Duell der Gegensätze
Der FC Magdeburg, kommender Gegner des 1. FC Nürnberg, bricht derzeit alle Rekorde – zumindest auswärts. 9 Siege, 28 Punkte und 32 Tore erreichte so früh in der Saison noch nie ein Zweitligist auf fremdem Rasen. Die letzten drei Auswärtsspiele in Düsseldorf, Elversberg und auf Schalke konnten die Elbstädter furios mit 5:2 für sich entscheiden. Demgegenüber steht jedoch die Magdeburger Heimbilanz, wo man seit über einem Jahr auf einen Sieg wartet und dementsprechend in der Heimtabelle Platz 18 belegt.
Probleme im heimischen Stadion sind für den FCN hingegen unbekannt. Nach drei Heimsiegen in Folge steht man in der Heimtabelle auf Platz 3. Auswärts sieht es jedoch deutlich anders aus. Die letzten vier Auswärtspartien gingen sogar allesamt verloren, fünf Niederlagen in Folge gab es in der 2. Bundesliga zuletzt 1997. Insofern stellt sich die Frage, welche Serie am Samstag reißen wird. Punktet der FCN auswärts mal wieder? Oder darf Magdeburg mal wieder einen Heimsieg feiern?
Komplizierte Aufgabe
Trotz der Probleme zu Hause ist der Tabellendritte eine wahnsinnig schwierige Aufgabe für jeden Gegner, die nur bedingt mit den 17 anderen Zweitligisten zu vergleichen ist. Sie ganz hoch anzulaufen, ist schwierig. Sehr schwierig. Denn Torhüter Dominik Reimann ist der elfte Feldspieler und interpretiert das Torwartspiel so offensiv wie weltweit nur wenig andere. 53 Pässe pro 90 Minuten spielt er in dieser Spielzeit, der zweitbeste Torhüter in dieser Kategorie ist Schalkes Heekeren, der mit 37 pro 90 aber schon deutlich weniger Pässe verzeichnet.
Auch deshalb ist der FCM aus Datensicht die Benchmark der Liga in puncto Dominanz: 59% Ballbesitz, die meisten gespielten Pässe und so weiter. Auch individuell ist die Titz-Elf mittlerweile gut bestückt. Abwehrchef Mathisen, Taktgeber Gnaka, Zwischenraumspieler El Hankouri, Dribbler Burcu, Zehner Atik und Torjäger Kaars bewiesen ihre Qualität in dieser Saison bereits mehrfach.
Worauf der FCN achten muss
Magdeburg versteht es extrem gut, durch gegenläufige Bewegungen Räume zu öffnen. So lässt sich beispielsweise Atik etwas tiefer fallen und zieht dadurch seinen Gegenspieler mit heraus. Den freiwerdenden Raum attackiert man durch Tiefenläufe über Stürmer Kaars oder auch über den schnellen linken Schienenspieler Nollenberger. Da viele Teams in der 2. Bundesliga sehr mannorientiert verteidigen, schaffen sie es so sehr häufig, in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu kommen. Mit acht gespielten Steckpässen pro 90 Minuten führen sie die Liga sehr deutlich an.
Warum ist Magdeburg daheim schlechter?
Dass der FCM zu Hause erst sieben Zähler einfahren konnte, ist auch mit unglücklichen Spielverläufen zu erklären. Aber nicht nur. Während sie daheim „nur“ 1,4 Expected Goals pro Spiel kreieren, sind es auswärts mit 1,9 deutlich mehr. Und das, obwohl man zu Hause mit 62% mehr Ballbesitz verzeichnet als auswärts (55%). Denn viele Teams reisen zur Mannschaft von Christian Titz und verteidigen extrem tief. Gegen tiefe und kompakte Blocks tut sich in der Folge auch Magdeburg nicht immer leicht, da viele der Stärken dann nicht so zur Geltung kommen.
Nürnberger Matchplan
FCN-Trainer Miroslav Klose verriet vor der Partie, dass man einen guten Matchplan entwickelt habe und er sich auf diesen extrem freue. Wie er aussieht, ist natürlich Spekulation. Den Gegner permanent hoch zu pressen, wird wohl kaum realisierbar sein. Denn der Tabellenvierzehnte der Vorsaison zieht den Gegner extrem auseinander. Das heißt, dass sie das Spiel möglichst lang und breit machen, sodass der Gegner sehr viele Wege gehen und gut überlegen muss, ob er lieber versucht, den FCM in das Zentrum oder auf die Außenbahn zu lenken. Insofern ist es gut möglich, dass der 1. FC Nürnberg in vielen Phasen der Partie im Abwehr- oder maximal Mittelfeldpressing agieren wird, was angesichts der gegnerischen Spielweise verständlich wäre.
Nürnberg mit Ball gefordert
Entscheidend wird zudem sein, wie sich der FCN mit Ball verhält. Magdeburg verteidigt in der Regel über das ganze Feld im Mann-gegen-Mann. Das heißt, dass auch die Innenverteidiger sehr gut und weit nach vorne verteidigen. Es ist in jedem Fall kein Zufall, dass man ligaweit die meisten Sprints absolviert. Um dagegen bestehen zu können, muss die Klose-Elf von Beginn an ihre Ideen und Prinzipien auf das Feld bringen und nicht wie zuletzt auf Schalke oder in Köln zu Beginn nicht stattfinden. Denn in der Theorie hat man durchaus Stilmittel, die dagegen effektiv sein können. Durch die offensive Magdeburger Spielweise werden natürlich auch Umschaltsituationen nach Ballgewinn extrem wichtig sein, da man hier viel Raum in der Tiefe vorfinden kann.
Leidensfähigkeit entscheidend
Gegen Darmstadt blieb der 1. FC Nürnberg in der Defensive sehr stabil. Man ließ sich auch bei längeren gegnerischen Ballbesitzphasen nicht auseinander ziehen und blieb zwischen den Mannschaftsteilen kompakt. In Magdeburg wird dies noch deutlich mehr gefragt sein. Denn es wird zweifelsfrei Minuten geben, in denen der FCN nicht an den Ball kommen wird. Schafft man es, in dieser Zeit dennoch die Abstände gering zu halten, möglichst wenig Zwischenräume anzubieten und die Tiefe gut zu sichern, hat man viel geschafft. Dies wird jedoch mit viel „Leidensfähigkeit“ verbunden sein. Leidensfähigkeit, die sich am Ende aber lohnen könnte, um die eigene Auswärtsbilanz aufzubessern.