Jander-Rückkehr und Justvan-Ausfall
In der ersten DFB-Pokalrunde traf der 1. FC Nürnberg auf den Regionalligisten FV Illertissen. Personell wechselte Miroslav Klose im Vergleich zur Vorwoche gegen Darmstadt gleich viermal. Pokaltorhüter Christian Mathenia ersetzte Jan Reichert. Für den krankheitsbedingt fehlenden Julian Justvan rückte Ayoub Chaikhoun in die Startelf. Neuzugang Henri Koudossou begann auf der linken Schiene für Danilo Soares. Zudem durfte Semir Telalovic bei seinem Ex-Verein das erste Mal von Beginn an auflaufen, wodurch Artem Stepanov auf die Bank rückte. Nach auskurierter Knieverletzung stand außerdem Caspar Jander das erste Mal wieder im FCN-Kader – und sollte noch eine wichtige Rolle einnehmen.
Horrorstart
Nürnbergs Trainer Miroslav Klose warnte vor dem Spiel vor der Umschaltstärke Illertissens. Von dieser konnten sich die Franken bereits in der zweiten Minute selbst ein Bild machen. Dabei gab vor allem die Nürnberger Innenverteidigung kein gutes Bild ab. Fabio Gruber wollte nach einem Ballverlust ins Gegenpressing gehen, schätzte den Ball dabei jedoch falsch ein. Luka Lochoshvili machte es nicht besser und verlor das darauffolgende direkte Duell. Zu guter Letzt war es Robin Knoche, der ebenfalls Aktien im Spiel hatte. Er sicherte als letzter Mann in etwa auf Höhe der Mittellinie – und damit deutlich tiefer als der Rest – ab. Dadurch konnte er keinen zweiten Ball einsammeln und musste sich am Ende im Laufduell gegen zwei Gegner geschlagen geben, sodass der Außenseiter früh in Führung ging.
Ideenlos
Es folgte viel Nürnberger Ballbesitz – oder besser gesagt: sehr viel ungefährlicher Nürnberger Ballbesitz. Auffallend oft versuchte man es mit hohen Diagonalbällen, bevorzugt von halbrechts auf die linke Seite. Dort stach Neuzugang Koudossou das ein oder andere Mal mit sehenswerter Ballannahme hervor. Ansonsten blieb der Club offensiv aber fast gänzlich blass.
Die Offensive agierte extrem statisch und nicht gut positioniert, sodass man nur selten in die Halbräume oder mit Tempo vor die gegnerische Abwehr kam. Illertissen verteidigte diszipliniert. Zu Beginn im 4-2-3-1, in dem Nürnbergs Sechser Rafael Lubach stets zugestellt wurde. Später sah man sie im 4-3-1-2, von wo aus sie situativ auf eine Fünferkette umstellten.
Katastrophale Halbzeit
Viele Chancen gestand der FCN dem Gegner nicht zu. Die einzigen beiden in der ersten Halbzeit verwertete Illertissen jedoch eiskalt. Auch dem 2:0 in der 43. Minute ging ein Nürnberger Ballverlust voraus. Selbst blieben die Franken zwischen der 10. und 35. Minute ohne eigenen Abschluss. Neben fehlender Intensität und technischen Unsauberkeiten präsentierten sich gleich mehrere Clubakteure in schwacher individueller Verfassung in den ersten 45 Minuten. Tim Janisch agierte über rechts extrem unglücklich, die Innenverteidigung wirkte nicht wirklich anwesend und offensiv trat kaum jemand in Erscheinung.
Umstellung
Zur Pause reagierte Klose durchaus überraschend und wechselte Kapitän Robin Knoche aus, wodurch man auf eine Viererkette umstellte. Dazu kam auch Caspar Jander zu seinem Comeback. Sowohl die strukturellen als auch die personellen Änderungen taten Nürnberg sichtlich gut. Im 4-Raute-2-System war man nun deutlich variabler. Wurde Jander im Sechserraum zugestellt, schob er hoch, wodurch sein Gegenspieler mitging und der freigewordene Raum von einem anderen FCN-Spieler besetzt wurde.
Die beiden Achter – Ayoub Chaikhoun und allen voran Rafael Lubach – kamen durch die Umstellung ebenfalls besser in die Partie. Dadurch kam man nun dynamischer in die Überladungen am Flügel und folglich zu einigen Durchbrüchen, vor allem über die linke Außenbahn über Berkay Yilmaz, der in der 66. Minute auf 1:2 verkürzte. Der eine Spieler mehr im Mittelfeld war für den FVI nur schwer zu verteidigen, auch wenn man nun endgültig auf eine Fünferkette umstellte.
Unterschiedsspieler
Ein signifikanter Unterschied zum ersten Durchgang war auch die Qualität Caspar Janders. Immer wieder war der 22-Jährige anspielbar, fand kluge Positionierungen und Räume, um das Spiel zu beschleunigen. Auch die Passschärfe des umworbenen Mittelfeldspielers half dem Club merklich. Nachdem er bereits das 1:2 vorbereitete, holte er auch den Elfmeter in der 87. Minute heraus. Den fälligen Strafstoß verwandelte Telalovic. Zuvor hatte Stepanov gute zehn Minuten vor dem Ende per Kopf den Ausgleich nach Yilmaz-Flanke erzielt.
Baustelle Standards
Wer dachte, das Spiel sei nun entschieden, sah sich jedoch getäuscht. Ein Eckball brachte dem Underdog in der Nachspielzeit den Ausgleich. Erneut verteidigte man einen ruhenden Ball ungenügend. Auch in der Verlängerung waren die wenigen Standards des Gegners oftmals gefährlich. Ansonsten waren die 2×15 Minuten von relativ viel Hin und Her geprägt. Der Club spielte Angriffe nicht gut aus, Illertissens Konterangriffe kamen über Ansätze selten hinaus.
Elfmeterschießen entscheidet
Am Ende musste der Club bis ins Elfmeterschießen gehen, um für die Entscheidung zu sorgen. Nach den Fehlschüssen von Luka Lochoshvili und Noah Maboulou ist es aber am Ende der Zweitligist, der in der ersten Runde ausscheidet. Zwar trat man zwischenzeitlich verbessert auf – aber wer nach 120 Minuten gegen einen Regionalligisten nicht gewinnt, hat mit Recht keinerlei Argumente auf seiner Seite. Dass ausgerechnet Clayton Irigoyen, ein Ex-Nürnberger, den entscheidenden Elfmeter verwandelte, ist typisch. Auch Christian Mathenia gab bei den Strafstößen keine gute Figur ab.
Nicht nur der Kader
Nach dem dramatischen Pokalaus kann man sicherlich wieder über die Qualität im Kader diskutieren. Aber gegen ein Team, das im Alltag zwei Ligen unter dem FCN spielt, kann dieser Kritikpunkt diesmal nicht der einzige sein. Auch mit dem vorhandenen Personal hätte man vor allem in der ersten Halbzeit den Leistungsunterschied sehen müssen. Sowohl als Mannschaft wie auch individuell blieb man jedoch weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Insofern wirft das Spiel viele Fragezeichen auf.
Wie hoch ist der Anteil von Joti Chatzialexiou am Fehlstart mit drei Niederlagen? Wie groß der von Miroslav Klose und seinem Trainerteam? Was machen die einzelnen Spieler derzeit falsch? Wie reagiert Robin Knoche auf seine Auswechslung? Wie abhängig ist man von Caspar Jander? Fragen über Fragen. Antworten darauf zu finden, wird in den nächsten Tagen keine leichte Aufgabe sein.