FCN überlädt sich zum Sieg

Der 1:2-Erfolg in Dresden war mehr als nur drei Punkte – auch, weil Klose bei seiner Aufstellung ins Schwarze traf.

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Foto: DO IT NOW Media

Überraschend

Mit zwei Änderungen in der Startelf begann der 1. FC Nürnberg das Auswärtsspiel in Dresden. Robin Knoche und Tim Janisch rückten für Luka Lochoshvili (gelbgesperrt) und Tim Drexler in die Partie. Damit stand auch fest, dass FCN-Kapitän Knoche das erste Mal seit über einem Jahr von Beginn an in einer Viererkette verteidigen durfte/musste. Auf der anderen Seite begann Dynamo mit zwei klassischen Zielspielern – Ex-Nürnberger Christoph Daferner und Vincent Vermeij.

Blitzstart

Es dauerte gerade einmal 13 Sekunden, ehe der Club zum ersten Mal jubeln durfte. Vorausgegangen war ein Anstoß, den der FCN in gewohnter Manier ausspielte. Man überlud von Beginn an die Seite und versuchte, sich auf dieser durchzuspielen. Auf dem Weg bis zum Tor stimmte auf Seiten von Dynamo sicherlich sehr wenig, bei der Klose-Elf hingegen umso mehr. Die Positionierung Julian Justvans war zwischen möglichst vielen Gegenspielern, sodass sich keiner so wirklich für ihn verantwortlich fühlte.

Artem Stepanov setzte sich danach im direkten Duell gegen seinen Gegenspieler – aus Dresdner Sicht sicherlich deutlich zu einfach – durch. Den gut getimten Cutback bzw. Rückpass des Stürmers vollendete Rafael Lubach gekonnt gegen die Laufrichtung des Torwarts. Er konnte nur so frei einschießen, da kurz zuvor Mohamed Ali Zoma auf der linken Seite den Weg bis in den Fünfmeterraum durchlief und dadurch seinen Gegenspieler mitzog, der ansonsten die Ablage Stepanovs hätte erreichen können.

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Bereits beim Abstoß funktionierte die Nürnberger Überladung auf der rechten Seite. Mit Justvans Positionierung im Zwischenraum hatte der Gegner – nicht nur in dieser Situation – große Probleme, hätte jedoch auch „einfach“ nach vorne verteidigen müssen. Auch Stepanov und Zoma hatten mit ihren Aktionen entscheidenden Anteil an Lubachs Treffer.

Gut eingestellt

Nach dem frühen Führungstreffer konnte man dann auch beobachten, wie der FCN das Spiel gegen den Ball angehen wollte. Das war anders als in der Vorwoche, als man zu Spielbeginn auf ein flaches 4-3-3 setzte. Am Freitagabend agierte man in dieser Hinsicht sehr variabel und gut auf den Gegner eingestellt.

Entscheidende Achter

Aus der 4-1-4-1-Grundformation schob im hohen Anlaufen situativ ein Achter (Rafael Lubach oder Finn-Ole Becker) nach vorne, sodass Adam Markhiyev ebenfalls eine Reihe nach vorne rückte und die Achterposition auffüllte. Blieb man im 4-1-4-1 und Dynamo spielte einen seiner vielen langen Bälle in Richtung der beiden Stürmer, so war es auffällig, dass Lubach und Becker sehr schnell den Weg nach hinten suchten, um für etwaige zweite Bälle präsent zu sein.

In den Phasen, in denen man tiefer verteidigen musste, rückte auch der ballferne Flügel, oftmals Zoma, weit mit nach hinten, um entsprechend viel Personal bei den vielen gegnerischen Hereingaben in der eigenen Box zu haben.

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Der FCN verteidigte im 4-1-4-1, das Mittelfeld presste in der Regel raumorientiert, während die Viererkette ihre Gegenspieler mannorientiert verfolgte. Oft schaffte man es, einen gegnerischen Innenverteidiger zu isolieren und den langen Schlag zu erzwingen. Nach diesem konnte man sowohl die meisten ersten als auch zweiten Bälle einsammeln.

Wenig Chancen

In der Folge entwickelte sich eine Partie mit wenigen Torraumszenen. Der FCN fand zwar öfter als in der Vorwoche den vielzitierten „freien Mann“, hatte abgesehen von Zomas sehenswertem Fallrückzieher vor der Pause aber keinen weiteren Abschluss mehr und war entsprechend mal wieder effizient. Defensiv hatte man mit den vielen langen Bällen und Flanken Dynamos relativ wenige Probleme – außer kurz vor der Pause.

Nach einem langen Schlag des gegnerischen Torwarts schafften es Berkay Yilmaz und Robin Knoche nicht, den ersten Ball und die darauffolgende Ablage zu verhindern. In der Folge war der Raum vor dem Nürnberger Strafraum verwaist, in den sich Torschütze Kother bewegte und aus knapp 16 Metern zum Ausgleich unmittelbar vor der Pause traf. Bis dahin hatte der FCN zwar nichts zugelassen, konnte aber mit fortlaufender Spieldauer in der ersten Halbzeit auch selbst nur noch sporadisch Offensivaktionen verzeichnen.

Aktiver

Umso wichtiger war es, dass der Club aktiv aus der Pause kam, sodass Dynamo wenig Zugriff bekam. Die Franken schafften es ähnlich wie zu Spielbeginn, sich aus dem gegnerischen Pressing zu befreien. Mit einigen Steil-Klatsch-Aktionen, dem Spielen und Gehen der Außenverteidiger und durch die eigenen Positionierungen agierte man dominant. Immer wieder überlud man die Ballseite, besetzte auf dieser unter anderem die Flügel doppelt und zwang Dynamo dadurch, extrem auf eine Seite zu schieben. Gleichzeitig hielt Nürnbergs ballferner Außenverteidiger auf der anderen Seite relativ konstant die Breite und war durch Verlagerungen anspielbar.

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Der ballferne Flügelspieler, vor allem Justvan, rückte immer wieder ins Zentrum, womit Dresden Probleme hatte. Dadurch ergab sich auf der anderen Seite für bspw. Janisch viel Freiraum.

Das beste Beispiel hierfür ist das 1:2 durch Janisch. Markhiyev lässt sich nach hinten fallen, durch einen kurzen Lockpass auf Lubach erhält Knoche Freiraum und nutzt diesen mit einem mutigen Andribbeln. Der Ball kommt auf den Flügel zu Zoma, der von Yilmaz hinterlaufen wird. Gleichzeitig positioniert sich Justvan klug vor der gegnerischen Kette, kommt an den Ball, dribbelt an und gibt ihn nach rechts zu Janisch, der ins lange Eck trifft.

Verschiedene Phasen

Nach dem erneuten Führungstreffer gab es verschiedene Phasen. Zunächst hätte man in einigen Umschaltsituationen das dritte Tor erzielen können. Später lief man Gefahr, zu tief und passiv zu werden. Die frischen Kräfte rund um Tim Drexler, Adriano Grimaldi und Pape Diop halfen dabei, wieder mehr Entlastung herzustellen – und vor allem auch selbst den Ball wieder durch die eigenen Reihen laufen zu lassen. Dass es danach chancenarm blieb, spricht angesichts des Spielstandes mehr für den FCN als für den Gegner. Die Einwechslung der kopfballstarken Spieler rund um Piet Scobel half zudem dabei, die hohen Bälle Dresdens klären zu können.

Verdienter Sieg

So verdiente man sich am Ende den Auswärtssieg, durch den man seit mittlerweile fünf Partien ungeschlagen ist. Ein Offensivspektakel war es erneut nicht, aber man verteidigte über nahezu 90 Minuten sehr diszipliniert und erzielte wie schon in der Vorwoche schön herausgespielte Tore. Mit den Personalentscheidungen lag das Nürnberger Trainerteam am zwölften Spieltag richtig. Janisch traf – und Knoches Schwächen wurden gegen zwei langsame gegnerische Zielspieler kaum offenbart. Mit 11 von 15 Punkten aus den vergangenen Spielen lässt sich aus FCN-Sicht nun entspannt in die Länderspielpause gehen.