FCN: Sitzt das Problem auf der Bank?

Warum der Club kaum auf Spielverläufe reagieren kann – und was die Zahlen zeigen.

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Kritik

Der 1. FC Nürnberg und Miroslav Klose stehen in der Kritik, kaum auf den jeweiligen Spielverlauf zu reagieren. Als letztes Beispiel wird das FCN-Spiel in Magdeburg herangezogen. Der Club startete ordentlich, wurde aber mit fortlaufender Spieldauer schwächer. Noch immer ist man das Team, das die wenigsten Ein- und Auswechslungen innerhalb einer Partie der 2. Bundesliga vornimmt. In den letzten fünf Partien nutzte man aber jeweils alle fünf Wechseloptionen, wenngleich sich über die Sinnhaftigkeit einiger – wie zuletzt des späten Dreifachwechsels in Magdeburg – diskutieren lässt.

Schlechte Ausbeute

Die nackten Zahlen sprechen für einen sehr geringen Input der Nürnberger Joker. Gerade mal zwei Torbeteiligungen erfasst transfermarkt.de von den bislang 56 vorgenommenen Einwechslungen, was ligaweit von keinem Team unterboten wird. Gegen Bochum traf Adriano Grimaldi nach einem Freistoß, in Kaiserslautern war es Robin Knoche, der per Elfmeter den 1:1-Ausgleich erzielte.

Platz 17

Was damit durchaus korrelieren könnte, ist die Tabelle ab der 76. Minute. Von da an bis zum Schlusspfiff steht der FCN auf dem vorletzten Platz. Fünfmal ging man in der Schlussphase isoliert betrachtet als Verlierer vom Feld. Die bereits acht kassierten Gegentreffer in diesem Zeitraum werden lediglich vom kommenden Gegner aus Fürth übertroffen.

Wäre das Spiel in der 60. Minute beendet, stünde die Klose-Elf sogar auf dem sechsten Platz – vor beispielsweise Hannover und Darmstadt, die in der Endabrechnung aber neun beziehungsweise acht Zähler mehr als der Club haben.

Anpassungen

Unabhängig von den Wechseln kann man aber auch anders auf ein Spiel von außen Einfluss nehmen. Hier gab es die ein oder andere Anpassung in den letzten Wochen, die dem Nürnberger Spiel zuträglich war. Zum Beispiel beim 2:0-Erfolg gegen Bielefeld, als sich Finn Ole Becker nach wenigen Minuten deutlich höher positionierte, wo er dem FCN als weiterer Zwischenraumspieler gegen das 5-4-1 der Gäste half. Auch wenn sie nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sind, gibt es sinnvolle Umstellungen dieser Art öfter – mal durch kleine strukturelle Anpassungen mit oder gegen den Ball, mal durch individuelle Dinge.

Zu wenig Qualität?

Dennoch wirken viele Wechsel beim Club vorprogrammiert. Adriano Grimaldi zum Beispiel kommt immer von der Bank. In zehn von zehn möglichen Partien wurde er für den FCN eingewechselt, unabhängig vom Spielstand und Spielverlauf. Der Impact von ihm und von anderen Jokern blieb zuletzt aber extrem gering. Auch für die Dynamik des Spiels waren die Wechsel nicht immer hilfreich.

Das liegt auch daran, dass die Qualität im Nürnberger Kader nach einer sehr stark besetzten Startelf merklich schwindet. Auch profiltechnisch kann man nicht ideal nachlegen. Fällt beispielsweise Mohamed Ali Zoma aus, wird es schwierig, dessen Kombination aus Tempo, Dribbling und Tiefe am linken Flügel zu ersetzen. Mickael Biron bringt zwar die entsprechende Geschwindigkeit mit, blieb ansonsten aber maximal blass bis hierhin.

Viel Luft nach oben

Den zwei Torbeteiligungen der Franken durch Einwechselspieler stehen beispielsweise 14 Scorerpunkte durch Joker bei der SV Elversberg gegenüber. Zum Vergleich: Der Club hat in der gesamten Saison gerade einmal 15 Tore erzielt. Insofern wird man auch weiterhin gefragt sein, die Qualität in der Kaderbreite zu verbessern. Und dennoch stellte sich zuletzt auch nicht jeder Wechsel als glücklich und richtig heraus, weshalb für die schlechten Nürnberger Zahlen in der Schlussphase mehrere Faktoren eine Rolle spielen.