Überangebot auf den Außenbahnen
Tim Janisch, Justin von der Hitz und Oliver Villadsen auf rechts – Danilo Soares, Berkay Yilmaz und Eric Porstner auf links: Von einer Kaderbaustelle kann beim FCN auf der Außenverteidigerposition keine Rede sein. Im Gegenteil: Mit jeweils drei Spielern pro Seite wirkt diese Position sogar überbesetzt.
Entsprechend überraschend erscheint es, dass der Club mit dieser Vielzahl an Schienenspielern in die Vorbereitung startete. Weitere Abgänge – Jannik Hofmann wurde bereits nach Essen verliehen – scheinen daher nicht ausgeschlossen. Doch bei den beiden bisherigen Testspielen der noch jungen Vorbereitung ließ sich ein Grund für diese personelle Dichte erahnen: eine andere, bislang ungelöste Baustelle im Mittelfeld.
Lubach einziger Box-to-Box-Spieler
Nach dem Abgang von Jens Castrop in die Bundesliga sucht der FCN weiterhin einen geeigneten Nachfolger. Castrops Dynamik in beide Richtungen ist nur schwer zu ersetzen. Zwar wurde mit Tom Baack ein zentraler Mittelfeldspieler verpflichtet, sein Profil entspricht jedoch eher einer Sechs – und mit dem möglichen Wechsel von Caspar Jander zum VfB Stuttgart könnte sich bald eine weitere Lücke auftun. Aktuell steht mit Rafael Lubach nur ein klassischer Box-to-Box-Spieler im Kader.
Yilmaz schon in Braunschweig im Zentrum
Bereits beim 4:1-Auswärtssieg am letzten Spieltag der vergangenen Saison in Braunschweig testete Miroslav Klose eine kreative Lösung: Berkay Yilmaz, nominell Linksverteidiger, durfte im zentralen Mittelfeld agieren – damals mit Erfolg. Eine Rolle, die er nun auch bei den beiden Testspielen gegen Hersbruck (13:0) und Schwäbisch Hall (7:2) erneut übernahm.
Yilmaz bringt Spielintelligenz, Übersicht, Kreativität und Dribbelstärke mit – alles Eigenschaften, die ihn mit Ball am Fuß zu einem spannenden Kandidaten für das Mittelfeldzentrum machen. Lediglich im Spiel gegen den Ball blieben auf dieser Position noch Fragezeichen. Dennoch deutet einiges darauf hin, dass beim Club intern bereits eine mögliche Notlösung auf der Acht vorbereitet wird – für den Fall, dass sich die Suche nach einem Neuzugang weiter verzögert.
Mehr Platz auf der linken Seite?
Durch Yilmaz’ Versetzung ins Zentrum wird ein Platz auf der linken Außenbahn frei. Zuletzt durfte dort Oliver Villadsen ran, der zuvor auf rechts nicht mehr berücksichtigt wurde. Ob das eine dauerhafte Lösung sein könnte, wollte Klose jedoch nicht bestätigen: „Zu sagen, dass wir mit ihm auf links planen, wäre jetzt aber zu früh“, so der Coach gegenüber den Nürnberger Nachrichten.
„Er hat in Dänemark schon sehr häufig auf links gespielt. Er soll da ein bisschen Sicherheit bekommen und auch mal fußverkehrt reinziehen, damit er hinterlaufen kann.“
Miroslav Klose
über Oliver Villadsen via Nürnberger Nachrichten
Trotzdem ergeben sich aus Yilmaz’ Umfunktionierung logische Gründe für die augenscheinliche Überbesetzung auf den Außenverteidigerpositionen. Zumal der 18-jährige Porstner, je nach Entwicklung, zunächst Spielpraxis in der U23 sammeln könnte. Damit stünde Klose mit Janisch, von der Hitz, Soares und Villadsen wieder die gewünschte doppelte Besetzung für beide Seiten zur Verfügung.
Gerade weil Yilmaz so viele Dinge gut beherrscht – ideale Voraussetzungen für eine Rolle im Mittelfeldzentrum – könnte diese Konstellation zunächst bestehen bleiben – und auch eine Chance für Villadsen sein. Zumindest so lange, bis der 1. FC Nürnberg Verstärkungen fürs Mittelfeld präsentieren kann.