Einbruch nach Derby
Eine Spielzeit des 1. FC Nürnberg, die lange Zeit nicht nur als ruhig, sondern sogar als gut bezeichnet werden konnte, verliert mit zunehmender Annäherung ans Saisonende diese positive Bewertung. Denn die 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln bedeutete nicht nur die vierte Heimpleite in Folge, sondern auch, dass der FCN aus den letzten sieben Partien magere vier Punkte sammelte.
Die starke Ausgangsposition für eine Platzierung im oberen Drittel nach dem 3:0-Derbysieg am 27. Spieltag über die SpVgg Greuther Fürth ließ man durch einen schwachen Saisonendspurt ungenutzt. Denn bereits jetzt steht schon fast fest, dass man die obere Tabellenhälfte, die Miroslav Klose als Ziel ausrief, nicht mehr erreichen wird.
Wiederholt schwache Schlussphase
Dabei ist es längst nicht das erste Mal, dass der 1. FC Nürnberg zum Ende einer Spielzeit kaum noch den Fuß auf den Boden bringt. Bereits in der Vorsaison sammelte man aus den letzten acht Spielen vier Punkte – eine Marke, die man nun wieder ansteuert. In der Saison 2022/2023 waren es mit 10 Punkten aus den letzten 8 Spielen immerhin nicht ganz so wenig.
Trotzdem bleibt die Bilanz in den letzten drei Spielzeiten ab dem 27. Spieltag verheerend: In 23 Spielen gelangen dem Club nur vier Siege, während man 13-mal (!) als Verlierer vom Platz ging. Der Punkteschnitt von 0,78 pro Spiel ist katastrophal und erklärt zugleich, wieso mit Hinblick auf eine neue Saison im Umfeld des Vereins mindestens Skepsis an den Tag gelegt wird. Salopp formuliert könnte man ausdrücken: Der FCN hat ein Talent dafür, dass jeder pessimistisch in die neue Spielzeit geht.
Altbekannte Probleme
Die Ursachen für diese drei verschiedenen Saison-Schlussphasen sind natürlich unterschiedlich. Und dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die u.a. bei der jüngsten Niederlage zu sehen waren: Kompaktheit, Standards, Körpergröße und Intensität nannte Klose nach der Partie u. a. für die unzufriedenstellenden Leistungen in den letzten Wochen. Allesamt Dinge, die schon in der Vorsaison ein Problem waren und nun in den letzten Wochen wieder zum Dauerthema wurden.
Offensiv wie defensiv unzureichend
Dass der Club weder hoch presst noch das tiefe Verteidigen über längere Phasen eines Spiels beherrscht, führt dazu, dass selbst der zuletzt eindimensional spielende Effzeh zu ausreichend Torchancen kam. Doch auch mit Ball steht der FCN meist sehr tief, will mit viel Personal im Spielaufbau den Gegner locken, um anschließend die Tiefe hinter der gegnerischen Abwehr anzugreifen. Auch hierauf findet die Klose-Elf gegen immer besser eingestellte Gegner nicht mehr die Lösungen, überspielt immer seltener die gegnerischen Linien, kommt immer seltener in höhere Zonen.
Natürlich auch, weil für solch eine Spielweise ein Stürmertyp wie Stefanos Tzimas, der mit seiner Explosivität die Tiefe sucht, essenziell ist. Ohne ihn wirkt die Nürnberger Offensive, wie im zweiten Durchgang gegen Köln, isoliert und harmlos. Dass der zwischenzeitliche Führungstreffer in der 46. Minute der letzte eigene Abschluss der Partie war, spricht Bände. Weder offensiv noch defensiv konnte der FCN zuletzt überzeugen.
Durchwachsene Saison
Nach holprigem Saisonstart wusste der 1. FC Nürnberg von Spieltag acht bis 26 erst spielerisch und dann defensiv mit wenigen Ausnahmen zu gefallen. Die restlichen 14 Spieltage dieser Saison sind hingegen mit wenigen Ausnahmen enttäuschend gewesen. Unter dem Strich würde man mit einem schwachen Saisonstart und schwachem Saisonende wahrscheinlich eher auf eine durchwachsene Saison in der Bewertung kommen, die stand heute auch „nur“ fünf Punkte besser als die Vorsaison ist und wohl wieder in der unteren Tabellenhälfte endet.
Trotz dieser Probleme waren die spielerischen Höhepunkte zu gut, als dass man von einer schlechten Saison sprechen könnte und völlig hoffnungslos in die neue Spielzeit gehen müsste. Stattdessen sollte man es in Nürnberg als Chance sehen, die bekannten Schwächen nochmals gnadenlos aufgezeigt bekommen zu haben, um in der Zukunft besser aus schwierigen Phasen herauszukommen.