FCN: Großer Kader, aber zu wenig Konkurrenzkampf?

Ist Miroslav Klose mit dem Kader unzufrieden?

1. FC Nürnberg FCN News Analyse Miroslav Klose Joti Chatzialexiou 2. Bundesliga
Foto: DO IT NOW Media

Breiterer Kader

Laut Transfermarkt.de verfügt der 1. FC Nürnberg mit 34 Spielern über den zweitgrößten Kader der 2. Bundesliga. Tatsächlich hatte man sich im Vorfeld der Saison auf die Fahne geschrieben, bei der Kaderzusammenstellung auf mehr Breite und Ausgeglichenheit zu achten – insbesondere mit Blick auf die vergangene Rückrunde, als man die Ausfälle von Schlüsselspielern wie Stefanos Tzimas oder Jens Castrop nicht kompensieren konnte. „Das wird auch die Zielsetzung sein, mit einem breiteren Kader in die neue Saison zu gehen“, sagte Sportvorstand Joti Chatzialexiou im Mai bei CEF TV.

Kaum Änderungen

Dass der FCN nun tatsächlich von diesem großen Kader Gebrauch macht, ist nach den ersten zehn Spieltagen aber kaum zu erkennen. Stattdessen setzt Trainer Miroslav Klose – trotz des schwachen Saisonstarts mit gerade einmal neun Punkten – weitgehend auf die gleichen Spieler.

Das lässt sich auch statistisch belegen: Von allen Teams der 2. Bundesliga verzeichnen nirgendwo so viele Akteure mindestens 900 Einsatzminuten wie beim FCN – gleich sechs an der Zahl. Der Schnitt der übrigen 17 Ligakonkurrenten liegt bei drei. Wie unausgeglichen die Einsatzzeiten innerhalb des Nürnberger Kaders sind, zeigt auch, dass beim Club nur neun Spieler bislang über 400 Einsatzminuten gesammelt haben – der niedrigste Wert der Liga. Der Schnitt der restlichen Zweitligisten liegt bei rund 13.

Änderungsgründe vorhanden

Natürlich ist eine eingespielte Mannschaft kein Kritikpunkt – im Gegenteil, sie gilt meist als Erfolgsfaktor. Doch gerade weil der 1. FC Nürnberg bislang so schwach abschneidet, verwundern die geringen Änderungen in der Startelf und während des Spiels. Gleichzeitig könnte das auch als Hinweis darauf verstanden werden, dass Klose mit der Kaderqualität jenseits seiner Stammkräfte nicht vollständig zufrieden ist. Zumal einige der Vielspieler – etwa Julian Justvan oder Fabio Gruber – bislang nicht so konstant agierten, dass sie unumstritten wären.

Beispiel Sturmzentrum

Am deutlichsten zeigt sich das im Sturmzentrum: Statt auf einen gelernten Mittelstürmer zu setzen, stellte Klose dort wiederholt Mittelfeldspieler Rafael Lubach auf. Die vier etatmäßigen Angreifer – Artem Stepanov, Semir Telalovic, Mickael Biron und Adriano Grimaldi – kamen, neben dem verletzten Noah Maboulou, bislang auf nicht einmal 400 Einsatzminuten – und sind im Gegensatz zum Großteil der Mannschaft wenig eingespielt. Zwar spielt in dieser Statistik, nach der viele FCN-Profis unter jene 400 Einsatzminuten kommen, auch die späte Kadervollendung kurz vor Schließung des Transferfensters nach dem vierten Spieltag eine Rolle. Doch selbst danach änderten Klose und sein Trainerteam nur selten etwas an der ersten Elf.

Fehlende Qualität?

Das Bild verfestigt sich also: Der Kader des 1. FC Nürnberg ist zwar groß, doch der Konkurrenzkampf scheint geringer als erhofft. Denn sonst hätte Klose in einer bislang so schwach punktenden Mannschaft vermutlich mehr Veränderungen vorgenommen. Ob der Trainer das vorhandene Personal nicht optimal einsetzt, der Sportvorstand ihm keinen adäquaten Kader zusammengestellt hat oder die Neuzugänge einfach hinter den Erwartungen bleiben, lässt sich schwer eindeutig identifizieren. Wie so oft im Fußball dürfte die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen – und vielschichtig begründet sein.