FCN: dünn besetzte Innenverteidigung
Mit Kapitän Knoche und den beiden Halbverteidigern Jeltsch und Karafiat ist der 1. FC Nürnberg derzeit gut aufgestellt in der Innenverteidigung. Doch sollte es zu Ausfällen kommen, könnte es bereits eng werden. Zwar werden Valentini und Flick als positionsfremde Alternativen gesehen, jedoch stünde mit dem ursprünglich für die U23 geplanten Nick Seidel nur ein gelernter Innenverteidiger im Ernstfall bereit. Da das Wintertransferfenster bekanntermaßen kompliziert ist, könnte man sich in Nürnberg weiterhin nach internen Lösungen umschauen.
Osawe erstmals in der Abwehrzentrale
Eine davon könnte der 18-jährige Winners Osawe sein. Wie vor der Saison kommuniziert, trainiert der Neuzugang von RaBa Leipzig bei den Profis, während er für die U23-Mannschaft in der Regionalliga Bayern zum Einsatz kommt. Nachdem er bislang achtmal auf seiner angestammten Position im zentralen Mittelfeld auflief, bildete der U17-Welt- und Europameister beim 3:3 im letzten Spiel vor der Winterpause gegen Meister Würzburg erstmals neben Kapitän Menig die Zentrale in der Viererkette – und das, obwohl die Bank mit Beetz einen erprobten Innenverteidiger hergegeben hätte.
Osawe an Gegentoren beteiligt
Dabei begann das Spiel denkbar schlecht für die Wolf-Elf und insbesondere für Osawe. Denn der Jugendnationalspieler vertändelte den Ball an der eigenen Eckfahne, woraufhin nach einer Hereingabe das 1:0 für die Gäste folgte. Bei weitem war dies nicht der einzige Ballverlust des Youngsters: Zwölf Ballverluste in der eigenen Hälfte waren unglücklicherweise Höchstwert all seiner bisher 74 in Wyscout erfassten Spiele. Ebenfalls unglücklich: Beim 2:2-Ausgleichtreffer der Würzburger war es Osawes direkter Gegenspieler, der eine Flanke nach starker Ballannahme verwertete.
Osawes aggressives Verteidigen
Doch über seine Fehler hinaus zeigte Osawe auch, was ihn auszeichnet. Gerade gegen den Ball war der Rechtsfuß gewohnt präsent und verzeichnete die meisten erfolgreichen Defensivaktionen aller Nürnberger. In der Luft gewann der 1,89-m-große Teenager all seine drei Duelle, niemand fing mehr gegnerische Pässe ab, und keiner stellte sich öfter dem Gegner im Zweikampf in den Weg. Gerade sein aggressives Vorwärtsverteidigen, das in einer Viererkette seine Risiken birgt, könnte in der von den Profis favorisierten Fünferkette noch besser zur Geltung kommen.
Spielerischer Ansatz von Osawe
Obwohl die Anzahl seiner Ballverluste zu hoch war, zeigte er auch mit Ball, dass er stets die spielerische Lösung forciert – was ihm gegen früh störende Würzburger zum Verhängnis wurde. Auch nach seinen Fehlern zeigte er sich davon unbeeindruckt und versuchte weiterhin, seinem Torhüter Ortegel als Aufbauspieler Nummer zwei zur Seite zu stehen. Was er grundsätzlich mit Ball draufhat, bewies Osawe beim 3:2-Führungstreffer, als er mit seinem Andribbeln zwei Würzburger aus dem Spiel nahm und dadurch den Angriff initiierte.
Defensivallrounder-Osawe?
Insgesamt darf man dieses Spiel in die Kategorie „lehrreich“ für ein junges Talent einordnen. Einerseits wurde sichtbar, dass ein baldiger Schritt zu den Profis derzeit wohl noch nicht realistisch ist. Gleichzeitig ist selbst bei solch einem unglücklichen Auftritt Osawes Talent erkennbar, was für die Zukunftsfähigkeit dieses Transfers spricht. Zumal angesichts seiner vielen Fähigkeiten eine Entwicklung in noch viele Richtungen möglich wäre. Physis, Zweikampfstärke sowie Technik und Dribbling lassen eine Position von Innenverteidiger bis zentrales Mittelfeld zu. Gerade beim punktuell qualitativ unterbesetzten Profi-Kader könnte dies Osawe mittel- bis langfristig Pluspunkte bescheren. Doch bevor überhaupt die erste Kadernominierung für die 2. Bundesliga ansteht, gilt es, konstante Leistungen in der Regionalliga Bayern zu liefern und derartige Fehler wie gegen Würzburg abzustellen.
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