ist freilich nur bedingt realisierbar. Allerdings ist es kein Geheimnis, dass Cristian Fiél ein großer Fan von Pep Guardiola ist. Und zudem unterstreicht das Zitat des Katalanen die Bedeutung der Position des defensiven Mittelfeldspielers im heutigen Fußball. Kann Florian Flick beim Club diese Rolle einnehmen? Bringt er die Qualitäten hierfür mit? Der CLUBFOKUS liefert Antworten.
Nürnberger Spielaufbau unter Cristian Fiél
Der Club agiert in dieser Saison im 4-3-3. Bestehend aus einem defensiven und zwei zentralen Mittelfeldspielern. Während die Interpretation und Rolle der beiden Achter je nach personeller Besetzung variiert, sind die des defensiven Mittelfeldspielers klar verteilt. Das geforderte Profil ist durchaus vielseitig und anspruchsvoll. Der Club baut im tiefen Ballbesitz zumeist mit 3 Spielern auf. Zu Saisonbeginn war es häufig Torhüter Mathenia, der zwischen die beiden Innenverteidiger rückte. Später war es häufig der Sechser – und damit Florian Flick – der das Zentrum des 3er-Aufbaus darstellte. Zuletzt war es häufig auch Jan Gyamerah, der als halbrechter Part im tiefen Ballbesitz agierte. Bereits hier sieht man, dass die Positionierung des defensiven Mittelfeldspielers durchaus flexibel ist. Deutlich weniger flexibel ist die personelle Besetzung. Seitdem Florian Flick wiedergenesen ist, spielte er bis auf wenige Ausnahmen. Zumeist auch über 90 Minuten.
Überblick: Florian Flick im Zweitligavergleich
Der erste Überblick lässt vermuten, dass Flick defensiv sehr solide agiert. Auch im Passspiel scheint er ordentlich zu performen. Dafür aber eher wenig kreativ und mit wenig Input in Richtung eigene Offensive. Die genauere Betrachtung folgt natürlich sogleich. Für den Vergleich wurden übrigens die anderen defensiven Mittelfeldspieler der 2. Liga hergenommen – Einsatzzeit: mindestens 1000 Minuten. Insgesamt umfasst der Vergleich 16 Spieler – einer davon eben Florian Flick.
Laufstark und mehr: Flicks Spiel gegen den Ball
Flick versteht es, im Spiel gegen den Ball den absichernden Part vor der Viererkette zu geben. Er verfügt über ein gutes Timing, wann er in den Zweikampf muss und wann er mehr den Raum sichern muss. Da er sich in der Raumverteidigung wohler fühlt, führt es aber auch dazu, dass er – wie zuletzt unter anderem gegen Osnabrück – bei eigener Führung abwartender verteidigt, wodurch der Club tiefer fällt und weniger Zugriff erlangt. Dennoch sind Flicks Leistungen in der Defensive absolut solide. Vielleicht sogar mehr. Bemerkenswert ist auch, dass er nahezu ohne Fouls auskommt. Physisch ist er nicht der Robusteste – was sich unter anderem in seinen Luftzweikämpfen bemerkbar macht. Umso stärker ist dafür seine Laufleistung, durch welche er viele Löcher stopft und zuläuft. Die meisten erfolgreichen Defensivaktionen auf dieser Position verzeichnet übrigens der Karlsruher Spielführer Jerome Gondorf.
Flick positioniert sich zwar gut in den Zwischenräumen im eigenen Spielaufbau, könnte sich aber noch öfter anspielbar zeigen. Am Ball agiert er sehr ruhig und sicher. Das Ganze hat aber durchaus ein Aber. Flick spielt nur sehr wenig progressiv und meidet das Risiko im Spielaufbau. Kaum vertikale Ballführungen, nur wenige Ballaktionen im letztzen Drittel und viele Querpässe sind das Resultat. In der Folge ist seine Passquote zwar überdurchschnittlich gut, seine Anzahl an Vertikalpässen aber nur sehr unterdurchschnittlich. So spielt beispielsweise Elversbergs Sahin doppelt so viele Pässe in das Angriffsdrittel. Das Übergangsspiel ist übrigens allgemein eine der Nürnberger Schwächen – der Club spielt die wenigsten Pässe aller Zweitligisten in das letzte Drittel. Der Impact Flicks könnte und sollte hier größer sein. Auch seine Passquote von nur 65% angekommenen progressiven Pässen gehört zu den schwächeren. Das zeigt, dass obwohl Flick nur selten vertikal und raumgewinnend spielt, er nicht immer die richtigen Räume findet.
Florian Flick – gut genug für die alleinige Sechserposition?
Die Zahlen unterstreichen es: Florian Flick macht es ordentlich. In mancher Hinsicht sogar gut, aber in einigen Bereichen des Spiels auch noch mit viel Luft nach oben. Vor allem beim Überspielen der gegnerischen Ketten und Linien muss er mehr Initiative ergreifen und sich steigern. Aktuell ist man hier abhängig von den beiden einrückenden Außenverteidigern Gyamerah und Brown. Vor allem Gyamerah ist diesbezüglich das Nürnberger „Aushängeschild“. Die Personalie und Bewertung Flicks hängt somit auch stark mit seinen Mitspielern zusammen. Ganz konkret von der defensiven Unterstützung seiner Vorderleute im Zentrum und von der Passqualität seiner Mitspieler im Übergangsspiel. Unter den aktuellen Umständen kann man Flicks Leistungen als solide bewerten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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