Klose mit verbessertem Kader
Ein Trainervergleich lässt sich naturgemäß nur eingeschränkt ziehen – vor allem aufgrund der unterschiedlichen Kader, die ihnen jeweils zur Verfügung standen. In dieser Hinsicht durchlief der 1. FC Nürnberg im vergangenen Sommer mit über 20 Transferbewegungen einen massiven Umbruch.
Cristian Fiél konnte in der Saison 2023/2024 auf Talente wie Can Uzun, Nathaniel Brown, Finn Jeltsch oder Jens Castrop bauen. Miroslav Klose hingegen profitierte nicht nur von einem weiterentwickelten Castrop, sondern auch – zumindest in der Hinrunde – von einem gereiften Jeltsch. Hinzu kamen u.a. erfahrene Bundesligaspieler wie Robin Knoche und Julian Justvan sowie hochveranlagte Talente wie Stefanos Tzimas und Caspar Jander.
Unterm Strich lässt sich festhalten: Der Kader verbesserte sich im Vergleich zur Vorsaison spürbar – ein Verdienst, der dem Punktekonto von Sportvorstand Joti Chatzialexiou gutgeschrieben werden darf und bei allen weiteren Vergleichen berücksichtigt werden sollte.
Offensive: Mehr Qualität
Auf den ersten Blick haben sich die Offensivwerte des 1. FC Nürnberg kaum verändert. Mit 10,2 Abschlüssen pro 90 Minuten liegt man sogar leicht unter dem Vorjahreswert von 10,4. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der Qualität der erspielten Chancen: Der Expected-Goals-Wert verbesserte sich zwar „nur“ um rund 4,5 – die Zahl der Großchancen jedoch deutlich.
Die mageren 58 Großchancen der Vorsaison wurden unter Klose bereits weit vor dem 34. Spieltag übertroffen – am Ende standen beachtliche 88 zu Buche. Zwar ließ der FCN 52 davon ungenutzt, dennoch steigerte sich die Effizienz im Abschluss gegenüber dem Vorjahr um 3 %. Auch die Schusspräzision legte um 9 % zu – ein Hinweis auf die gestiegene individuelle Qualität im Offensivbereich. Mit einer breiten Palette an Torjägern erzielte Nürnberg letztlich 17 Treffer mehr als in der Vorsaison.
Defensive: Nur leichte Verbesserung
Auch defensiv gab es Fortschritte: sieben Gegentore weniger sowie 4,5 weniger erwartbare Gegentreffer (xGA) über die Saison gesehen. Doch das Bild bleibt durchwachsen. Die zwischenzeitliche Stabilisierung zu Beginn der Rückrunde ließ sich aus verschiedenen Gründen nicht halten. So kassierte der FCN in elf Spielen mindestens drei Gegentore – zwei mehr als im Vorjahr. Positiv: Acht Spiele ohne Gegentreffer – zwei mehr als 2023/2024. 57 Gegentore nach 34 Spieltag bleiben aber zu viele.
Passspiel: Mehr Kontrolle
Der spielerische Ansatz unter Klose blieb erhalten und wurde weiter verfeinert. Die Ballbesitzquote stieg von 46 % auf 51 %, die Passanzahl pro 90 Minuten von 337 auf 402. Auch der Fokus aufs Kurzpassspiel nahm weiter zu (+1,7 %) – sichtbar nicht nur in einer verbesserten Passquote (von 83 % auf 85 %), sondern auch in vielen sehenswerten Passstaffetten.
Alte Probleme: Pressing und Standards
Trotz leicht verbesserter Laufleistung bleiben altbekannte Schwächen bestehen – insbesondere im Pressingverhalten. Ein Angriffspressing ist nach wie vor kaum zu erkennen: Zwar ließ man den Gegner im Spielaufbau im Schnitt einen Pass weniger zu als im Vorjahr, mit einem PPDA-Wert (gegnerische Pässe pro eigener Defensivaktion) von rund 14 zählte der FCN aber weiterhin zu den passivsten Pressing-Teams der Liga. Entsprechend niedrig fällt die Zahl der hohen Balleroberungen aus – nur neun pro 90 Minuten, was letztendlich aber mehr über die Herangehensweise als über die Qualität des Verteidigens aussagt.
Kritischer sind die Gegentore nach Standards zu bewerten: Mit 18 waren es sogar vier mehr als in der Vorsaison. Immerhin wurde die Zahl der Kopfballgegentore fast halbiert – acht statt 15. Dennoch bleibt das Verteidigen von Hereingaben – sei es aus dem Spiel oder nach ruhenden Bällen – ein weiterhin ungelöstes Problem.
Grundlage für Entwicklung
Es gibt also – neben den acht mehr gesammelten Punkten – mehrere Bereiche, in denen sich der FCN unter Klose verbessert hat – wobei diese Fortschritte auch dem gestärkten Kader zuzuschreiben sind. Inwiefern eine Verbesserung auf der Trainerposition gelungen ist, lässt sich deshalb nur schwer abschließend bewerten. Angesichts des über weite Strecken attraktiven Fußballs kann man jedoch festhalten: Das Trainerteam steht der Arbeit seiner Vorgänger zumindest in nichts nach.
Nun gilt es, auf dieser Basis den nächsten Schritt zu machen, um das Ziel „Top 7“ zu erreichen. Dafür braucht es neben gezielten Impulsen vom Trainerteam auch einen konkurrenzfähigen Kader – idealerweise einen, der die altbekannten Schwächen endlich abstellen kann.