FCN mit schlechtester Saison seit Jahren! Datenanalyse

Die harten Zahlen belegen: der 1. FC Nürnberg spielte in vielerlei Hinsicht die schlechteste Saison der letzten 9 Jahre. Ohnehin ist der Trend der letzten Jahre besorgniserregend, wie der Verlauf vieler Parameter zeigt. Eine objektive Analyse, die die vielen Schwächen darlegt.

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Foto: fcn.de

Saison 2023/2024 zum Vergessen für FCN

Es war eine Saison zum Vergessen für den 1. FC Nürnberg. Mit letztendlich 40 Punkten und Tabellenplatz 12 landete der FCN im Niemandsland der 2. Bundesliga, worüber man angesichts des krassen Leistungseinbruchs noch froh sein muss. Schließlich schleppte man sich mit nur einem Sieg und 7 Niederlagen aus den letzten 9 Spielen in die Sommerpause. Demzufolge sind nicht nur viele Fans glücklich darüber, dass diese unzufriedenstellende Saison nun endlich ein Ende nahm.


„Ich habe nichts dagegen, dass sie [die Saison] jetzt zu Ende ist.“

Cristian Fiél
nach der Niederlage gegen den HSV


Vergleicht man die Daten der letzten 8 Spielzeiten des Clubs in der 2. Bundesliga, so gibt es viele Anhaltspunkte dafür, dass die Saison 2023/2024 wohl die schlechteste war. Zwar liegt die Horrorsaison 2019/2020 mit Tabellenplatz 16 und 37 Punkten noch knapp darunter. Jedoch sind darüber hinaus viele Zahlen sogar noch schlechter als vor vier Jahren.

Schwächste Club-Saison seit 2015/2016

Dies beginnt bei den Expected Points – also den Punkten, die anhand der Qualität und Quantität der eignen sowie gegnerischen Abschlüsse erwartbar waren. Demnach käme der FCN in der abgelaufenen Saison auf 41.3 Punkte. Dies wäre sogar ein Punkt mehr als die tatsächlich gesammelten 40 Punkte, stellt aber trotzdem den schwächsten Wert der vergangenen 8 Zweitliga-Saisons dar. Besonders besorgniserregend ist hierbei die Entwicklung. Während man sich bis zum Bundesligaaufstieg 2018 stetig steigerte, ist seit dem direkten Wiederabstieg eine rückläufige Entwicklung zu beobachten.

Nicht enthalten: 2018/2019, da man in dieser Saison Bundesliga spielte.

Nürnberger Defensive anfällig wie selten

Dass der 1. FC Nürnberg in der abgelaufenen Saison so wenig Punkte verdient hätte und letztendlich auch sammelte, liegt vor allem an den großen Schwächen in der Defensive. 64 Gegentore ist wenig überraschend der schwächste Wert in den letzten 8 Zweitligasaison – und sogar nur 4 Tore besser als in der Bundesliga-Abstiegssaison 2018/2019. Auch hier sprechen die Expected Goals die gleiche Sprache. Chancen für 1.75 Tore ließ man dem Gegner pro Spiel zu – das liegt deutlich über dem Schnitt der letzten 8 Zweitligasaison und auch deutlich über dem vorherigen Tiefstwert von 1.66 in der Saison 2021/2022.

Kaum Balleroberungen und Pressing vom FCN

Ein Hauptgrund für die großen Abwehrprobleme des FCN waren in dieser Saison die fehlenden Fähigkeiten in der Balleroberung. Nur 75-mal pro Spiel (mit Abstand am wenigsten in der Liga) nahm man dem gegnerischen Team den Ball ab. Obwohl dies schon in der Vorsaison keine Stärke des FCNs war, lag der Wert trotzdem mit 83 Balleroberungen deutlich über dem diesjährigen. Wenig überraschend war diese Zweitliga-Saison diesbezüglich ebenfalls die schwächste seit 2015/2016. Eng damit verbunden ist die Intensität im Pressing. Kein Team von Bundesliga bis 3. Liga ließ in dieser Saison dem Gegner mehr Pässe im Spielaufbau spielen. Über 15-mal durfte der Gegner im Spielaufbau sich den Ball zuspielen, ehe der FCN mit einer Abwehraktion dazwischenkam – mit Abstand Tiefstwert in den vergangenen 8 Zweitliga-Saisons des Clubs.

Viele Tiefstwerte: Ergebnis einer Entwicklung

Nicht nur die Tatsache, dass in der abgelaufenen Saison viele Tiefstwerte erreicht wurden, sondern auch, dass sich dies über die letzten Jahre ankündigte, wie die Entwicklung zeigt, stimmen bedenklich. Nichtsdestotrotz gibt es auch Zahlen, die tatsächlich Bestwerte in den vergangenen 8 Zweitliga-Saisons darstellen. Wenig überraschend handelt es sich hierbei um Parameter, die das Spiel mit Ball betreffen. Der Ballbesitz gehörte allerdings nicht dazu, der mit 46% sogar Schlusslicht mit der Saison 2019/2020 bildet – sicherlich sind die Schwächen in der Balleroberung mitverantwortlich hierfür.

Immerhin Bestwerte mit Ball unter Fiél

Bestwerte sind immerhin Passquote, Pässe pro Ballbesitzphase und der Anteil an langen Pässen. Hier erkennt man durch aus den spielerischen Ansatz, den sich Cristian Fiél auf die Fahne schreibt. Nie spielte der FCN seit 2015/2016 weniger lange Pässe als in der abgelaufenen Saison (11%). Mit Kurzpassspiel versucht man sich zu befreien, was eine immerhin durchschnittliche Passquote von 83% zur Folge hat. Dadurch verzeichnet man wiederum die meisten Pässe pro Ballbesitzphase seit der Aufstiegssaison. Dass diese Art von Fußball Erfolgspotenzial hat, zeigt die Aufstiegssaison 2017/2018. Zwar ist der Köllner-Fußball deutlich vom „Fiélo-Ball“ zu unterscheiden. Jedoch ähneln die angeführten Bestwerte am ehesten der Aufstiegssaison. Noch ein entscheidender Unterschied: mit kreierten 1.59 xG pro Spiel war man unter Köllner am gefährlichsten vor dem Tor in den letzten 8 Zweitliga-Saisons. In der abgelaufenen Saison lag dieser Torwahrscheinlichkeitswert pro Spiel bei nur 1.38 xG – zwar kein Tiefstwert der vergangenen Jahre, aber im diesjährigen Ligavergleich ein bedenklicher 15. Platz.

Fehleraufarbeitung und Maßnahmen dringend nötig

Sicherlich könnte man noch viele andere Parameter hinzuziehen, die den ein oder anderen Best- und viel mehr Tiefstwerte hergäben. Jedoch sind anhand der ausgewählten Werte gut zu erkennen, wo die Stärken und vor allem die vielen Schwächen in der abgelaufenen Saison des 1. FC Nürnbergs lagen. Wer für diese Schwächen verantwortlich ist, wie man diese Schwächen im Hinblick auf die neue Saison abstellt und die Stärken weiterhin stärkt, gilt es nun für die Verantwortlichen des FCN in der Sommerpause aufzuarbeiten. Auf welches Ergebnis man kommt und welche Maßnahmen man auch trifft: eine weitere Saison dieser Art darf es definitiv nicht geben.


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