FCN: Mit halber Profi-Mannschaft: U23 auf Rekordkurs

Mit vielen Lizenzspielern in der Startformation enttäuschte die U23 des FCN beim Remis zum Jahresauftakt. Dennoch lieferte das 1:1 gegen Vilzing interessante Erkenntnisse zu u. a. Forkel, Neuzugang Grzywacz und einem schon bald neuen Rekord.

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Foto: fcn.de

Wolf muss FCN-Profis integrieren

Ganze 37 verschiedene Spieler waren vor der Winterpause für die U23 des 1. FC Nürnberg aktiv. „Es ist nicht so einfach, weil du mit deiner Mannschaft unter der Woche zusammenarbeitest. Und dann zum Spieltag kommen zwei, drei, vier Spieler von oben“, blickte Trainer Andreas Wolf via „CLUB TV“ vor dem Liga-Restart auf die Schwierigkeiten der bisherigen Saison zurück. Schließlich sollen immer wieder Profis Spielpraxis bei der Zweitvertretung sammeln. „Die dann in die Mannschaft zu integrieren“ sei laut Wolf eine Herausforderung.

Vor dieser Herausforderung standen Wolf und sein Trainerteam auch zum ersten Pflichtspiel des Kalenderjahres gegen die DJK Vilzing. Denn beim 1:1-Remis am Valznerweiher standen gleich sechs Akteure (+ der in der U23 gesetzte Torhüter Nicolas Ortegel) mit Lizenzspielervertrag in der Startformation. Während Dustin Forkel, Nick Seidel, Winners Osawe, Simon Joachims und Neuzugang Eryk Grzywacz ohnehin zumindest zum erweiterten Kreis der U23 zählen, sollte diesmal Profi-Winterneuzugang Fabio Gruber Einsatzminuten sammeln. Für ihn musste sogar Kapitän Fabian Menig auf der Bank Platz nehmen.

Nachdem die U23 in dieser Saison bislang ausschließlich in einer Viererkette auflief, wurde sinnvollerweise nun auch die bei den Profis praktizierte Fünferkette implementiert. Trotz dieser namhaften Aufstellung mit sechs Lizenzspielern stand letztendlich nur etwas über 400 Zweitliga-Minuten-Erfahrung aus dieser Saison auf dem Platz. Die U23-Top-Scorer Obiogumu und Krupa mussten ebenso wie Kapitän Menig zunächst auf die Bank.

„Zäher Auftakt“ der U23

Diesen Änderungen entsprechend waren auch wenig Automatismen auf dem Platz zu sehen. „Wir haben einiges einstudiert und auch ausprobiert“, resümierte Wolf, der selbst gesperrt an der Seitenlinie fehlte, noch vor dem Spiel eine zufriedenstellende Vorbereitung. Obwohl die U23 nach Balleroberung von Clayton Irigoyen und anschließendem Steckpass auf einen vor dem Tor eiskalten Forkel früh in Führung ging, entwickelte sich in der Folge eine ausgeglichene und highlightarme Partie gegen Vilzing.

„Es war ein zäher Auftakt“, gestand Wolf-Vertreter Andy Nägelein nach der Partie ein. Denn schon wenige Minuten nach dem Führungstreffer konnten die Gäste aus der Oberpfalz per Foulelfmeter ausgleichen. Bis auf Standardsituationen auf beiden Seiten bot dieses Spiel den rund 260 Zuschauern nur wenige spielerische Highlights. „Wir haben wenig Chancen zugelassen. Wir hatten selbst auch nicht viele Chancen. Daher würde ich sagen, das 1:1 geht in Ordnung“, schätzte Nägelein den Jahresauftakt realistisch ein.

Offensiver Grzywacz, effizienter Forkel

Trotz dieser enttäuschenden Punkteteilung konnte man auch die ein oder andere Erkenntnis mitnehmen. So spielte der 18-jährige Grzywacz vor Joachims und dem tief agierenden Kirsch überwiegend die offensivste Rolle im Dreier-Mittelfeld. Offenbar sollte der Leihspieler aus Wolfsburg hinter der Doppelspitze Scobel-Forkel situativ die letzte Linie mit Tiefenläufen attackieren. Als rechter Halbverteidiger versuchte Osawe immer wieder, das Spiel seiner Mannschaft anzutreiben, während Gruber einen soliden Auftritt in der Abwehrzentrale bot.

Besonders erfreulich war, dass Forkel nicht nur ins Tor traf, sondern darüber hinaus nach langwierigen Verletzungsproblemen wieder über volle 90 Minuten auf dem Feld stand und seine Umtriebigkeit unter Beweis stellte. Inzwischen steht der 20-jährige Stürmer bei zehn Treffern in insgesamt 14 Regionalliga-Bayern-Einsätzen, was einem Torerfolg alle 72 Minuten entspricht. Die Hoffnung wird zunehmend größer, dass der abschlussstarke Rechtsfuß auch bald wieder in der 2. Bundesliga eine Rolle spielen könnte.

Außerdem gab es schon früh in der Partie ein Debüt zu feiern: Der 18-jährige U19-Spieler Tobias Heß kam nach 26 Minuten für den gelb-rot-gefährdeten Elfmetersünder Charalampos Georgiadis und übernahm die Position auf der rechten Schiene.

Eingesetzte Spieler: U23 vor Rekord

Dadurch und durch den Einsatz von Gruber sowie des noch eher unauffälligen Sturmneuzugangs Piet Scobel erhöhte sich die Anzahl der eingesetzten Spieler in der U23 auf satte 40 – knapp hinter dem kommenden Gegner FC Augsburg II (41), dem zweithöchsten Wert dieser Saison. Nach nun 23 Spieltagen hat die Nürnberger U23 bereits acht Spieler mehr als in der Vorsaison eingesetzt und liegt nur noch einen Akteur hinter der eigenen Höchstmarke über eine gesamte Saison seit der Regionalliga-Bayern-Gründung 2012. Die Chancen stehen gut, dass der eigene Rekord von 41 eingesetzten Spielern schon sehr bald fällt.

Wolf mit schwierigem Balanceakt

Auch wenn Wolf von einer guten Kommunikation zur Profi-Mannschaft spricht, steht er weiterhin vor einem schwierigen Balanceakt. Einerseits sollen junge Profis bei seiner Mannschaft Spielpraxis sammeln und eigene Säulen dafür weichen. Andererseits bedeutete das Remis zum Restart, dass man derzeit nur sechs Punkte Vorsprung auf die beiden Abstiegsrelegationsplätze hat – und das, obwohl Gegner Vilzing sowie Hankofen zwei Spiele weniger als die U23 auf dem Konto haben.

Umso wichtiger wird es, die Sieglosserie von sechs Spielen am kommenden Wochenende bei der Zweitvertretung des FC Augsburg zu stoppen. Schließlich könnten die Fuggerstädter als Tabellenvierzehnter (erster Nichtabstiegsplatz) die Wolf-Elf mit einem Sieg in der Tabelle überholen – ein Szenario, das es für eine ruhige Saison tunlichst zu vermeiden gilt.