Entgegengesetzt
Obwohl erst ein Spieltag absolviert ist, kann man die Stimmung rund um den 1. FC Nürnberg nicht gerade als positiv bezeichnen. Neben einem Kader, dem es auf einigen Positionen noch an Quantität und Qualität fehlt, trägt auch der verkorkste FCN-Saisonstart mit der 0:1-Niederlage seinen Teil dazu bei. Beim SV Darmstadt, dem kommenden Gegner, ist die Lage komplett gegensätzlich. Nach dem 4:1-Auftaktsieg gegen den VfL Bochum kann der SVD von einem geglückten Auftakt in die neue Spielzeit sprechen. Nürnbergs Trainer Miroslav Klose nimmt sogar eine gewisse „Euphorie“ beim Gegner wahr.
Nach vorne verteidigen
Was die Lilien auszeichnet, sind ihre guten Bewegungen in der Offensive, was sie am vergangenen Wochenende gegen die Hecking-Elf eindrucksvoll unter Beweis stellten. Man agierte weitgehend im 4-2-4 mit einem hohen Zentrumsfokus und eingerückten Flügelspielern. Vor allem nach Balleroberung fand man sehr häufig Zielspieler Fraser Hornby, der sich in den Zehnerraum fallen ließ und von dort aus den Ball auf die nachrückenden Spieler abtropfen ließ.
Um dies zu verhindern, wird der FCN gefragt sein, im richtigen Moment durchzudecken und nach vorne zu verteidigen. Anderenfalls sind die Abläufe der Darmstädter nur schwer zu unterbinden. Auch Klose lobte Timing und Harmonie der gegnerischen Offensivspieler im Vorfeld und beschreibt die Mannschaft auch aus taktischer Sicht als „sehr gut eingestellt“. Den entsprechenden Matchplan dagegen habe man in dieser Woche trainiert. „Aber es reicht manchmal eine kleine Unaufmerksamkeit“, warnt der 47-Jährige.
Luft nach oben
Gästetrainer Florian Kohfeldt sah hingegen bei seiner Mannschaft im kontrollierten Ballbesitzspiel noch Verbesserungspotenzial, wenn man nicht gerade umschaltartig angreifen konnte. Zufriedener zeigte er sich hingegen mit dem hohen Pressing seiner Mannschaft. Insofern wird es interessant, für welche Verteidigungshöhe sich beide Teams am Freitagabend entscheiden werden. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Trainer Ende Januar legten beide viel Wert auf Kompaktheit. Am Ende setzte sich der Club mit 1:0 durch.
Standards und individuelle Fehler
Am ersten Spieltag trafen die Hessen gleich zweimal per Eckball, was aus Nürnberger Sicht zunächst nicht so gut klingt. Schließlich ist man bei Defensivstandards anfällig und kassierte auch in Elversberg den späten KO-Treffer nach Eckstoß. Chancen hingegen entstehen für Kloses Mannschaft, wenn man mit Tempo auf die gegnerische Abwehr zulaufen kann. Auch, da Innenverteidiger Aleksandar Vukotic (2,01 m groß) nicht für sein gutes Nachvorneverteidigen bekannt ist.
Sowohl er als auch Nebenmann Patric Pfeiffer (1,96 m groß) offenbarten in der Vorwoche den ein oder anderen individuellen Fehler unter Druck. Kohfeldt ließ in der Pressekonferenz sogar offen, ob man vielleicht das System verändern und auf eine Dreierkette umstellen könnte. Wahrscheinlich, weil er mit seiner Restverteidigung nicht immer einverstanden war – und um gegen die Nürnberger Doppelspitze die Überzahl zu behalten.
Ein „Brett“
Miroslav Klose war auf der Spieltagspressekonferenz der Respekt vor dem Gegner durchaus anzumerken: „Wir wissen, dass da ein Brett auf uns zukommt.“ Allen voran Stürmer Isac Lidberg sowie dessen Laufwege und Timing schätzt Nürnbergs Trainer. Nichtsdestotrotz bringen die Franken Qualitäten mit, die am Ende den Unterschied ausmachen könnten. Unter anderem verteidigt man im Regelfall gut nach vorne, was Darmstadts Zielspieler Hornby Schwierigkeiten bereiten könnte.
Im offensiven Umschaltspiel setzte man zuletzt den Hebel an. Agiert man hier verbessert, könnten sich durchaus aussichtsreiche Konterangriffe nach Balleroberung ergeben. Dennoch wird es eine klare Leistungssteigerung im Vergleich zur Vorwoche brauchen. Anderenfalls droht dem FCN ein Fehlstart, der schon früh in der Saison für schlechte Stimmung sorgen würde.