FCN nach 2%-Sieg: Nun auch der 5%-Aufstieg?

In Kaiserslautern widersetzte sich der 1. FC Nürnberg jeglicher Wahrscheinlichkeiten – der Startschuss für einen unwahrscheinlichen Saisonendspurt? Der Algorithmus und gleichzeitig FCN-Partner Goalimpact gibt Auskunft dazu.

1. FC Nürnberg FCN News Analyse Daten Statistik Aufstieg 2. Bundesliga Trainer Miroslav Klose
Foto: DO IT NOW Media

Steigt der FCN jetzt auf?

Angesichts der klaren Chancenverteilung beim Auswärtsspiel beim 1. FC Kaiserslautern kann man von einem sehr glücklichen 2:1-Auswärtssieg des 1. FC Nürnberg sprechen. Schließlich war der FCK vor allem nach Torchancen das klar überlegene Team. Anhand der Expected Goals, also der Qualität und Quantität der Chancen, lag die Siegwahrscheinlichkeit für den FCN bei nur etwa ein bis zwei Prozent. Doch die Klose-Elf stellte den Spielverlauf und das xG-Modell auf den Kopf und nahm wichtige drei Punkte für die Tabelle mit. 

Denn nach 29 Spieltagen ist der 1. FC Nürnberg zwar nur Tabellenachter. Doch der Rückstand auf den Aufstiegsrelegationsplatz beträgt nur noch drei Punkte. Nur logisch, dass sich die Frage stellt: Kann der neunfache deutsche Meister doch noch aufsteigen? Trotz des geringen Punkterückstands erscheint dieses Szenario aufgrund der großen Anzahl an Konkurrenten und dem schwierigen Restprogramm unrealistisch. 

So hoch ist die Top-3-Wahrscheinlichkeit

Genauere Zahlen, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich eine Top-3-Platzierung für den Club ist, liefert Goalimpact, Partner des 1. FC Nürnberg. Demnach liegt die Wahrscheinlichkeit diesbezüglich bei 7 %, wie Dr. Patrick May im Gespräch mit dem CLUBFOKUS erzählt. „Wenn diese Saison noch 14-mal auf Basis der aktuellen Ausgangslage zu Ende gespielt würde, erreichte der FCN nur einmal eine Platzierung unter den ersten drei der Tabelle.“ Nach dem „2%-Sieg“ in Kaiserslautern also beste Aussichten für die Franken. 

Goalimpact: Objektiver Algorithmus

Doch wie wird dieser Wert eigentlich ermittelt? Dafür nutzt Goalimpact einen Algorithmus, der die Spieler anhand ihres Einflusses auf die Tordifferenz objektiv bewertet. Selbst aktuelle Ausfälle, wie die Verletzung von Stefanos Tzimas oder die Sperre von Janis Antiste, werden eingerechnet. Wie in jedem Modell gibt es allerdings eine Diskrepanz zur Realität. 

So geht der GOALIMPACT-Algorithmus davon aus, dass die jeweils 16 bestbewerteten Spieler auch die meiste Spielzeit bekommen. „Der beste Spieler spielt fast immer durch, der zweitbeste spielt durchschnittlich 85 Minuten und der sechzehnbeste nur fünf bis zehn Minuten“, erklärt May, der sich bewusst ist, dass dies in der Realität selten der Fall ist: „Das Modell kann ja nicht wissen, wie aufgestellt wird.“ 

Trotz Faktor Zufall: Gute Prognosen

Dabei soll der Anspruch von Goalimpact gar nicht sein, genaue Tabellenplätze vorherzusagen: „Das geht nicht. Es geht mehr darum, gewisse Bereiche abzuschätzen“, erklärt May und fügt hinzu: „Der Faktor Zufall ist im Fußball unheimlich groß.“ Tatsächlich gibt es eine Studie der Kölner Sporthochschule, die besagt: Bis zu 50 Prozent der Tore basieren auf Glück und Pech. 

Dass der Goalimpact trotzdem eine gewisse Aussagekraft besitzt, zeigen die Prognosen von vor der Saison. So sah der Algorithmus beispielsweise eine über 80 %-ige Wahrscheinlichkeit, dass Schalke 04 im unteren Drittel landen würde. Derzeit steht der als Aufstiegskandidat gehandelte S04 davon nur zwei Punkte entfernt. Auch dass der FCK um den Aufstieg mitspielt, war für den Goalimpact ebenso keine Überraschung, wie dass der FCN um das obere Drittel mitspielt. 

HSV & Köln fast durch, FCN mit Außenseiterchancen

Wenig überraschend sieht der Goalimpact jetzt die aktuelle Tabellenspitze mit dem HSV und dem 1. FC Köln zu über 70 % als direkte Aufsteiger. Dahinter sei es laut May ein „offenes Rennen“, das die SV Elversberg aufgrund ihrer Punktzahl anführe. 

Für den 1. FC Nürnberg bleiben lediglich Außenseiterchancen. Der direkte Aufstieg scheint mit einem Rückstand von sieben Punkten und einer Wahrscheinlichkeit von 2,3 % bereits abgefahren. Doch immerhin befindet man sich dahinter im Kreise vieler Mannschaften, die noch um Rang drei kämpfen. Dass der Club am Ende mindestens auf dem Relegationsplatz (exakt Rang drei: 4,7 %) landet, wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 7 % beziffert. Hinzu kämen die Relegationsspiele, wodurch die Aufstiegswahrscheinlichkeit – bei Annahme eines gleich starken Gegners – nochmals um 50 % sinken würde. 

Zusammengefasst: ein FCN-Aufstieg ist nach wie vor sehr unwahrscheinlich (etwa 4,7 %), aber fünf Spieltage vor Schluss nicht unmöglich – ein Szenario, das man vor der Saison unterschrieben hätte. Das Beispiel Kaiserslautern verdeutlicht, wie entscheidend der Faktor Glück oder Pech manchmal sein kann und Spielverläufe auf den Kopf stellen kann. Mannschaft und Trainer sollten nun allerdings daran arbeiten, den Faktor Zufall zu verringern, indem man bessere Leistungen an den Tag legt. Und vielleicht kann man dann erneut einem Modell trotzen.