Heidenheim-Joker Pick zum FCN
Mit Florian Pick kommt ein ablösefreier Spieler zum 1. FC Nürnberg, der in den letzten Jahren nur wenig Stammspieler-Erfahrung vorzuweisen hat. In der abgelaufenen Saison war Pick für den 1. FC Heidenheim in der Bundesliga 22-mal im Einsatz. Allerdings erfolgten 21 Einsätze davon nach Einwechslung, weshalb der 28-Jährige auf nur 416 Spielminuten kam. Etwas besser lief es für ihn in Heidenheims Aufstiegssaison 2022/2023. Hier kam er bei nur 6 Einwechslungen auf 17 Startelfeinsätze und konnte in 1.243 Spielminuten beachtliche 3 Tore und 7 Vorlagen zur Heidenheimer Meisterschaft beitragen.
Pick: wenig Tempo, aber trotzdem dribbelstark
Dass er hinter den starken Dinkci und Beste bei Heidenheim das Nachsehen auf dem Flügel hatte, ist sicherlich keine Schande. Vor allem in puncto Tempo kann Pick diesbezüglich nicht mithalten. Seit Saisonstart 2022 erreichte der Offensivspieler eine Höchstgeschwindigkeit von 32,3 km/h, was für einen Flügelspieler eher niedrig ist (2021/2022 immerhin noch knapp über 34 km/h). Daher liegt seine Stärke nicht im klassischen Flügellauf mit anschließender Flanke. Vielmehr ist Pick ein Spieler, der von der linken Seite kommend mit seinem starken rechten Fuß nach innen ziehen möchte.
„Ich bin mehr mit dem Ball und im Dribbling unterwegs, versuche von außen nach innen zu ziehen. [..] Trotzdem möchte ich meine Abschlussstärke einbringen.“
Florian Pick
zu seinen Stärken im Jahr 2020
Dass Pick Qualitäten im 1-gegen-1 mitbringt, bewies er in der 2. Bundesliga-Saison 2022/2023. Gut 6-mal pro 90 Minuten ging Pick ins Dribbling und behauptete dabei in fast 60% der Fälle den Ball. Auch wenn ihm das Tempo in der Spitze fehlt: durch seinen niedrigen Körperschwerpunkt bei 1.76-m-Körpergröße bringt Pick trotzdem eine gewisse Agilität und Dynamik mit, mit der er die Gegenspieler aussteigen lassen und in den Strafraum ziehen kann. In jener Saison gab es nur wenig Spieler, aus deren Dribblings mehr Abschlüsse entstanden. Obwohl er fast immer mit seinem rechten Fuß über rechts kam, nahm er auch über 1.7-mal pro 90 Minuten selbst den Abschluss. Mit 1,5 Schussvorlagen pro 90 Minuten zeigte er zudem sein Auge für den Mitspieler, oft durch präzise Ablagen in den Rückraum. Insgesamt zählte Pick in der Aufstiegssaison zu den umtriebigsten Spielern, wenn er auf dem Platz stand: nur 5 von 25 Flügelspielern der 2. Liga konnten seine fast 5 erfolgreichen Offensivaktionen pro 90 Minuten überbieten.
Heidenheim-Schule: fleißig gegen den Ball
Für einen Spieler Heidenheims wenig überraschend war Pick auch gegen den Ball sehr aktiv. Kaum ein offensiver Mittelfeldspieler sammelte mehr zweite Bälle auf (7.5 pro 90min) als Pick. Mit über 11 gelaufenen Kilometern pro 90 Minuten spulte Pick außerdem ein hohes Laufpensum ab und unterstützte seine Defensive immer wieder im tieferen Verteidigen.
Pick seit 2019/2020 selten Stammspieler
Wie wertvoll Pick für seine Mannschaft sein kann, bewies er in der Saison 2019/2020 mit Kaiserslautern in Liga 3. Hier präsentierte er sich sehr effizient und kam mit 13 Toren und 11 Vorlagen auf 24 Scorerpunkte in 38 Spielen. Seit dem darauffolgenden Wechsel nach Heidenheim geriet seine Karriere jedoch etwas ins Stocken. In den letzten 4 Jahren kam Pick in der Liga insgesamt auf nur 41 Startelfeinsätze bei 16 Scorerpunkten. Ob er zu seiner Topform aus Lauterer Zeiten zurückfinden kann, ist fraglich. Zumal es bislang die einzige Ligasaison des 28-Jährigen war, in der er mehr als 10 Scorerpunkte vorweisen konnte.
Pick: fehlt ihm ein Partner auf links?
Deutlich mehr Mut macht seine letzte 2. Bundesliga 2022/2023, in der er alle 124 Minuten direkt an einem Tor beteiligt war – eine Quote, die keiner der Nürnberger Flügelspieler letzte Saison auch nur ansatzweise erreichen konnte. Trotzdem scheint zweifelhaft, ob Pick wirklich ein Upgrade zu Okunuki, Goller und Hungbo wäre. Sein Zug zum Tor sowie seine Defensivarbeit waren sicherlich Pro-Argumente für seine Verpflichtung. Ebenso die Tatsache, dass er mit 28 Jahren ein gestandener Spieler ist und bereits Erfahrung mit einem Bundesligaaufstieg mitbringen kann. Zweifel bringen vor allem sein fehlendes Tempo mit. Als isolierter 1-gegen-1-Spieler auf dem Flügel in einem 4-3-3 wäre Pick eher schwer vorstellbar. Stattdessen bräuchte er – wie damals bei Kaiserslautern – einen Außenverteidiger, der ihn überläuft und unterstützt, um Durchbrüche ins Zentrum zu ermöglichen. Anhand der Club-Spielweise der letzten Saison und anhand der Verpflichtung von Danilo Saores, dessen Stärken eher in der Defensive liegen, scheint dieser Partner für Pick auf der Außenbahn aktuell nicht vorgesehen – auch wenn Klose in seiner Vergangenheit die Außenverteidiger gerne offensiv involvierte.
Pick nur eine Ergänzung?
Wie auch immer mit Florian Pick geplant wird, so ist er allemal ein flexibler Spieler, der auf beiden Flügel eingesetzt werden kann. Seine Stärken mit Ball liegen vorzugsweise im letzten Drittel, weshalb ihm das anvisierte Ballbesitzspiel der Nürnberger durchaus gut zu Gesicht stehen könnte. Andererseits spielte Pick den Großteil seiner Karriere bei Umschaltmannschaften, in deren Spiel demzufolge mehr Räume im Angriff vorzufinden waren. Ob er seine Qualitäten im 1-gegen-1 auch gegen tiefstehendere Blocks einbringen kann, muss er noch beweisen. Ebenso, ob er wirklich einen Unterschiedspieler im Vergleich zum bisherigen Personal darstellen kann, oder ob er lediglich als Ergänzung zum Konkurrenzkampf auf den Flügelpositionen dient. Aufgrund seiner Ablösefreiheit scheint er zumindest finanziell ein geringeres Risiko darzustellen und wäre zudem ein Vorgriff, sollte es noch zu Abgängen in der Offensivreihe kommen.
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