Fehlstart perfekt
Schon am zweiten Spieltag stand der 1. FC Nürnberg unter Druck, um die Auftaktniederlage in Elversberg wieder wettzumachen. Auch wenn man gegen Darmstadt zeitweise verbessert auftrat, setzte es am Ende die nächste schmerzhafte 0:1-Niederlage. FCN-Trainer Miroslav Klose baute auf die Startelf aus der Vorwoche. Auch Gästetrainer Florian Kohfeldt vertraute dem Personal des Auftaktspiels, das man mit 4:1 gegen den VfL Bochum für sich entschieden hatte.
Veränderter FCN
Im Vergleich zum ersten Spieltag änderte der Club unter anderem seine Struktur in der Defensive. Während man gegen die SVE im 5-3-2 verteidigte, war Justvan diesmal wieder eine Reihe weiter vorne als zentraler Anläufer der offensiven Dreierreihe im 5-2-3 zu sehen. Was die Lilien immer wieder suchen, sind diagonale Spieleröffnungen durch die Außenverteidiger in den Zehnerraum auf die kurz kommenden Stürmer Isac Lindberg und allen voran Fraser Hornby. Darauf war der FCN durchaus vorbereitet.
Die Schienenspieler Tim Janisch und vor allem Danilo Soares attackierten situativ die gegnerischen Außenverteidiger, um diese Bälle schon in der Entstehung zu verhindern. Auch Berkay Yilmaz wich in der Defensive oftmals weit nach links aus, um dafür den nominellen rechten Flügelspieler Luca Marseiler zu übernehmen. Auf der Sechserposition musste Rafael Lubach entsprechend sehr weiträumig verteidigen, um den Raum vor der gut nach vorne verteidigenden Dreierkette zu schützen.
Zähe Partie
Den Franken gelang es dadurch, aus dem Ballbesitzspiel Darmstadts nur wenig zuzulassen. Hin und wieder schaffte es die Kohfeldt-Elf dennoch, sich flach bis vor die FCN-Abwehr durchzuspielen, scheiterte aber in der Regel an der Anschlussaktion, die entweder zu unsauber oder von schlechten Entscheidungen geprägt war. Ähnliches gilt für die Nürnberger Offensivaktionen, die vor der Pause aus dem eigenen Spielaufbau heraus sehr rar gesät waren.
Stattdessen ging dem Club das Übergangsspiel nahezu völlig ab. So erfolgte oftmals frühzeitig der lange Schlag in Richtung der gegnerischen Innenverteidiger Patric Pfeiffer und Aleksandar Vukotic – aber nicht etwa in den Rücken dieser, wo sie anfällig sind, sondern zumeist so, dass sie ihn leicht wieder zurückköpfen konnten. Der Klose-Elf fehlte es an Passdistanzen, Dynamik und Bewegung, um andere Lösungen zu finden. Auch der 47-Jährige bemängelte nach dem Spiel die falschen Laufwege seiner Offensivspieler. So kam es zu vielen direkten Duellen, die in den allerwenigsten Fällen zugunsten von Mickaël Biron und Co. ausfielen.
Schwungvoller
Zur Halbzeit wechselte Klose und brachte Semir Telalovic für den sehr unglücklich agierenden Artem Stepanov. Zunächst war es aber der Gast, der die Schlagzahl erhöhte und kurz nach der Pause fast durch Hiroki Akiyama in Führung gegangen wäre. Der FCN hingegen fiel nun etwas tiefer in der Defensive und musste entsprechend einige Situationen wegverteidigen. Mittlerweile kam man aber auch selbst zu der ein oder anderen aussichtsreichen Situation rund um die gegnerische Box. Vor allem der aktive Yilmaz initiierte einige Umschaltsituationen, die Telalovic zweimal vergab.
Am Drücker
Nach und nach änderte sich im zweiten Abschnitt die Statik der Partie. „Wir hatten das Gefühl, dass unsere Offensivspieler im Pressing das Spielen und Gehen der Nürnberger Innenverteidiger nicht mehr so gut verteidigen konnten“, resümierte Kohfeldt nach dem Spiel. Da die Gäste mit ihren Außenverteidigern der Viererkette auf die Nürnberger Schienenspieler herausverteidigten, taten sich dahinter das ein oder andere Mal Freiräume auf.
Um die „Schnittstellen zu schließen“, stellten sie deshalb in der Schlussphase auf eine Fünferkette um. „Du hast weniger Reihen, dementsprechend kommst du auch mehr zum Dominieren“, sah Klose darin einen der Gründe, warum seine Mannschaft spätestens ab jetzt das aktivere Team war. Aus dem Spiel heraus fehlte seinem Team jedoch immer wieder die letzte Aktion. Mal kam der Pass auf den falschen Fuß, mal war die Präzision im entscheidenden Ball nicht vorhanden, oder die Entscheidungsfindung war anderweitig nicht gut genug.
Gefährliche Eckbälle
Dass es nach ruhenden Bällen gefährlich werden konnte, war im Vorfeld der Partie abzusehen. Schließlich war der SVD in der Vorwoche gleich zweimal nach Eckball erfolgreich, während der Club per Standard gegen Elversberg verlor. Jedoch zeigte man sich nun deutlich verbessert in diesem Bereich, sodass Nürnberg zu zwei großen Kopfballgelegenheiten nach Eckstößen kam. Gruber und Knoche verpassten jedoch die Führung.
Nackenschlag
Als fast alles nach einer Punkteteilung aussah und die Gäste mit dieser sichtbar zufrieden wirkten, wurde es dramatisch. Ein langer Ball vom gut parierenden Jan Reichert auf Vukotic landete bei Hornby, der ihn auf den in die Tiefe startenden Killian Corredor weiterleitete. Dieser war von Robin Knoche nicht mehr zu stoppen und schoss am Ende am Torhüter vorbei zum späten 0:1-Siegtreffer ein.
„Es ist nicht dumm gelaufen“, wollte Klose es nicht auf Pech und Unglück schieben, sondern fand bezüglich der Entstehung klare Worte: „Wir wollen so wenig wie möglich zum Torwart spielen. Das war in dieser Situation so. […] Tim steht schon 15 Meter höher als Jan, also kriegt er den Ball weiter. Wenn der Ball zurückkommt, stehen die Stürmer im Abseits und können nicht mehr tief gehen. Das wollen wir nicht.“ Fabio Gruber beschrieb es ähnlich. Er hatte sich nach dem Pass auf Janisch in den freien Raum angeboten und hätte sich ein anderes Abspiel als den Rückpass zum Torhüter gewünscht.
Grauzone
Auch wenn nach dem Abpfiff der ein oder andere Clubakteur der Meinung war, dass man das Spiel hätte gewinnen müssen, wäre das Unentschieden wohl das gerechte Ergebnis gewesen. In jedem Fall hätte man das Spiel aufgrund der Leistungssteigerung im Laufe der Partie nicht verlieren müssen. Dennoch wird auch über die erste Halbzeit nochmal zu reden sein, in der man es kaum schaffte, sich spielerisch durch und zwischen die gegnerischen Linien zu kombinieren.
Das Offensivspiel wirkt nach wie vor eher zahnlos, sodass mitunter aussichtsreiche Situationen verpuffen. Ähnlich wie zuletzt ließ man aus dem gegnerischen Ballbesitz nur wenig Torchancen zu. Mal wieder war es jedoch ein Gegentor, das man hätte vermeiden können. So kann man am Ende zwar eine verbesserte Leistung, aber zugleich die nächste Niederlage festhalten.