FCN punktet: Klose sieht ein „sehr, sehr gutes Zweitligaspiel“

Warum das Spiel ganz anders verlief als erwartet, was besser war als zuletzt – und wo der FCN trotzdem noch viel Luft nach oben hat.

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Foto: DO IT NOW Media

Mit Stürmer gegen Personalprobleme

Der 1. FC Nürnberg begann beim Auswärtsspiel in Kaiserslautern seit längerer Zeit mal wieder mit einem gelernten Mittelstürmer von Beginn an. Artem Stepanov ersetzte den verletzten Pape Diop. Dafür rückte Rafael Lubach zurück auf die Achterposition und Mohamed Ali Zoma in die Sturmspitze. Artem Stepanov gab den nominellen Linksaußen ab.

Deutlich problematischer war das Personal auf Seiten der Pfälzer. Mit Torjäger Ivan Prtajin, Abräumer Fabian Kunze und Innenverteidiger Ji-soo Kim musste man im Vergleich zur Vorwoche gleich auf drei Leistungsträger verzichten. Insgesamt nahm der FCK fünf Änderungen im Vergleich zur Vorwoche in der Startelf vor.

Überraschend

45%, 39% und 44% – das waren die durchschnittlichen Ballbesitzverhältnisse Kaiserslauterns in den letzten drei Heimspielen. Auf der anderen Seite betont FCN-Trainer Miroslav Klose regelmäßig, dass er für Ballbesitzfußball steht. Umso überraschender war die Statik, die das Spiel über weite Phasen der ersten Halbzeit hatte. Kaiserslautern konnte schließlich über 60 % der Spielanteile für sich verbuchen.

Der Club verteidigte von innen nach außen, sodass die Pfälzer viele Spielverlagerungen einstreuten. Ansonsten versuchten sie es sehr häufig, über die Flügel mit Tiefenläufen hinter die Nürnberger Abwehr zu kommen. Von dort aus schlugen sie extrem viele Flanken. Diese verteidigte die Klose-Elf diesmal zumindest in den meisten Szenen konsequenter, enger am Mann und mit mehr Personal im eigenen Strafraum.

Der FCN verteidigte in bekannter Struktur, verzichtete aber auf ein sehr hohes Pressing. Kaiserslautern kam viel über die Flügel. Mal durch Spielverlagerungen, mal durch Tiefenläufe aus dem Halbraum.

Große Probleme

Der FCN verpasste mal wieder hochkarätige Chancen. Die größte davon hatte Julian Justvan, der nach einem Foulspiel an Tim Drexler kläglich vom Elfmeterpunkt in der 15. Minute scheiterte. Danach war aus FCN-Sicht lange Zeit wenig zu sehen in der Offensive. Stattdessen hatte man sehr viele Schwierigkeiten, sich gegen das Mann-gegen-Mann-Zustellen des Gegners zu befreien. Wenig Dynamik, kaum Aktionen in die Tiefe und keine festgemachten Bälle in der vordersten Reihe sorgten für einen wenig konstruktiven Spielaufbau der Franken.

Stattdessen verzeichnete man viel zu viele Ballverluste im eigenen Abwehrdrittel. Einer davon führte kurz vor der Halbzeit zur Führung. Dass Julian Justvan in Form des Ballverlusts und Tim Drexler durch eine unglückliche Klärungsaktion daran ihre Aktien hatten, passte durchaus zur Partie. Und dennoch hätte der FCN kurz danach treffen können. Man schaffte es, endlich mal in den Rücken der FCK-Abwehr, die in dieser Situation sehr schlecht gestaffelt war, zu kommen. Erst scheiterte Stepanov am Torhüter, den Nachschuss vergab Lubach freistehend.

Gegen das mannorientierte gegnerische Pressing fand der FCN kaum Lösungen vor der Pause. Kaum schaffte man es, sich zwischen den Linien anspielbar zu machen, auch die Tiefe bedrohte man selten. Mit Stepanovs Positionierung war Klose offensichtlich nicht zufrieden und hätte sich ihn wohl deutlich eingerückter gewünscht. Das übernahm Zoma nach der Pause.

Besserer Beginn

Nach der Pause agierte der Club zunächst verbessert, nachdem man in der Halbzeit die Positionen von Zoma und Stepanov tauschte. Man hatte mehr den Ball und zeigte Wechselbewegungen untereinander. Die Abstände waren kürzer, sodass man zunächst leichter Linien überspielen und Bälle danach sichern konnte. Vor allem über die linke Seite war man nun gefährlicher und rotierte die Positionen hier öfter. Damit hatte Kaiserslautern in der Anfangsphase Schwierigkeiten. Nach und nach verflachte das Nürnberger Spiel aber, sodass man nach der Halbzeit bis zum Elfmeter lediglich 0,14 Expected Goals kreieren konnte.

Stattdessen gestand man dem Gegner einige aussichtsreiche Umschaltsituationen zu. Diese hätte Kaiserslautern definitiv besser zu Ende spielen können und das Spiel damit vielleicht auch schon entscheiden können. Demgegenüber stand ein Club, der mit im Ansatz gefährlichen Situationen und Balleroberungen ähnlich wenig anfangen konnte.

Wenig Input

Man hatte mit fortlaufender Spielzeit nicht zwingend das Gefühl, dass es die Nürnberger sind, die hinten liegen und ein Tor benötigen. Bis zur 71. Minute musste man warten, bis Klose personell reagierte. Nach einem Dreifachwechsel stellte man das System um und agierte von nun an mit drei Innenverteidigern. Die Einwechselspieler, wie zum Beispiel Mickael Biron, agierten aber maximal unglücklich und konnten kaum nennenswerten Input liefern.

Wobei das nicht so ganz stimmt. Kapitän Robin Knoche wurde auch eingewechselt – und traf am Ende zum 1:1-Ausgleich in der 93. Minute. Vorausgegangen war ein weiter Einwurf Knoches, der in einem Foulspiel an Luka Lochoshvili endete. Den fälligen Strafstoß verwandelte der Routinier.

Punktgewinn

Auf dem Betzenberg einen Punkt zu holen, ist sicherlich nicht schlecht. Das gelang in dieser Saison zuvor noch keiner Mannschaft. Miroslav Klose hatte ein „sehr, sehr gutes Zweitligaspiel“ gesehen. Dafür wirkten die Nürnberger Angriffsbemühungen über lange Zeit aber doch relativ statisch und unvollendet. Nun gilt es, das Last-Minute-Unentschieden am kommenden Wochenende gegen Eintracht Braunschweig mit drei Punkten zu bestätigen – um auch mal tabellarisch einen Schritt machen zu können.