Gute Phase, wenig Punkte für den FCN
Mit der 3:2-Last-Minute-Niederlage beim SC Paderborn bleibt der 1. FC Nürnberg zum ersten Mal in dieser Saison drei Ligaspiele in Folge ohne Sieg. Grund genug für das „schwierige Umfeld“, zumindest den mahnenden Zeigefinger zu heben. Doch angesichts der Leistung, die der Club auswärts bei einem starken Gegner zeigte, kann man weiterhin von einer guten Phase sprechen. Schließlich hatte in den beiden Spielen zuvor vor allem die schwache Chancenverwertung eine bessere Punkteausbeute verhindert. In Paderborn war der FCN nun zum ersten Mal seit fünf Spielen wieder dem Gegner nach Expected Goals (1.05 zu 2.2 xG) unterlegen.
Nürnberg fußballerisch klar überlegen
Trotzdem sprach SCP-Trainer Lukas Kwasniok nach der Partie davon, dass Nürnberg „die fußballerisch klar bessere Mannschaft gewesen ist“. Tatsächlich untermauern einige Statistiken diese Aussage. Mit 58% Ballbesitz und einer Passquote von 88% wählte die Klose-Elf erneut einen spielerisch anspruchsvollen Ansatz. Dass gerade einmal 4% aller Pässe lang gespielt wurden, markiert den besten Ligawert des FCN seit dem Bundesliga-Abstieg 2019 und verdeutlicht den klaren Fokus auf kontrollierten Spielaufbau. Bereits vor dem späten Platzverweis von Adriano Grimaldi hatte die Heimmannschaft Schwierigkeiten, hohen Zugriff auf das Nürnberger Kombinationsspiel zu bekommen.
SCP trotzdem besser?
Allerdings wollte Kwasniok mit seiner Aussage nicht behaupten, dass der FCN insgesamt die bessere Mannschaft war: „Zum Fußballspielen über 90 Minuten gehören auch andere Attribute“, erklärte der SCP-Trainer und hob hervor, dass sein Team den Fokus bewusst auf Körperlichkeit im Duell mit Nürnberg gelegt habe.
Paderborner Körperlichkeit bei Hereingaben
Diese körperliche Herangehensweise zahlte sich vor allem bei Hereingaben in die Box aus. „Wir haben die ganze Woche Kopfbälle trainiert“, verriet Siegtorschütze Calvin Brackelmann nach der Partie bei Sky. Bereits vor seinem späten Treffer brannte es im FCN-Strafraum mehrfach lichterloh. 70% der zehn Paderborner Abschlüsse resultierten aus Hereingaben – ob aus dem Spiel heraus oder bei Standardsituationen (wie beim 0:1) – die häufig vom starken linken Fuß von Aaron Zehnter vorbereitet wurden.
FCN offensiv harmloser als sonst
Über die Frage, ob das Ergebnis verdient oder unverdient war, lässt sich wie immer streiten. Zwar sah Kwasniok den FCN spielerisch überlegen, er attestierte seiner Mannschaft jedoch Vorteile in drei anderen Aspekten, darunter die Kompaktheit gegen den Ball. Mit nur elf Abschlüssen und einem xG-Wert von knapp über 1 verzeichnete der FCN seinen schwächsten Offensivwert seit dem 7. Spieltag in Hannover. Dies unterstreicht die Effektivität des Paderborner Matchplans, der vor allem auf defensive Stabilität und Gefahr bei Standardsituationen ausgelegt war.
Trotz Niederlage: weiterhin positive FCN-Entwicklung
Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass der Elfmeterpfiff zugunsten der Ostwestfalen, insbesondere nach Ansicht der VAR-Bilder, höchst umstritten war. Unterm Strich wäre ein Unentschieden in diesem ansehnlichen Zweitligaspiel wohl ein nicht ungerechtes Ergebnis gewesen. Dennoch muss sich der FCN an die eigene Nase fassen: In Überzahl wurde zu wenig Torgefahr entwickelt, und die Hereingaben des Gegners wurden – im wahrsten Sinne des Wortes – am Ende des Tages unzureichend verteidigt. Gleichzeitig darf man trotz des Ergebnisses feststellen, dass sich die Mannschaft weiterhin auf einem guten Weg in ihrer fußballerischen Gesamtentwicklung befindet.
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