Trotz Niederlage: ordentlicher Auftritt
Eine 1:2-Niederlage beim Tabellenletzten Jahn Regensburg – der Beweis dafür, dass der 1. FC Nürnberg in diesem Jahr noch nichts im Aufstiegsrennen zu suchen hat? So könnte man zumindest argumentieren. Doch bei rein nüchterner Betrachtung lieferte die Klose-Elf einen ordentlichen Auswärtsauftritt bei einem schwer zu bespielenden Gegner ab.
Ein „über weite Strecken eigentlich gutes Spiel“ sah Jens Castrop. Bis auf die Viertelstunde nach der Pause, in der man die Führung hergab und der Jahn aus einem Schuss zwei Tore machte, hat der baldige Gladbacher viele Argumente auf seiner Seite. Vor allem in Bezug auf die erste Hälfte stimmt ihm sein Trainer Miroslav Klose zu, der eine „gewisse Spielfreude“ bei seiner Mannschaft erkannte: „Das Einzige, was ich meiner Mannschaft in der ersten Halbzeit vorwerfen kann, ist, dass wir nicht nachgelegt haben.“
Eine unwahrscheinliche Niederlage
Auch die Statistik sah eine überlegene Nürnberger Mannschaft. Zuletzt trat ein Gast in Regensburg vor über vier Monaten so ballsicher auf wie der Club mit 87 % Passpräzision. Das von den Oberpfälzern gewünschte wilde Spiel mit vielen Ballbesitzwechseln ließ der Club nur kurz nach der Pause aufkommen.
Dass der Gegner aus 0,59 Expected Goals zwei Tore erzielt und man selbst nur eines aus 1,56, bekräftigt einen unglücklichen Spielverlauf. Denn nach Qualität und Quantität der Torchancen lag für den FCN die Siegwahrscheinlichkeit in dieser Partie bei 59 %. Sprich: In rund sechs von zehn Fällen gewinnen die Franken bei solch einem Spielverlauf. Allerdings trat der unwahrscheinliche Fall eines Jahn-Sieges (14 %) ein.
Klose dennoch kritisch – Soll gegen Aufsteiger erfüllt
Nichtsdestotrotz möchte Klose in Hinblick auf die zweite Halbzeit den Finger in die Wunde legen: „Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen, viele Duelle verloren und zu oft lange Bälle gespielt. Das werden wir klar ansprechen.“
Übrigens: Trotz dieser Niederlage erfüllte der FCN sein Soll gegen die drei Aufsteiger Ulm, Münster und Regensburg. Denn aus den sechs Duellen sammelte man mit fünf Siegen 15 von 18 möglichen Punkten ein.
Knoche essenziell, Gruber mit Potenzial
Manchmal merkt man erst, wie sehr etwas fehlt, wenn man es nicht mehr hat. Ganz so neu, wie wichtig Robin Knoche für die Nürnberger Defensive ist, ist diese Erkenntnis auch nicht. Denn bereits seit einigen Wochen befand sich der Kapitän offensichtlich in sehr guter Form, war für die vielen Zu-Null-Spiele essenziell. So war es sicherlich kein Zufall, dass nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung in der 23. Minute die Club-Abwehr zwischenzeitlich ins Wanken kam.
Ausgerechnet sein Ersatzmann Florian Flick machte bei beiden Gegentoren keine gute Figur. Klose muss sich die Kritik gefallen lassen, gegen die gefühlt einzige Regensburger Gefahr – nämlich hohe Bälle nach vorne – nicht einen klassischen Innenverteidiger eingewechselt zu haben. Wie viel besser das hätte schon vorher funktionieren können, sah man, nachdem Fabio Gruber aufs Feld kam, der seine Aufgabe in der Abwehrzentrale tadellos erledigte (meiste Balleroberungen trotz nur 36 Einsatzminuten) und dem FCN in Zukunft noch viel Freude bereiten könnte.
Saison noch nicht gelaufen
Auch wenn es sich teilweise so anfühlen dürfte: Die Saison ist für den 1. FC Nürnberg noch lange nicht vorbei. Auch ohne Aufstiegsträume hat man die große Chance, erstmals seit langer Zeit wieder im oberen Drittel der Tabelle zu landen. Schon das wäre ein großer Erfolg nach tristen Vorjahren. Umso attraktiver macht dieses Vorhaben ein Blick auf das Restprogramm, das mit Gegnern wie Hamburg, Kaiserslautern oder Köln noch einige Highlights bereithält.
Der ein oder andere mag es vielleicht jetzt nicht hören. Doch die nächste Chance, die oberen Tabellenplätze noch einmal anzugreifen, könnte schon früher kommen als gedacht. Doch in erster Linie geht es nun darum, gegen die vielen namhaften Gegner in den nächsten Wochen mehr Punkte zu sammeln als nur drei in sechs Spielen der Hinrunde.