FCN: Fünfter U19-Transfer – Wo bleibt die Erfahrung?

Der 1. FC Nürnberg verpflichtet einen U19-Spieler nach dem nächsten – läuft man Gefahr, das angekündigte Ziel aus den Augen zu verlieren?

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FCN weiterhin mit viel Jugend

Mit Ayoub Chaikhoun, Artem Stepanov, Robin Lisweski, Justin von der Hitz und nun Kristian Mandic verpflichtet der 1. FC Nürnberg bereits den fünften Teenager, der in der vergangenen Saison noch in der U19-DFB-Nachwuchsliga aktiv war. Hinzu kommen Talente wie Lindsay Gutaj (U19) oder Khalid Abu El Haija (U23), die zunächst für die Nachwuchsmannschaften eingeplant sind, aber bereits über Profiverträge verfügen sollen. Auch Youngster aus dem eigenen Stall wie Tino Kusanovic und Piet Scobel sollen behutsam an die erste Mannschaft herangeführt werden.

Dass der FCN weiterhin auf junge Spieler setzt, überrascht nicht. Schon in der abgelaufenen Spielzeit stellte der Club das jüngste Team der beiden deutschen Profiligen. Nirgendwo sonst kamen U23- und U21-Spieler auf so viele Einsatzminuten wie in Nürnberg. Bereits nach dem letzten Heimspiel gegen den 1. FC Köln unterstrich Miroslav Klose, dass dieser Weg fortgesetzt werde: „Es wird unser Weg sein, dass wir wieder viele Junge dabei haben werden.“

Klose & Chatzialexiou kündigten mehr Erfahrung an

Gleichzeitig machten sowohl Klose als auch Sportvorstand Joti Chatzialexiou deutlich, dass man ergänzend zur Jugend auch wieder gezielt auf erfahrene Spieler setzen wolle. „Wir werden auch darauf achten, dass wir nur mit jung wahrscheinlich nicht die Ziele und Träume erfüllen können“, sagte Chatzialexiou nach Saisonende bei „CEF TV“. Besonders mit Blick auf die vielen verspielten Führungen habe man in einigen Fällen schlicht „Lehrgeld bezahlt“.

Stand jetzt haben die jüngsten Transfers dieses angekündigte Erfahrungsplus jedoch kaum gebracht. Zwar deutete Klose, dass jung nicht gleich unerfahren bedeute – auf die getätigten Transfers trifft das allerdings (noch) nicht zu. „Wenn man von der U19 kommt, hat man noch keine Erfahrung in der Profi-Liga“, stellte der 47-Jährige nach dem letzten Heimspiel fest. Das gilt für Chaikhoun, Stepanov, Lisweski, von der Hitz und Mandic – auch wenn nicht alle unmittelbar für die erste Mannschaft vorgesehen, sondern eher als Vorgriff auf die Zukunft zu verstehen sind.

Erfahrung gesucht

Dennoch: Auf erfahrene Verstärkungen wartet man bislang vergeblich. Dass jung nicht gleich erfahren bedeutet, lässt sich am Beispiel von Semir Telalovic auch umkehren. Der 25-jährige Neuzugang bringt zwar ein gestandenes Fußballeralter mit, hat aber erst 53 Profispiele absolviert. Etwas anders sieht es bei Tom Baack aus, der mit 26 Jahren bereits 128 Drittligaeinsätze vorweisen kann, jedoch mit nur einem Startelfeinsatz in der 2. Liga ebenfalls als unerprobt gilt.

Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass erste Zweifel an der Kaderqualität und -reife laut werden – insbesondere nach den Abgängen von Leistungsträgern wie Stefanos Tzimas, Mahir Emreli oder Jens Castrop. Bislang sind diese Bedenken jedoch nur teilweise begründet.

(Noch) kein Anlass zur Panik

Einerseits ist das Sommertransferfenster noch nicht einmal offiziell geöffnet und auch die Saisonvorbereitung hat noch nicht begonnen. Bis zum Trainingslager sind es noch vier Wochen, bis zum Ligastart sogar sechs. Selbst danach bleibt noch ein weiterer Monat Zeit für Transfers – auch wenn ein frühzeitig zusammengestellter Kader sicherlich von Vorteil wäre.

Dass die von Chatzialexiou angekündigten „kreativen Lösungen“ selten vorab Begeisterung auslösen, liegt in der Natur der Sache. Zudem ist der FCN nach wie vor kaum in der Lage, Spieler zu verpflichten, die Leistung oder Tore garantieren. Bestes Beispiel: Das abgewanderte Angriffs-Trio Tzimas, Antiste und Emreli. Gemeinsam erzielten sie 30 der 60 Saisontore – obwohl sie mit einer Empfehlung von zusammengerechnet nur 11 Ligatreffern in 2023/2024 am Valznerweiher aufschlugen.

Ja, die bisherigen Transfers erfüllen die Ansprüche nach mehr Erfahrung und Qualität – insbesondere auf Schlüsselpositionen – bislang nicht. Doch aus den genannten Gründen besteht aktuell kein Anlass zur Panik. Gleichzeitig ist nach der bisherigen Kaderentwicklung klar, in welche Richtung die nächsten Transfers gehen sollten. Der Start ins Trainingslager am 13. Juli bietet einen geeigneten Zeitpunkt, um neu zu beurteilen, ob dann doch Zeit für Alarmstimmung wäre. Klose kündigte jedenfalls zum Saisonende an: „Jung werden wir sein, gut werden wir auch sein.“