FCN: Vierte Pleite in Serie – Hat sich Klose vercoacht?

Nach dem 1:2 in Münster stellt der Club einen neuen Vereinsrekord auf und enttäuschte erneut in der ersten Halbzeit.

1. FC Nürnberg FCN News CLUBFOKUS Münster Analyse Miroslav Klose Trainer
Foto: DO IT NOW Media

Klose überrascht

Beim 1. FC Nürnberg wurde vor dem Spiel viel darüber diskutiert, ob und wie Miroslav Klose seiner Mannschaft ein neues Gesicht verpassen wird. Dass Robin Knoche auf der Bank Platz nehmen muss, war durchaus denkbar. Zwar hatte der Trainer auf der Pressekonferenz noch erwähnt, dass er auch in einer Viererkette problemlos verteidigen kann – aber so richtig geglaubt hatte das wahrscheinlich nicht jeder.

Umso überraschender war es jedoch, dass der FCN-Kapitän dann tatsächlich nicht in der Startelf stand – obwohl man der Dreierkette treu blieb. Stattdessen rückte Ondrej Karafiat in die Startelf und Fabio Gruber übernahm die Position des zentralen Innenverteidigers. Auch Jan Reichert, Julian Justvan und Caspar Jander standen im Vergleich zum Pokalspiel neu in der Anfangsformation.

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Neuer Defensivansatz

Auch wenn man wieder mit drei Innenverteidigern auflief, änderte der Club seine Herangehensweise im Spiel gegen den Ball. Denn man verteidigte relativ hoch mit der letzten Linie. Die beiden Schienenspieler agierten sogar deutlich weiter vorne und waren für die gegnerischen Außenverteidiger eingeteilt. Das Vierermittelfeld agierte als eine Art Raute, sodass Caspar Jander allein den Raum vor der Abwehr verteidigen sollte. Das Ziel war es offensichtlich, die Münsteraner Pässe in das Zentrum zu attackieren und den Gegner nicht mit offener Stellung in den Zwischenraum kommen zu lassen.

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Gegen die Münsteraner Raute stellte der Club seine Herangehensweise in der Defensive um. Druck auf den Ball bekam man dennoch zu selten.

Spielerisch enttäuschend

Das eigene Ballbesitz blieb in den ersten 45 Minuten aus FCN-Sicht jedoch total enttäuschend. Man schaffte es so gut wie gar nicht, die eigenen Qualitätsspieler um Julian Justvan oder Caspar Jander an den Ball zu bringen. Stattdessen war das Balltempo im Spielaufbau sehr überschaubar, sodass der Ballführende oftmals schnell Gegnerdruck – und wenig Anspielstationen – vorfand. So kam man selten über die Passkombination von Innenverteidiger auf Außenverteidiger hinaus. Stattdessen resultierten daraus schnelle Ballverluste, kaum Ruhe am Ball sowie ein nicht-funktionierendes Übergangsspiel.

Verdienter Rückstand

Sinnbildlich für das nicht-funktionierende Offensivspiel war der 1:0-Rückstand in der 32. Minute. In der Vorwärtsbewegung sorgte ein Missverständnis zwischen Karafiat und Justvan zum denkbar schlecht abgesicherten Ballverlust. Nach der Umschaltaktion war es am Ende Fabio Gruber, der gegen Oliver Batista Meier das Duell verlor, sodass auch Jan Reichert machtlos war. Elf Minuten später schaute die Nürnberger Defensive fast komplett zu. Erst konnte Münsters Rechtsverteidiger ter Horst unbedrängt in die FCN-Hälfte dribbeln. Auch in der Folgeaktion stimmte in der Abwehr nichts, sodass Torschütze Schulz frei im Strafraum an den Ball kam und zum 2:0 traf.

Umstellung greift

Zur Halbzeit korrigierte Klose seine Startelf – und stellte auf eine Viererkette um. Während nun Lubach und Justvan die Positionen im Halbraum übernahmen, waren der eingewechselte Tom Baack und Jander für das Zentrum zuständig. Der eingewechselte Neuzugang Mohamed Ali Zoma deutete sofort an, dass er mit seinem Tempo und seiner Technik eine Bereicherung für die Offensive darstellen kann. Durch die mutigere und offensivere Ausrichtung war es nun der Club, der das Spiel dominierte und in die gegnerische Hälfte verlagerte.

Das 4-2-2-2 nach der Halbzeit half dem FCN. Die gegnerische Defensive war mehr gebunden und der Club fand besser den freien Mann. Ebenfalls konnte man sich nun öfter am Flügel durchspielen – oder kam von der Außenbahn in die Mitte. Im letzten Drittel war es dennoch wenig zwingend.

Münster hatte Schwierigkeiten, die Außenbahn zu schließen. Durch die Wechselbewegungen in Halbraum und Breite zwischen den Außenverteidigern Berkay Yilmaz und Henri Koddosou sowie Lubach und Justvan war der FCN nun überlegen. Preußen hatte nicht nur in der Defensive Probleme, sondern fand auch nicht mehr zum eigenen Ballbesitzspiel. Der Club presste – nicht immer ideal – aber sehr hoch und gewann mittlerweile deutlich mehr direkte Duelle als noch in der ersten Halbzeit.

Anschluss

Zwingende Torchancen waren dennoch lange Zeit Mangelware. In der 74. Minute war es ein starker Diagonalpass des ansonsten blassen Justvans auf Lubach, der nochmal Hoffnung auf einen Punktgewinn zurückbrachte. Das war in der Entstehung gut gespielt – auch Neuzugang Zoma hatte mit seinem Lauf in die Tiefe Anteil daran, da er dadurch den Raum hinter sich öffnete. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass Münster dies nicht gut verteidigte und die Schnittstelle nicht schließen konnte.

Am Drücker

Es sollte bis zur 90. Minute der letzte Nürnberger Abschluss bleiben. Münster wirkte zwar platt, konnte durch die Umstellung auf das 5-4-1 mittlerweile die Flügel aber besser schließen – ohne sich jedoch gegen das Anlaufen der Klose-Elf befreien zu können. Diese rannte zwar an, schaffte es aber nicht mehr, einen klaren Abschluss herauszuspielen, weshalb zwar mal wieder eine deutlich bessere zweite Halbzeit, aber eine erneute Niederlage zu Buche steht.

Vercoacht?

Den Spielführer Knoche trotz Dreierkette aus der Startelf zu befördern, war eine mutige Entscheidung Kloses. Sein Ersatz Gruber konnte auf dieser Position jedoch nur bedingt besser performen, auch Karafiat agierte alles andere als glücklich. Fernab von personellen Entscheidungen stand aber vor allem erneut ein 1. FC Nürnberg in der ersten Halbzeit auf dem Platz, der auf ganzer Linie enttäuschte. Mit Ball sollte wenig funktionieren, defensiv wurden entscheidende Zweikämpfe nicht gewonnen oder gar nicht geführt. Eine Reaktion auf die letzten Leistungen war entsprechend nicht wahrzunehmen.

Keine Frage der Qualität

Auf fehlende individuelle Qualität lässt sich dies wohl kaum schieben. Geht man den Münsteraner Kader durch, der aus fußballerischer Sicht dem Club vor der Pause deutlich überlegen war, wird man hier wohl kaum mehr Qualität feststellen können. So wächst auch der Druck auf den Trainer vor dem nächsten Spiel gegen Paderborn ganz erheblich. Da die Umstellung auf die Viererkette erneut das eigene Spiel um ein Vielfaches verbesserte, sollte man diese vielleicht das nächste Mal von Beginn an auf das Feld schicken. Vielleicht ja dann wieder mit Robin Knoche – der das laut seines Trainers ja ebenfalls spielen kann. Mit dem 1:2 in Münster stellt der Club auf jeden Fall einen neuen Vereinsrekord auf: Drei Niederlagen zum Saisonstart gab es in der 2. Bundesliga noch nie.