Gestärkter Reichert
Nach der 1:3-Niederlage des 1. FC Nürnberg auf Schalke wurde FCN-Torwart Jan Reichert harsch kritisiert. „Der hält keine Unhaltbaren“ – oder so ähnlich lauteten die Vorwürfe. Diese Kritik kam relativ überraschend, denn in seiner ersten Profisaison hatte der 23-Jährige bis dato noch keinen schwerwiegenden Fehler gemacht. Als junger Fußballer gibt es zwei Möglichkeiten, auf das erste kleine Tal zu reagieren: Man kann daran zerbrechen oder gestärkt hervorgehen – bei Reichert tritt bislang sehr eindeutig der zweite Fall ein.
Starke Entwicklung
„Gottseidank hatte ich die Zeit“, freut sich der Torhüter über das Vertrauen in ihn. Das zahlt er derzeit nicht nur auf der Linie, sondern auch im Fußballspielen zurück. Seit dem Schalke-Spiel stieg Reicherts Passquote von 86% um sechs Prozentpunkte. Diese 92% kann in der gesamten Saison lediglich Magdeburgs Torwart Dominik Reimann (93%) überbieten. „Ich versuche, die Mannschaft als elfter Feldspieler zu unterstützen, weil wir es im Spielaufbau dann einfacher lösen können“, erklärt Nürnbergs Rückhalt seine Rolle im eigenen Ballbesitz.
Mut im Training
Gegen Fürth, bei dem große Teile von Reicherts Familie im Stadion waren, agierte er besonders „offensiv“ mit Ball. Situativ schob er sogar fast bis zur Mittellinie nach vorne, um anspielbar zu sein – und löste die Situation mit einem guten Pass in den Druck hinein. Ein Schlüssel dafür ist die Arbeit während der Woche, in der der gebürtige Schweinfurter mutig agiert: „Ich versuche im Training immer wieder, Dinge zu probieren, auch wenn sie mal nicht klappen.“
Flache Lösungen
Eine Folge davon ist, dass nicht nur der Torwart selbst, sondern der ganze FCN mittlerweile nur selten lange Bälle spielt. Auch hier bestätigt ein Blick auf Reicherts Zahlen seine Entwicklung: Vor der vieldiskutierten Schalke-Partie spielte er 32% seiner Pässe lang, seitdem sind es lediglich 17%. „Wir versuchen, vieles flach zu lösen“, skizziert der Regionalliga-Bayern-Meister von 2021 die Nürnberger Idee. Das sei aber keinesfalls dogmatisch: „Wenn es zu eng ist, muss auch mal der lange Ball sein, bevor wir uns in Probleme bringen.“
Mehr als zwei Tore verhindert
Dass der 1. FC Nürnberg seit Schalke in fünf von sieben Spielen ohne Gegentor blieb, ist neben einer verbesserten Defensivarbeit und einer Portion Glück auch Jan Reichert zu verdanken. Denn die Quantität und Qualität der gegnerischen Abschlüsse auf sein Tor ergaben eine Torwahrscheinlichkeit von mehr als sieben Gegentoren – Reichert kassierte jedoch dank seiner Paraden nur fünf.
Gute Entwicklung
Bei Jan Reichert ist die Entwicklung innerhalb der Saison deutlich sichtbar – und sicherlich noch nicht am Ende angekommen. Dank seiner Fortschritte im fußballerischen Bereich ist er mittlerweile ein wichtiger Faktor im Nürnberger Spielaufbau, um den Gegner locken zu können. Dass er darüber hinaus zuletzt mehr als zwei erwartbare Gegentore verhindert hat, unterstreicht seine gute Form. Mit acht Zu-Null-Spielen steht er mittlerweile sogar auf Platz vier in der Liga. In dieser Verfassung wird der FCN-Torwart auch in den restlichen Spielen ein wichtiger Faktor sein, um die Saison bestmöglich abzuschließen.