Fehler abstellen: mit Fünferkette gegen den KSC?

Am Sonntag trifft der 1. FC Nürnberg zu Hause auf den Karlsruher SC. Während sich der Club in der Krise befindet, kommen die Gäste bestens gelaunt ins Frankenland. Cristian Fiél muss zudem auf Jens Castrop verzichten. Sehen wir den FCN mit Fünferkette? Der CLUBFOKUS blickt auf die Partie.

Foto: FCN

38, 39, 40?

Nach 3 Niederlagen in Folge hat der 1. FC Nürnberg erneut die Möglichkeit, die 40 Punktemarke zu knacken. Der Optimismus im Cluberer Umfeld ist vor der Partie aber sehr begrenzt. Nach einer enttäuschenden Rückrunde, 5 sieglosen Spielen in Folge und „nur“ noch 6 Zählern Vorsprung auf Platz 16 ist stattdessen der Ärger über die nächste nicht zufriedenstellende Saison eingekehrt. Das Hinspiel gegen den Karlsruher SC ist hierbei durchaus von Bedeutung. Vor dem Aufeinandertreffern im November, das der KSC mit 4:1 für sich entscheiden konnte, stand der FCN 8 Zähler vor den Badenern. 17 Spieltage später hat der Club 9 Punkte weniger auf dem Konto als die Gäste, die zudem das um 34 Tore bessere Torverhältnis vorzeigen können und sich dadurch auf einen starken 5. Tabellenplatz vorkämpfen konnten. „Sie sind in einem guten Lauf, sie kommen mit Selbstvertrauen, sie haben Qualität. Das steht außer Frage.“ – beschreibt Fiél den kommenden Gegner.

Fünferkette? Wer ersetzt Castrop?

Jens Castrop absolvierte in den vergangenen Wochen nicht seine stärksten Spiele. Und dennoch – wie schon oft vom CLUBFOKUS betont – ist sein Spielerprofil einmalig im Nürnberger Kader. Kein anderer Cluberer verfügt über diese Intensität gegen den Ball im Mittelfeldzentrum, weshalb durch seine Sperre ein Vakuum entsteht. Möglich wäre eine Systemumstellung, um auch Castrops Abwesenheit etwas besser kompensieren zu können. Darauf angesprochen, ob man mit 3 Innnenverteidigern und dementsprechend einer Fünferkette agieren könnte, zeigte sich Fiél zumindest nicht abgeneigt. „Es ist eine Option“ – ließ er aufhorchen. Außer Schindler, Lawrence und dem gesperrten Castrop stehen dem FCN-Coach hierfür alle Spieler zur Verfügung.

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Viererkette? Fünferkette? Wer ersetzt Castrop? Viele offene Fragen. Antworten wird es erst am Sonntag geben. Optionen gibt es verschiedene. Auch Gyamerah könnte bspw. in das Mittelfeld rücken. Marquez könnte zudem zurück in die Startelf kehren.

Form spricht für den KSC

Wenig überraschend, dass auch die aktuelle Form der beiden Teams nicht zwingend für einen Heimsieg spricht. Während der KSC das drittbeste Team der Rückrunde mit der besten Offensive ist, kriselt es in Nürnberg. Und dennoch braucht man keine Angst vor den Gästen zu haben – vor allem, da man zu Hause spielt. Karlsruhe gewann lediglich 3 seiner 14 Auswärtspartien und sammelte in diesen nur 14 Punkte, womit man sich in der unteren Tabellenhälfte befindet. Um daraus Kapital schlagen zu können, gilt es für die Fiél-Elf aber die sich wiederholenden einfachen Fehler der Vorwochen abzustellen. So ähnlich sieht es auch Fiél selbst: „Das ist sicherlich kein Geheimnis. Wir sind nicht die Mannschaft, die gar keine Fehler macht.“

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4-Raute-2, 4-2-3-1, 4-4-2 – alle 3 Formationen sind denkbar und wurden vom KSC zuletzt regelmäßig praktiziert. Die Herangehensweise der Gäste wird sich dadurch je nachdem aber nur um Nuancen verschieben.

Flanken, Wucht, Umschalten

Die Stärken der Gäste sind durchaus welche, die dem FCN nicht zwingend schmecken dürften. 2024 erzielte Karlsruhe 31 Tore in 13 Partien, was einem unglaublichen Schnitt von knapp 2.4 Treffern pro Spiel entspricht. Und dennoch veränderte man im Vergleich zur Hinrunde, als man nach Spieltag 12 auf dem 16. Rang stand, nur Kleinigkeiten. So agiert man beispielsweise öfter mit zwei defensiven Mittelfeldspielern, um für mehr Balance zu sorgen. Jene Balance ist auch der Schlüssel für die starke Rückrunde. Und dennoch sticht natürlich die Torausbeute heraus – hierfür nimmt man immer wieder die Außenverteidiger mit nach vorne und schlägt viele Flanken. Im Zentrum kann man dank einer guten Boxbesetzung für dementsprechend viel Torgefahr netzte in der Folge bereits 12-mal nach Hereingabe ein. Im Spiel gegen den Ball möchte man das Zentrum dicht halten und hoch pressen, tut dies aber nicht 90 Minuten, sondern sucht sich passende Gelegenheiten heraus, um dann mit viel Intensität den Gegner auf den Flügel zu drängen. Erobert man den Ball, geht es sehr schnell vertikal nach vorne. Mit 14 erzielten Treffern nach gegnerischem Ballverlust steht die Elf von Christian Eichner in dieser Kategorie auf Platz 1 der Liga.


„Viele Flanken, super in der Box. Wenn wir das dann so machen, wie wir es teilweise schon gezeigt haben, dann werden wir große Probleme kriegen.“

Cristian Fiél
angesprochen auf die Karlsruher Stärken bei Flanken.


Wichtig für Nürnberg: von Beginn an wach sein!

Im Hinspiel kassierte der Club nach lediglich 11 Sekunden das 0:1 durch Nebel, was bis heute das schnellste Tor dieser Saison ist. Kein Zufall bei Karlsruhe – bereits 15-mal trafen sie in der Anfangsviertelstunde, kein anderes Team mehr als 9-mal. Dem FCN hingegen war zuletzt vor allem in Rückstand liegend das fehlende Selbstbewusstsein anzumerken. Insofern ist es nochmal wichtiger als sonst, bereits vom Anpfiff an zu 100% im Spiel da zu sein. Gelegenheiten ergeben könnten sich für die Fiél-Elf auch in Umschaltaktionen. Der KSC, der viele Spieler in Angriffen mit nach vorne nimmt, ist dementsprechend nach Ballverlust anfällig. Dazu kommt das nur bedingt vorhandene Tempo der Karlsruher Defensive, die beispielsweise mit Jung und Heise über 2 ältere Außenverteidiger verfügen, hinter deren Rücken sich viele Räume ergeben könnten. Hierfür bedarf es aber zunächst, die gegnerischen Hereingaben möglichst schon in der Entstehung zu verhindern.

Paul Nebel: vom FSV Mainz 05 an den KSC ausgeliehen. Nebel agiert hinter den Spitzen, kann diese bedienen oder selbst in die Tiefe laufen und den Abschluss suchen.

Mehr als nur 40 Punkte

Ein Heimerfolg für den 1. FC Nürnberg käme sicherlich einem Befreiungsschlag gleich, mit dem man nicht nur den Klassenerhalt endgültig eintüten könnte, sondern auch die verständlicherweise mehr aufkommenden Zweifel wieder ein wenig zur Seite schieben könnte. Hierfür bedarf es einer konzentrierten Leistung. Diesmal nicht nur zwischen den Strafräumen, sondern auf dem gesamten Feld. Unschlagbar sind die Gäste sicherlich nicht. Trotz vieler Highlight-Wochen mit Siegen gegen unter anderem St. Pauli, Hertha und einem 7:0-Erfolg gegen Magdeburg. Gästetrainer Eichner sprach zuletzt davon, dass der „Fußballgott aktuell regelmäßig in Karlsruhe vorbeischaut“ – aus Club-Sicht bleibt zu hoffen, dass er sich diesmal im Max-Morlock-Stadion blicken lässt.


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