Einige Überraschungen
Beim letzten FCN-Heimspiel überraschte Nürnbergs Trainer Miroslav Klose mit einigen Entscheidungen. So erhielt Michal Kukucka erstmals in der 2. Bundesliga das Vertrauen und durfte anstelle von Jan Reichert im Tor beginnen. Obendrein standen mit Tino Kusanovic, Levin Chiumento und Eric Porstner gleich drei Spieler aus dem NLZ erstmals im Aufgebot. Dafür passen musste unter anderem Ondrej Karafiat. Während der Tscheche genauso wie Dustin Forkel aus Verletzungsgründen nicht im Kader stand, waren es bei unter anderem Lukas Schleimer laut Klose leistungstechnische Gründe.
Fast identisch
FCN-Gegner Köln wechselte vor dem Spiel den Trainer – das machte die Nürnberger Gegnervorbereitung schwieriger. Die Realität sah aber „fast identisch“ wie die Analyse aus. Personell erwartete man die Gäste wohl etwas anders, strukturell traf es jedoch – wie von Klose und seinem Trainerteam zuvor erarbeitet – zu. Der Fokus lag ohnehin hauptsächlich auf dem eigenen Spiel und weniger auf dem des Gegners.
Früher Schock
Das Spiel begann maximal unglücklich aus Nürnberger Sicht. Nach wenigen Augenblicken zeigte Schiedsrichter Hartmann bereits auf den Punkt, nahm den Strafstoß jedoch nach VAR-Eingriff zurück. Die Entstehung über die linke Kölner Seite deutete allerdings schon an, dass der FCN defensiv einiges zu überstehen haben würde.
Stabilisierter FCN
Dennoch stabilisierte sich der Club in den darauffolgenden Minuten und schaffte es, auch eigene Ballbesitzphasen zu verzeichnen. Gegen die im 4-2-3-1 agierende Funkel-Elf konnte man sich häufig flach befreien und zeigte dabei erneut verschiedene Varianten im Spielaufbau. Tim Drexler schob oftmals neben Caspar Jander ins Mittelfeld, die beiden Innenverteidiger – vor allem Robin Knoche – kamen häufig ins Andribbeln. Der Kapitän suchte dabei mehrmals die diagonale Spielverlagerung gegen die ballorientiert verteidigenden Kölner.
Im Glück
Nichtsdestotrotz gehörten die größten Chancen des Spiels den Kölnern. Eine zu kurze Kopfballrückgabe von Tim Janisch vergab Lemperle. Der erste Aluminiumtreffer des Effzehs resultierte aus der 19. Minute. Die Situation spielte man zwar gut aus, doch auch hier zeigt sich, warum der Club bereits 56 Gegentreffer hinnehmen musste. In fast jeder Situation kommt man einen Schritt zu spät, sodass Kainz relativ unbedrängt den Ball zweimal im Halbraum spielen kann.
Ein flacher Diagonalpass Paqaradas kommt bei Waldschmidt an, der auf den umtriebigen Kainz weiterleitet. Dessen gut getimten Steckpass vergibt Thielmann und scheitert am Pfosten. Der rechte Flügelspieler traf auch zehn Minuten vor der Pause nur die Latte. Vorausgegangen war erneut ein Angriff über die linke Kölner Seite sowie ein flacher Diagonalpass von Linksverteidiger Paqarada ins Zentrum. Der Club hatte große Schwierigkeiten, sowohl die linke Kölner Seite als auch die Bälle in die Spielfeldmitte zu verteidigen.
Nürnberger Positionsspiel
In der ersten Halbzeit resultierte die Nürnberger Torgefahr überwiegend aus Umschaltsituationen. Aus diesen hätte man aber sowohl bei Lubachs als auch bei Janischs Abschluss mehr machen können. Klose sprach nach der Partie davon, dass er mit dem Positionsspiel seiner Mannschaft zufrieden war. Das Paradebeispiel hierfür ist sicherlich das 1:0 kurz nach der Pause, das die Nürnberger Mannschaft in der Entstehung sehr gut herausspielt.
Gruber dribbelt an, findet den entgegenkommenden Antiste, der den Ball auf Lubach klatschen lässt. Als nächstes landet der Ball beim oft im Halbraum anspielbaren Justvan, der auf Janisch verlagert. Dessen Flanke verpasst zwar Debütant Kusanovic, doch dahinter netzt Antiste kurz nach Wiederanpfiff zur 1:0-Führung für seine Farben ein.
Verbesserter FCN
Dass sowohl Janisch als auch Yilmaz in dieser Situation relativ hoch positioniert waren, trug seinen Teil dazu bei. Denn nur so konnte Janisch flanken – und durch Yilmaz’ ballfernen Lauf in den Strafraum ergab sich im Boxzentrum mehr Platz für den Club. Das war etwas, das in den Wochen zuvor nicht immer zu sehen war. Auch in den darauffolgenden Minuten fand der Nürnberger Ballbesitz in höheren Zonen statt als noch vor der Pause. Es sollte jedoch nach dem 1:0 kein weiterer Abschluss aus Nürnberger Sicht folgen – der Führungstreffer in der 46. Minute blieb der letzte.
Viele Ballverluste
Nach und nach übernahm erneut der Effzeh das Ruder. Der Club schaffte es zwar besser als vor der Pause, die Kölner aus dem Spiel heraus zu verteidigen, agierte jedoch zunehmend fehleranfällig im Ballbesitz. Dadurch kam Köln regelmäßig zu hohen Balleroberungen. In der 60. Minute verliert Knoche am eigenen Strafraum den Ball, Paqaradas Abschluss geht aber knapp über das Tor. In der 64. Minute spielt Justvan einen schlimmen Fehlpass im Spielaufbau, Maina scheitert jedoch am stark parierenden Kukucka. Der dritte grobe Ballverlust wird schließlich bestraft: Janders Fehler in der 67. Minute landet bei Kainz, der zum Ausgleich trifft.
Wenig Risiko
In der Schlussphase schien es, als würden beide Teams nicht das letzte Risiko gehen. „Ich wäre auch mit dem Punkt zufrieden gewesen“, gestand Funkel, der nach dem Ausgleich auf offensive Wechsel verzichtete. Köln kam zwar noch zu einigen Standardsituationen, wurde aus diesen aber nicht gefährlich. So kam es, wie es kommen musste: Erneut half der FCN – und das in der 90. Minute durch den Unglücksraben Kukucka, der den Ball im Dribbling gegen Lemperle verliert. Der Stürmer beweist erneut das Auge für Kainz, der die Nürnberger Niederlage perfekt macht.
Keine Alleinschuld
Natürlich wird nach dem Spiel die Torwartentscheidung heiß diskutiert. Und natürlich ist das 1:2 ein schwerwiegender Fehler, der nicht passieren darf. Letztlich reiht sich der Keeper mit seinem Ballverlust aber in eine Reihe mit Knoche, Justvan und Jander ein, die den Kölnern ebenfalls leichtfertig Chancen ermöglichten. Zum anderen ist die Niederlage trotz der unglücklichen Umstände am Ende verdient – schon in der ersten Halbzeit hatte man in vielen Situationen das nötige Matchglück auf seiner Seite.
Insofern greift der Gedanke, ausschließlich Kukucka die Niederlage in die Schuhe zu schieben, wohl zu kurz. Klose kritisierte zudem die „Zweikampfführung“ seiner Mannschaft. Am Ende steht die vierte Heimniederlage in Folge, die achte Niederlage nach Führung und ein negativer Trend mit nur vier Punkten aus den letzten sieben Partien.