Besondere Ausgangslage
Sowohl FCN-Trainer Miroslav Klose als auch Spielmacher Julian Justvan waren sich nach der Partie einig, dass das Nürnberger Spiel gegen die SV Elversberg im Rahmen des 125. Geburtstags kein normales war. Nürnbergs Zehner sprach von „Gänsehaut“ und einer „unglaublichen Energie“, die der Club einem gibt. „Unglaublich“ sowie „Wahnsinn“, fand es auch sein Coach – der sich über das Spiel seiner Mannschaft dennoch nicht so recht freuen konnte.
Temporeicher Beginn
In den ersten 15 Minuten entwickelte sich eine temporeiche Partie im ausverkauften Max-Morlock-Stadion. Die Gäste zeigten früh, warum sie sich Hoffnungen auf den Aufstieg in die Bundesliga machen: ballsicher, mit wenigen Kontakten und sehr fluide im eigenen Ballbesitzspiel. Verschiedene Muster im Aufbau sorgten unter anderem dafür, dass Sechser Sickinger nach rechts abkippte, während Spielmacher Damar sich etwas tiefer fallen ließ.
Zudem rückten die offensiven Flügelspieler weit ins Zentrum, um Raum für die hochschiebenden Außenverteidiger zu schaffen – auf diese verlagerte Elversberg das Spiel häufig. Gleichzeitig deutete der FCN im Umschaltspiel erste Impulse an. Nach Ballgewinnen konnte man sich früh aus dem Druck befreien und sich diagonal ins Zentrum freispielen.
Wenig Spielfluss
Nach der Anfangsphase stockte der Spielfluss deutlich – aus drei Gründen: Zum einen verteidigte der FCN nun kompakter – unter anderem, da Soares im Spiel gegen den Ball weiter nach vorne rückte, um Elversbergs rechte Seite besser zu kontrollieren. Zum anderen sorgten viele kleine Fouls und Unterbrechungen für ein zähes Spiel, das an Tempo verlor. Und schließlich mangelte es beiden Teams an Präzision. Die Tiefenläufe hinter die Abwehr blieben meist ungenutzt – mit einer Ausnahme: Janis Antiste vollendete einen dieser Läufe nach Jander-Vorlage sehenswert zur Führung kurz vor der Pause.
Ordentliche Halbzeit
So ging der FCN (mal wieder) mit einer Führung in die Kabine. Zwar bot man kein Offensiv-Feuerwerk, arbeitete sich aber defensiv zunehmend in die Partie. Dennoch gab es bereits vor der Pause Szenen, die dem Trainerteam nicht gefielen. So wollte man gegnerische Abstöße eigentlich Mann-gegen-Mann zustellen – das gelang aber aufgrund von Problemen in der Zuordnung nicht konsequent, wodurch Elversberg zu oft einfach die erste Pressinglinie überspielen konnte.
Aktivere Gäste
„Wir haben mehr Risiko im Anlaufen genommen, aber das hat sich gelohnt“, resümierte SVE-Trainer Horst Steffen. Deutlich weniger zufrieden mit dem Spiel gegen den Ball dürfte Miroslav Klose gewesen sein. Engmaschiges Verteidigen, Kompaktheit zwischen den Mannschaftsteilen – all das war nach der Pause nur noch wenig zu sehen. Für gegnerische Standards hat man sich zwar was einfallen lassen, das klappte jedoch auch nicht – bzw. wurden laut Klose die Positionen hierbei nicht eingehalten.
Bekannte Standardschwäche
Das 1:1 fällt dann auch nach einem Standard: Der Club verteidigt mit fast zehn Spielern den eigenen Fünfmeterraum, während Rafael Lubach die kurze Ecke stören soll. Doch der Ball landet bei Baum, der sich das Spielgerät vor dem Abschluss sogar zweimal vorlegen darf – und dann sehenswert trifft. Der Club schaffte es zu spät, Druck auf den Ball zu bekommen. Da zugleich die lange Ecke komplett zu war, hätte ihn Torwart Jan Reichert an einem richtig guten Tag vielleicht auch noch parieren können, konnte ihn in diesem Fall aber nicht mehr um das Tor lenken.
Zu große Abstände
Was danach passierte, sah man nicht zum ersten Mal – „Stecker gezogen“, kritisierte Klose. Das 1:2 ist beispielhaft dafür. Der FCN lässt sich auseinander ziehen, Soares rückt in das Zentrum, wodurch die linke Nürnberger Seite komplett verwaist ist, sodass erneut Rechtsverteidiger Baum den Ball annehmen und in das Tor schießen darf. Mindestens genauso schlecht ist das 1:3 verteidigt, vor welchem der Club unter anderem das Zentrum vor der Abwehr öffnet. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die SVE, die wahrlich nicht ihren besten Tag erwischte, diese Situationen maximal effizient ausnutzte.
Verdiente Niederlage
Nichtsdestotrotz kam vom Club nach der Pause zu wenig. Es ist nicht das erste Mal, dass man zu wenig Torgefahr entwickelt. Gegen die hoch pressenden Gegner lässt man unter anderem die nötige Ballsicherheit vermissen. Man zeigt nach wie vor gute Ansätze und auch inhaltliche Anpassungen, tut sich unter dem Strich aber dennoch schwer, in die gegnerische Box zu kommen, wenn man die ersten 70 Minuten in Düsseldorf ausklammert. Und vor allem schafft man es nicht, ein Spiel über 90 Minuten konstant zu absolvieren. So lässt man unter dem Strich die Möglichkeit aus, ein aus FCN-Sicht historisches Wochenende mit einem Sieg zu vergolden.