Vier Stürmer je 60 Minuten
Mit dem Testspiel gegen den 1. FC Schweinfurt stand für den 1. FC Nürnberg am vergangenen Wochenende der erste Härtetest dieser Vorbereitung an. In zweimal 60 Minuten, in denen Miroslav Klose jeweils eine andere Elf auf den Platz schickte, verlor der Club am Ende etwas enttäuschend mit 1:2 gegen den Drittliga-Aufsteiger: „Wir wissen schon, dass wir noch einen Weg vor uns haben“, resümierte der Trainer via BILD, ohne den Optimismus zu verlieren.
Immerhin bot das Spiel – noch ohne die Neuzugänge Mickaël Biron und Luka Lochoshvili – die Möglichkeit, alle vier nominierten Stürmer über eine Stunde hinweg unter Wettkampfbedingungen zu testen. Entsprechend lassen sich erste Eindrücke festhalten.
Bemühter Telalovic
Semir Telalovic zeigte in Hälfte eins, dass er trotz seiner Statur keineswegs ein klassischer Zielspieler ist. Der Neuzugang aus Ulm agierte kombinationsfreudig und beweglich, ließ sich etwa phasenweise ins Mittelfeld fallen oder wich sogar auf den linken Flügel aus – ein Raum, in den man ihn nicht zwingend erwarten würde und der seiner Stärken wenig entspricht.
Da ihm bei zwei guten Chancen zudem die Präzision vor dem Tor fehlte, bleibt ein engagierter, aber letztlich glückloser Auftritt, bei dem längst noch nicht alles gelang.
Blasser Stepanov
Anders als Telalovic war Artem Stepanov nur selten ins Spiel eingebunden. Die Leihgabe aus Leverkusen schien vor allem darauf zu lauern, in die Tiefe geschickt zu werden, hatte aber insgesamt wenige Ballaktionen. Wenn er jedoch zwischen Ball und Gegner kam, zeigte sich seine beeindruckende Physis.
Trotz eines insgesamt unauffälligen Auftritts bewies er seine Effizienz – mit dem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 kurz vor der Pause. Es war bereits sein siebter Treffer in 150 Testspielminuten.
Abfallender Scobel
In der zweiten Hälfte durfte der im Winter aus der Oberliga Hamburg geholte Piet Scobel ran. Dem 20-Jährigen ist deutlich anzumerken, dass er sich an das Tempo im Profibereich noch gewöhnen muss. Mit einem Kopfball an die Latte ließ er aber seine Qualitäten in der Luft aufblitzen und zeigte, dass er Torgefahr aus dem Nichts erzeugen kann.
Derzeit fehlt dem 1,91 Meter großen Stürmer jedoch noch die nötige Druckresistenz in engen Räumen – was beim Sprung aus der Fünftklassigkeit zu einem Zweitligisten aber wenig verwundert.
Versierter Maboulou
Umso höher einzuschätzen ist der Auftritt von Noah Maboulou. Der 20-jährige Kongolese, zuletzt in der fünftklassigen Reserve von Stade Rennes aktiv, hinterließ gegen Schweinfurt wohl den bleibendsten Eindruck aller Angreifer. Maboulou überzeugte mit technischer Raffinesse, gutem ersten Kontakt und enger Ballführung.
Auch im Eins-gegen-Eins brachte der schlaksige Offensivmann Stabilität mit, agierte spielstark und trickreich. Lediglich Intensität und der direkte Zug zum Tor fehlen dem umtriebigen Maboulou noch, was auch erklärt, warum der FCN in der zweiten Hälfte kaum zwingend wurde. Trotzdem: ein Auftritt, der Potenzial andeutet.
Kampf um Plätze im Trainingslager
Während die Profis am Valznerweiher testeten, war auch die U23 aktiv – gegen den FSV Zwickau in Weilersbach. Mit dabei: die beiden Eigengewächse Levin Chiumento und Tino Kusanovic. Letzterer traf gleich doppelt und ist nun mit ins Trainingslager nach Südtirol gereist, während Chiumento zunächst für die Regionalligamannschaft eingeplant zu sein scheint.
In Bruneck bleibt dem Trainerteam nun eine weitere intensive Woche, um unter anderem den Konkurrenzkampf im Sturm zu beobachten. Da wohl nur zwei Plätze in der Startelf zur Verfügung stehen, dürfte es ein spannendes Rennen zwischen den mitgefahrenen Telalovic, Stepanov, Maboulou, Biron, Kusanovic und Scobel geben. Das Trio Telalovic–Stepanov–Biron dürfte gesetzt sein – während der vierte Platz in der Rangordnung offen und womöglich variabel erscheint – wenngleich sich Maboulou durch seinen ersten guten Eindruck empfohlen haben sollte und Kusanovic und Scobel sich zunächst in der Außenrollerseite wähnen dürften.
Doch knapp drei Wochen vor Saisonstart sind noch viele Dinge möglich – wie bspw. die Verpflichtung eines weitere Neuzugangs für den Angriff.