Leihen zur Kaderverkleinerung
Ivan Marquez, Manuel Wintzheimer, Christoph Daferner und viele mehr: In der Vergangenheit dienten Leihen beim 1. FC Nürnberg meist dazu, Spieler, mit denen man nicht mehr plante, kurzfristig von der Kaderliste zu streichen. Das Problem dabei: Die Herausforderung, diese Akteure dauerhaft von der Gehaltsliste zu bekommen, wurde damit lediglich um ein Jahr verschoben.
„In der Vergangenheit war es so, dass man Spieler ausgeliehen hat, um sie wegzubekommen“, erkannte auch Joti Chatzialexiou – und kündigte nach der vergangenen Saison an, diesen Ansatz beenden zu wollen. Stattdessen sollen Leihen künftig als „strategischer Hebel, um Weiterentwicklung voranzutreiben“ dienen.
Strategiewechsel nimmt Form an
Seinen Worten ließ der 49-Jährige bereits Taten folgen: Mit Nick Seidels (20) Wechsel zum Drittligisten SSV Jahn Regensburg verlieh der Club bereits den fünften Spieler in dieser Transferphase. Auch Dustin Forkel (20) läuft für den Jahn auf. Uche Obiogumu (21) und Jannik Hofmann (23) sollen ebenfalls in der 3. Liga bei FC Schweinfurt bzw. Rot-Weiss Essen Spielpraxis sammeln. Der letztjährige U23-Torhüter Nicolas Ortegel (21) heuerte beim BFC Dynamo in der Regionalliga Nordost an.
Der große Unterschied zu früher: Alle verliehenen Spieler sind unter 24 Jahre alt und bringen noch Entwicklungspotenzial mit – mit der realistischen Perspektive, gestärkt zurückzukehren und sich für den Profikader zu empfehlen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten – doch die Chancen dafür bestehen diesmal – im Gegensatz zu den Vorjahren.
Vorreiter in Deutschland?
Mit dem 23-jährigen Torhüter Michal Kukucka steht wahrscheinlich eine weitere Leihe bevor. Ebenfalls ein Kandidat: der 18-jährige Winners Osawe. Erst kürzlich kündigte Miroslav Klose an, das Talent solle weiterhin bei der U23 in der Regionalliga Bayern Spielpraxis sammeln. Insofern könnte ein Wechsel auf Leihbasis in eine stärkere Liga der richtige Schritt für den Defensivallrounder sein.
Sollte Chatzialexiou auch für Kukucka und Osawe geeignete Stationen finden, würde die Zahl der verliehenen Spieler bereits auf sieben steigen – ein Wert, den in Deutschland aktuell nur die TSG Hoffenheim erreicht. Doch selbst ohne die beiden steht der FCN bereits an der Spitze der 2. Bundesliga, was Leihen betrifft. Ob dieses Modell tatsächlich nachhaltig Früchte trägt, wird die Zukunft zeigen – ein Strategiewechsel ist aber jetzt schon klar erkennbar.