FCN: Wie viel Schuld trägt Klose am Fehlstart?

Platz 18 und weiterhin sieglos: Nach dem Fehlstart steht der Trainer in der Kritik. Was spricht für – und was gegen Klose?

1. FC Nürnberg FCN News Miroslav Klose Fehlstart Analyse CLUBFOKUS
Foto: DO IT NOW Media

Belastende Zahlen

Die Ergebnisse des 1. FC Nürnberg sprechen nicht gerade für Miroslav Klose. In den ersten sechs Pflichtspielen 2025/26 setzte es schließlich fünf Niederlagen – und noch immer wartet man auf den ersten Sieg. Erschwerend kommt der Trend aus der Schlussphase der Vorsaison hinzu. Saisonübergreifend verlor man mittlerweile zehn der vergangenen 14 Partien. Auch der Punkteschnitt des FCN-Trainers sank mittlerweile auf 1,24 und entspricht damit dem seines Vorgängers Cristian Fiél. Dennoch wird der 47-Jährige definitiv auch am kommenden Spieltag zu Hause gegen den VfL Bochum auf der Bank sitzen.

Wenig Zeit

Dass der endgültige Kader erst sehr spät fertiggestellt war, kann man Klose bei seiner Beurteilung zugutehalten. Schließlich arbeitete er in weiten Teilen der Vorbereitung mit einer Mannschaft, die auf einigen Positionen noch weit von der Idealbesetzung entfernt war. Auch in der Länderspielpause hatte man mit einigen Spielern, wie zum Beispiel Adam Markhiev, kaum Einheiten, um sie ausreichend mit dem Nürnberger System vertraut zu machen.

1. FC Nürnberg FCN News Miroslav Klose Fehlstart Analyse CLUBFOKUS
Mit dieser Aufstellung ging der FCN in das erste Ligaspiel. Seitdem hat sich sowohl das System als auch das Personal verändert.

Verzockt

Im gleichen Atemzug muss man jedoch sagen, dass Klose erneut nach wenigen Spieltagen einen Systemwechsel vornahm – da es mit dem vorherigen nicht funktionierte. War es in der Vorsaison noch der Wechsel auf die Dreierkette, so ist es diesmal die Viererkette, durch die die Leistungen in zumindest einiger Hinsicht besser wurden. An den entsprechenden Abläufen arbeitete man eigenen Aussagen zufolge jedoch erstmals vor dem Spiel gegen Paderborn, wodurch man wertvolle Zeit verlor.

Entwicklung

Caspar Jander, Jens Castrop, Berkay Yilmaz, Rafael Lubach, Stefanos Tzimas und so weiter: Die Liste der Spielernamen, die fußballerisch unter Klose besser wurden und in ihrer Entwicklung vorankamen, ist nicht gerade kurz. Das hat sicherlich auch mit der Arbeit des Trainerteams zu tun. Auch ansonsten gilt der Weltmeister von 2014 in der Mannschaft als beliebt, und ihm wird ein guter Zugang zu seinen Schützlingen attestiert.

Nächster Schritt

Auf der anderen Seite kann man auch hier argumentieren, dass der FCN unter Kloses Führung nach einer zwischenzeitlich spielerisch starken Phase in der Vorsaison schon länger auf den nächsten Schritt wartet. Die Ansätze und Prinzipien sind nach wie vor klar erkennbar, wurden seitdem aber kaum erweitert. Inwiefern sich dies mit der nun definitiv vorhandenen fußballerischen Qualität im Kader ändern wird, bleibt abzuwarten.

Bekannte Fehler

Der größte Kritikpunkt, den sich Klose gefallen lassen muss, sind die wiederkehrenden Fehler. Standardsituationen sind nach wie vor ein großes Problem. In dieser Spielzeit sind es sogar 55% der gegnerischen Eckbälle und 37% der gegnerischen Freistöße, die in einem Abschluss münden. Das ist der mit Abstand schwächste Nürnberger Wert seit Beginn der Datenerfassung 2015. Auch wenn die Saison noch jung ist, lässt sich diese Schwäche nicht wegdiskutieren. 

Ähnlich verhält es sich mit der Verteidigung von gegnerischen Hereingaben und Halbfeldflanken. Sowohl das Verhindern in der Entstehung als auch die Zuordnung im Strafraum ist ausbaufähig – das beste Beispiel war das 0:1 in Karlsruhe. Ähnliches gilt für das Stellungsspiel und insbesondere der Tiefensicherung von beispielsweise Berkay Yilmaz. Das fällt sicher nicht alles in das Aufgabengebiet Kloses, aber als Cheftrainer ist er am Ende nun mal der Hauptverantwortliche.

1. FC Nürnberg FCN News Miroslav Klose Fehlstart Analyse CLUBFOKUS
Nicht alle Nürnberger Schwachstellen fallen in den Aufgabenbereich des Cheftrainers, der sich aber am Ende dennoch dafür verantworten muss.

Dass der Club 2024/25 ganze acht Spiele nach eigener Führung verlor, ist nicht nur mit „Pech“ zu erklären. Gegen den KSC sah man erneut, dass eine gegnerische Umstellung im Laufe des Spiels den Franken Schwierigkeiten bereiten kann. Karlsruhe agierte nach der Pause im 4-2-2-2 mit Ball, da ein Innenverteidiger auf die Sechs rückte. Das entschied am Ende zwar nicht zwingend die Partie, erschwerte aber das Nürnberger Pressing. Eine solche Entwicklung gab es nicht zum ersten Mal innerhalb eines Spiels.

Teilschuld

Dass Miroslav Klose der Alleinschuldige am Fehlstart ist, kann man keinesfalls sagen. Sowohl die Transferperiode, der aufgeblähte Kader als auch das Personal im Sturm oder der fehlende „Holding Midfielder“ auf der Sechserposition sind Themen, die nicht in den Kompetenzbereich des früheren DFB-Stürmers fallen. Dass er jedoch altbekannte Schwierigkeiten auf dem Feld seit langer Zeit nicht abstellen kann, obliegt seiner Verantwortung – oder zumindest der seines Trainerteams.

Nicht weit weg

Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass die Zukunft Miroslav Kloses von der Leistung und vom Ergebnis gegen den VfL Bochum abhängen wird. Ob es dem Trainer zuzutrauen ist, mit der Mannschaft besser als auf dem derzeitigen 18. Platz abzuschneiden? Ja, definitiv. Denn weit weg ist der Club trotz der gezeigten Probleme nicht. In den guten Phasen verpasst man es jedoch, sich zu belohnen und den vielzitierten „Dosenöffner“ zu erzwingen. 

Insofern erscheint ein Sieg am kommenden Wochenende keinesfalls ausgeschlossen – auch weil die Mannschaft von Dieter Hecking sicherlich nicht besser drauf ist. Sollte ein Heimsieg gelingen, müssen die schon länger anhaltenden Defizite dennoch bald abgestellt werden. Ansonsten erscheint die nächste Diskussion um Miroslav Klose vorprogrammiert.