FCN leiht FC Bayern-Talent Buchmann: Warum?

Die Korrektur einer Fehleinschätzung bei der Kaderplanung?

1. FC Nürnberg FCN News Analyse Tarek Buchmann Transfermarkt Profil Stärken Spielweise Taktik Scouting Nachwuchs FC Bayern München FCB
Foto: FCN.de

Überraschender Deal

Etwas überraschend verstärkt sich der 1. FC Nürnberg mit Tarek Buchmann vom FC Bayern – wie inzwischen offiziell bestätigt wurde. Überraschend ist hierbei jedoch weniger das Zustandekommen des Wechsels, sondern vielmehr die Art des Deals. Denn bei der Verpflichtung handelt es sich laut übereinstimmenden Medienberichten um eine einjährige Leihe ohne Kaufoption. Zuvor verlängerte der 20-jährige Abwehrspieler seinen eigentlich 2026 auslaufenden Vertrag in München um ein weiteres Jahr.

Ein Blick auf die Ersatzbank in Elversberg sowie bei der Generalprobe gegen Gladbach verdeutlicht den Bedarf: Mit Ondrej Karafiat stand lediglich ein Innenverteidiger als Backup zur Verfügung – auch, weil mit Nick Seidel ein junger Spieler, der in der Vorsaison erste Profieinsätze sammelte, nach Regensburg verliehen wurde. Der 17-jährige Neuzugang Kristian Mandic soll hingegen wie angekündigt zunächst Spielpraxis in der U23 sammeln, durfte aber mit den Profis zumindest das Trainingslager absolvieren.

Buchmann vor Mandic & Seidel?

Offenbar kristallisierte sich in der Vorbereitung heraus, dass weder Mandic noch Seidel als Innenverteidiger Nummer vier oder fünf hinter dem gesetzten Trio Robin Knoche, Fabio Gruber und Luka Lochoshvili infrage kommen – anders, als man es sich intern möglicherweise erhofft hatte. Vor diesem Hintergrund erscheint die Verpflichtung eines Neuzugangs als nachvollziehbare Korrektur einer Kader-Fehleinschätzung.

Ob Buchmann den beiden jedoch auf Anhieb voraus ist, bleibt fraglich. Das Bayern-Talent wurde zuletzt immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen und kam in den vergangenen zwei Jahren auf gerade einmal sechs Regionalliga-Einsätze – seine bislang gesamte Erfahrung im Herrenbereich. In der A-Junioren-Bundesliga zeigte der 1,88 Meter große Rechtsfuß hingegen sein riesiges Potenzial als moderner Innenverteidiger.

Ausführliche Analyse [hier]

Buchmanns großes Potenzial

Wie hoch sein Potenzial eingeschätzt wurde, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass der FC Bayern ihn 2023 mit einem Profi-Vertrag ausstattete. Schon ein Jahr zuvor wurde Buchmann mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze (U17) ausgezeichnet – eine der höchsten individuellen Nachwuchsehrungen im deutschen Fußball.

Das Problem: Zwischen dieser Auszeichnung und heute liegen über drei Jahre – und vor allem viel verpasste Spielpraxis. Möglich, dass Buchmann bei vollständiger Fitness schnell das Niveau eines Robin Knoche erreichen könnte. Doch angesichts seiner Verletzungshistorie – ohne die er womöglich gar kein Thema für einen Zweitligisten wäre – lässt sich kaum seriös prognostizieren, wie schnell (oder ob) er sein Leistungsvermögen wieder voll abrufen kann.

Klar ist: Er braucht dringend Spielpraxis. Ob der Club ihm diese bei einem aktuell klar gesetzten Trio in der Abwehrzentrale regelmäßig bieten kann, bleibt jedoch offen. Insofern birgt der Deal auch Risiken – und könnte einen oder mehrere Verlierer hervorbringen.

Ausführliche Analyse [hier]

Buchmann als pragmatische Lösung

Andererseits bietet der Transfer aus Club-Sicht auch eine pragmatische Komponente. Buchmann kann – sofern fit – die Rolle als Backup sowohl auf der zentralen als auch der rechten Innenverteidigerposition übernehmen, ohne als junger Leihspieler selbst allzu großen Anspruch auf Spielzeit zu erheben. In einem Mannschaftsteil, der mit Knoche, Gruber und Lochoshvili derzeit zu den stabilsten gehört, würde ein erfahrener Neuzugang mit Startelf-Ambitionen womöglich eher für Spannungen sorgen als für Lösungen.

Buchmann hingegen bringt die Chance mit, kurzfristig auszuhelfen, mittelfristig an sein Potenzial herangeführt zu werden – und blockiert langfristig keine Entwicklungsperspektive. Denn sein Leihvertrag endet 2025, sodass der Club seine Talente wie Seidel oder Mandic in der Saison 2025/2026 wieder in diese Rolle hineinwachsen lassen kann.

Kurzfristige Lösung – langfristige Fragen

Wäre es zu einer festen Verpflichtung oder zumindest zu einer Leihe mit Kaufoption gekommen, hätte dieser Transfer eines solchen Talents deutlich mehr Charme gehabt. So aber entsteht zumindest der Eindruck, dass der FCN dabei hilft, ein vielversprechendes Talent für einen anderen Verein wieder aufzubauen – während eigene entwicklungsfähige Innenverteidiger, die rein von der Vita her Buchmann kaum nachstehen, entweder verliehen wurden oder sich in der U23 beweisen müssen.

Aber: Einer potenziellen Kaderbaustelle in der Innenverteidigung wurde mit dieser Leihe eines Kaderspielers wohl kostengünstig vorgebeugt – akute Probleme an anderer Stelle bleiben jedoch zunächst bestehen.