FCN enttäuscht weiterhin
Vier magere Tore, vier Punkte nach sieben Spieltagen, Platz 16 – der Saisonstart des 1. FC Nürnberg ist ernüchternd. Trainer Miroslav Klose steht deshalb zunehmend in der Kritik. Die Kaderzusammenstellung war zwar spät und phasenweise chaotisch, doch auch zwei Wochen nach Schließung des Transferfensters setzte es zwei Niederlagen in drei Spielen. Besonders die jüngste 0:3-Heimniederlage gegen Hertha BSC war leistungstechnisch eine herbe Enttäuschung.
Damit drängt sich die Frage auf, warum es Klose bislang nicht gelingt, aus seinen Einzelspielern eine funktionierende Mannschaft zu formen – zumal ein Blick auf die Daten zeigt, dass einige FCN-Profis absolute Top-Werte innerhalb der 2. Bundesliga vorweisen. Ein Hinweis darauf, dass aus diesem Kader mehr herauszuholen wäre.
Top-Werte einzelner FCN-Profis
Rafael Lubach gehört zu den pressingresistentesten Spielern der Liga. Seine Präzision bei Pässen unter Druck liegt bei 91,7% – nur ein Profi ist besser. Bei gelösten Drucksituationen ist der 20-Jährige mit 77% sogar Spitzenreiter.
Innenverteidiger Luka Lochosvhili zählt statistisch zu den besten Zweikämpfern. Am Boden gewinnt er starke 76% seiner Duelle (Top-10-Wert), in der Luft ordentliche 61% (Top-16).
Berkay Yilmaz treibt das Spiel mit Ball wie kaum ein anderer an. Er führt die Liga sowohl bei Tempoläufen mit Ball als auch bei Dribblings an – und behält in 71% seiner Versuche den Ball, ein Top-5-Wert.
Auch der viel kritisierte Julian Justvan kann Spitzenwerte vorweisen: Mit 32 direkten Torschussbeteiligungen wird er nur von zwei Spielern ligaweit übertroffen.
Ali Zoma wiederum überzeugt mit Tempo. Mit 35,5 km/h ist er der sechstschnellste Spieler der Liga – auch wenn er seine Geschwindigkeit bislang noch zu selten effektiv ausspielt.
Spieler falsch eingesetzt?
Trotz all dieser Beispiele für Top-Werte – Neuzugänge wie Adam Markhiev oder Finn Becker sind hier noch gar nicht aufgeführt – steht der Club mit einem ernüchternden Gesamtwert da: Rang 16. Insofern stellt sich die Frage, ob die vorhandenen Stärken überhaupt gewinnbringend fürs Kollektiv genutzt werden – und ob die Spieler wirklich auf den Positionen eingesetzt werden, die ihr Profil am besten zur Geltung bringen.
Die Liste ist diesbezüglich lang: der im Sturm eingesetzte Lubach ist kein Neuner, U19-Torjäger Artem Stepanov definitiv kein Linksaußen. Zoma agierte in Italien als hängende Spitze, in Nürnberg pendelt er jüngst zwischen alleiniger Sturmspitze und Außenbahn. Justvan ist als klassischer Zehner bekannt, wurde zuletzt auf die rechte Seite geschoben. Lochosvhili spielte in Italien in einer Fünferkette, nun muss er sich in einer Viererkette behaupten. Tim Drexler ist mehr Innenverteidiger als Rechtsverteidiger. Und Yilmaz’ offensive Stärken stehen defensiven Schwächen gegenüber, die in einer Viererkette stärker ins Gewicht fallen.
Argumente schwinden
Folglich gibt es derzeit einige Entscheidungen, die zumindest diskussionswürdig sind. Freilich lassen sich für einzelne Maßnahmen jeweils Argumente finden. Doch das daraus resultierende Gesamtergebnis ist weiterhin wenig erfolgreich. Gleichzeitig ist klar: Klose trägt nicht die alleinige Verantwortung für die größte Club-Misere seit einiger Zeit – man denke nur an die Qualitätsprobleme in vorderster Front.
Doch das 0:3 gegen Hertha hat weitere Argumente zunichtegemacht, dass es in dieser Konstellation nachhaltig besser wird. Der vermeintliche Befreiungsschlag gegen Bochum verpuffte. Umso mehr gilt: Beim kommenden Auswärtsspiel in Düsseldorf braucht es dringend eine überzeugende Leistung – von Spielern wie vom Trainer, individuell wie kollektiv.