FCN mit Viererkette
Am vierten Spieltag sollte es endlich mit Punkten für den 1. FC Nürnberg klappen. Um die Aussicht darauf zu erhöhen, änderte Miroslav Klose seine Formation und schickte den FCN erstmals in dieser Saison von Beginn an mit einer Viererkette auf das Feld. Wenig überraschend war, dass für Robin Knoche darin kein Platz war.
Dass Tim Janisch in der Startelf stand, war hingegen eher weniger zu erwarten. Dafür rückte Henri Koudossou auf die linke Seite und Berkay Yilmaz ins Mittelfeld, wo Neuzugang Finn Ole Becker sein Debüt gab. Auch Mohamed Ali Zoma stand das erste Mal von Beginn an auf dem Rasen.
Intensiver
Was man von Beginn an erkennen konnte, war eine intensivere Nürnberger Mannschaft als noch in der Vorwoche vor der Halbzeit. Man konnte die erforderliche Aktivität und Aggressivität in den direkten Duellen diesmal besser mitgehen. „Dass wir durchlaufen im Zweikampf und dazwischenhauen“, sah Innenverteidiger Fabio Gruber hier einen der großen Fortschritte bei seiner Mannschaft.
FCN-Struktur mit Ball
So wirklich sicher konnte man sich auch nach der Bekanntgabe der Aufstellung nicht sein, in welcher strukturellen Anordnung der Club auflaufen würde. Vor der Viererkette agierten im eigenen Ballbesitz Rafael Lubach sowie leicht versetzt daneben Finn Ole Becker im Zentrum, während Berkay Yilmaz den linken offensiven Halbraum besetzte.
Vorne in der Sturmmitte hielt Semir Telalovic seine Position mehr, während sein nomineller Nebenmann Ali Zoma sehr häufig weit auf den linken Flügel driftete. Sein Pendant auf der anderen Seite war Julian Justvan. Je nach Ballseite wechselten beide zwischen Flügel und Halbraum.
Verschiedene Phasen
Die erste Halbzeit war insgesamt von verschiedenen Phasen geprägt. Der Gast aus Paderborn kam etwas besser in die Partie, in der Folgezeit übernahm jedoch der Club die Kontrolle und drückte den SCP mitunter weit in die eigene Hälfte zurück. So wirklich zwingend konnte man aber auch nicht werden.
Und wenn doch, dann machte man zu wenig daraus. Wie zum Beispiel in der 37. Minute, als Ali Zoma nach einem Steckpass von Justvan durch war, aber in aussichtsreicher Situation den Sprint abbrach und den Ball verlor. Nur kurze Zeit zuvor hatte man jedoch auch Glück, als Raphael Obermairs abgefälschter Abschluss nach einer Spielverlagerung nur an die Latte ging. Glück hatte man zudem, dass vor der gegebenen roten Karte für Tim Janisch ein Paderborner Spieler knapp im Abseits stand, wodurch Platzverweis und Elfmeter vom VAR zurückgenommen wurden.
FCN gegen den Ball
In der Defensive setzte der Club je nach Pressinghöhe auf ein 4-3-3 oder 4-4-2, abhängig von Justvans Position. Man verteidigte mutig und hoch – ähnlich wie es in der Vorwoche gegen Münster geplant war und anders als in den allermeisten Spielen unter Kloses Amtszeit davor. Das machte man alles in allem ordentlich. Viel gestand man den Gästen aus dem Spiel heraus nicht zu. Dennoch waren die Entscheidungen wie auch die Winkel im Anlaufverhalten nicht immer ideal, was man aber zumeist entschärfen konnte. Hin und wieder hatte die Viererkette Schwierigkeiten, den richtigen Moment für das Herausrücken zu finden, wodurch Paderborn sich vereinzelt durch die Nürnberger Linien spielen konnte.
Wilde Halbzeit
In der zweiten Halbzeit gab es kaum noch Kontrolle auf beiden Seiten. Ein Konter folgte dem Gegenkonter. Zwischenzeitlich hatte man den Eindruck, beide Teams hätten das Mittelfeld aufgelöst. Es gab wenig Struktur bei Nürnberg und Paderborn, kaum Spielaufbau. Immer wieder ging es hin und her. Dass keine Tore daraus fielen, lag auch an schlechten Entscheidungen, die der Club traf. Nach Balleroberung hatte man mitunter aussichtsreiche Positionierungen und Situationen, machte daraus aber deutlich zu wenig. Timing, Laufwege und Strafraumbesetzung passten im letzten Drittel nur selten zusammen. Wäre dies besser gewesen, hätte man aus den zahlreichen Kontern deutlich mehr Torgefahr – und im Idealfall auch Tore – erzielen können.
Never ending story
Auch in der zweiten Halbzeit musste die Klose-Elf einmal kräftig zittern. Während die Restverteidigung nach Ballverlust oft funktionierte, war es beim Tigges-Kopfball in der Entstehung erneut eine knappe Abseitsentscheidung, aufgrund derer der VAR den Rückstand zurücknahm. Der Treffer wäre jedoch symbolisch gewesen. Denn in der Boxverteidigung hatte man bei Flanken nicht immer die beste Zuordnung. Auch Klose sah beim Verschieben seiner Viererkette nach der Partie noch Luft nach oben.
Luft nach oben besteht vor allem weiterhin bei Standardsituationen. Mal wieder funktionierte die Raumverteidigung bei Eckbällen nur sehr bedingt. Auch die auf den zweiten Pfosten geschlagenen Freistöße Paderborns sorgten nicht selten für Gefahr. Zwar kassierte man diesmal keinen Gegentreffer nach ruhendem Ball, aber gut verteidigt waren sie erneut nicht.
Wildes 0:0
„Ein 0:0 der etwas wilderen Art“, brachte SCP-Trainer Ralf Kettemann die Partie auf den Punkt. „Natürlich wollten wir das nicht so, wir wollten schon dominant sein“, war Gruber mit der zweiten Halbzeit nur bedingt zufrieden. „Das wollten wir heute auch, dass es genauso wild ist“, war FCN-Coach Klose hingegen damit einverstanden. Am Ende mussten ohnehin beide Teams mit dem Punkt leben, da beide die Partie hätten für sich entscheiden können.
Lichtblicke
Positiv aus FCN-Sicht dürften die Leistungen der Neuzugänge Becker und Ali Zoma gewesen sein, die beide ihre Qualitäten andeuten konnten. Das erkannte offensichtlich auch der Gegner, weshalb Zoma in der zweiten Halbzeit durch Defensivaufgaben links oftmals tief gebunden war. Auch Julian Justvan war etwas auffälliger als noch zu Saisonbeginn. Ebenso konnte Henri Koudossou auf der rechten Seite den ein oder anderen guten Moment für sich verzeichnen. Glücklos blieben hingegen erneut Semir Telalovic und auch Tim Janisch, der zur Halbzeit ausgewechselt wurde und keinen guten Eindruck hinterließ. Mit Ball sah es insgesamt besser aus, wenngleich das Spiel im letzten Drittel weiterhin eine große Baustelle ist. Defensiv bleiben Standards ebenso ein Problem.
Gemischtes Fazit
„Ich würde sagen, es war eine gute Leistung. Wenn wir das Spiel gewinnen, dann sagt jeder es war sehr gut“, zog Fabio Gruber ein positives Fazit. Torwart Jan Reichert, der das ein oder andere Mal gut parieren musste, sah es etwas anders: „Wir haben es über 90 Minuten verdient, einen Punkt zu holen. Der Sieg wäre vielleicht ein bisschen zu viel gewesen, weil Paderborn immer gefährlich war.“