Unglückliches Gegentor?
Mit der 0:1-Heimniederlage gegen den SV Darmstadt 98 kassierte der 1. FC Nürnberg am 2. Spieltag der neuen Saison bereits den zweiten späten Nackenschlag in Folge. Eine Unaufmerksamkeit in der vierten Minute der Nachspielzeit bescherte den Lilien den späten Auswärtssieg.
Die Entstehung des Gegentors könnte man durchaus als unglücklich bezeichnen: Ein langer Schlag von Torhüter Jan Reichert in die gegnerische Hälfte kam postwendend zurück und landete nach einer Verlängerung perfekt beim späteren Siegtorschützen Kilian Corredor. Das Prädikat „Pech“ wollte Miroslav Klose diesem Treffer aber nicht verleihen. Stattdessen kristallisierte sich aus den Aussagen von Trainer und Spielern nach der Partie heraus, dass ein Bruch der eigenen Prinzipien dieses Gegentor einleitete – weswegen Klose auch von „nicht dumm gelaufen“ sprach.
Janischs Rückpass zum Torhüter: Prinzipienbruch
Bevor Reichert den Ball lang schlug, erhielt er einen Rückpass von Rechtsverteidiger Tim Janisch – eine Aktion, die im Nürnberger Aufbauspiel offenbar nicht gerne gesehen wird. „Wir wollen so wenig wie möglich zum Torwart spielen“, erklärte Klose nach der Partie. Und auch unabhängig von der Trainer-Aussage sprachen die Innenverteidiger Fabio Gruber und Robin Knoche dieses Prinzip offen an: „Wir haben immer den spielerischen Ansatz und in dem Moment war es vielleicht die bessere Lösung, den Ball nicht zurückzuspielen“, so Gruber. „Das erste Mal müssen wir den Ball gar nicht zurück zu Jan spielen, sondern können ihn selbst schon nach vorne spielen“, konstatierte auch Knoche.
Gruber fehlt, Knoche hebt Abseits auf
Gerade weil Gruber nach diesem Prinzip handelte und sich nicht fallen ließ, sondern nach vorne schob, um anspielbar zu sein, fehlte ihm Sekunden später der entscheidende Schritt, um die Lücke zum Steckpass zu schließen: „Jetzt kann man sagen: okay, ich muss als Innenverteidiger da stehen. Oder man kann auch sagen: ich muss im freien Raum sein.“ Der Vize-Kapitän wollte aber keinesfalls einen Alleinschuldigen für den Gegentreffer ausmachen: „Das ist Schwachsinn.“
Einig war man sich, dass man sich auch trotz des Rückpasses besser hätte verhalten können – angefangen beim langen Schlag, der genau beim an diesem Tag in der Luft unbesiegbaren Lilien-Verteidiger Aleksandar Vukotic landete. „Aber am Ende darf das Ding nicht so durchrutschen, sondern muss im besten Fall bei der gegnerischen Eckfahne sein“, fasste Gruber zusammen. Kapitän Knoche, der ebenfalls keine glückliche Figur in dieser Szene abgab und womöglich früher hätte rausrücken können, um den Torschützen ins Abseits zu stellen, kam auf ein ähnliches Urteil: „Von vorne bis hinten scheiße gelaufen.“
Unglücklicher Janisch
Für den jungen Janisch verlief derweil der Saisonstart bislang extrem unglücklich. In Elversberg verschuldete er die Ecke, die zum Gegentor führte und gegen Darmstadt war er erneut nicht unbeteiligt am Gegentreffer. Beides Szenen, wie sie in jedem Spiel bei verschiedensten Spielern mehrfach vorkommen können – umso bitterer, dass sie ausgerechnet bei Janisch zweimal zu Last Minute-Niederlagen führten. Eine schmerzhafte, aber wohl auch lehrreiche Erfahrung für das 19-jährige Eigengewächs des Clubs.