FCN enttäuscht und verliert in Köln

Der FCN offenbart in Köln erneut große defensive Probleme. Man schafft es nicht, die gegnerischen Stärken zu unterbinden - sondern spielt diesen in die Karten.

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Foto: FCN

Reaktion bleibt aus

In den letzten Wochen gab es beim 1. FC Nürnberg viele Spiele, die man hätte siegreich gestalten können. Gegen Elversberg folgte über weite Phasen jedoch der schwächste Auftritt seit langer Zeit. Gegen Köln hoffte man, mit einer guten Leistung antworten zu können. Personell beließ es Miroslav Klose bei einem Wechsel – Berkay Yilmaz ersetzte Danilo Soares. Die erhoffte Reaktion blieb aus FCN-Sicht jedoch gänzlich aus.

Variable Kölner

Der FCN schaffte es von Beginn an nicht, den eigenen Plan durchzudrücken. Man wollte Köln schon früh im Spielaufbau stören, bekam aber keinen Zugriff. Der Effzeh machte es gut und agierte mit verschiedenen Mustern im Spielaufbau, sodass sich zum Beispiel mal Mittelfeldspieler Ljubicic hinten reinfallen ließ oder Heintz in das Mittelfeld rückte. All diese hatten ein ähnliches Ziel: den FCN herauszulocken. Und der Club ließ sich locken. Man presste mit den eigenen Schienenspielern Yilmaz und Villadsen hoch, bekam aber zugleich keinen Druck auf den ballführenden Spieler. Zugleich verteidigte man in der letzten Linie sehr ungenügend, wie unter anderem das 1:0 zeigt.

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Die Entstehung vor der Kölner Führung. Der FCN verteidigt mit vielen Mannorientierungen, bietet den Pass in die Tiefe an und die Kölner Stürmer kreuzen.

Früher Rückstand

In der sechsten Minute musste Jan Reichert das erste Mal hinter sich greifen. Da Kölns Linksverteidiger Paqarada sich tief im Spielaufbau anbot, verteidigt Villadsen relativ weit auf diesen heraus. Heintz spielt einen langen Ball in die Tiefe, die Jeltsch seinem Gegenspieler Downs anbietet. Vorausgegangen war zwar eine kluge Gegenbewegung der Kölner Stürmer, dennoch ist es aus FCN-Sicht deutlich zu billig. Vor allem, da die Kölner Tiefenläufe sicherlich vorher in der Analyse mehrfach Thema waren. Und genau diese Tiefe bot man dem Effzeh in dieser Situation. Es sollte nicht die letzte bleiben.

Nürnberger Mannorientierungen greifen nicht

Der FCN verteidigte mit klaren Zuordnungen im Spiel gegen den Ball, sodass jeder Akteur mehr oder weniger für einen Gegenspieler verantwortlich war. Köln wusste es jedoch, diese geschickt zu manipulieren. Immer wieder konnte man sich an der Linie entlang durchspielen, da die Klose-Elf auf die Bewegungen ihrer Gegenspieler nur reagierte. Paradebeispiel ist die Situation vor dem Elfmeter zum 2:0, wenngleich über dessen Berechtigung viel diskutiert wird. Bei der Entstehung schob Kölns Innenverteidiger Heintz in das Mittelfeld, Justvan war sein Gegenspieler. Als Paqarada an den Ball kommt, verliert Justvan seinen Gegner jedoch aus den Augen. So kommt Heintz mit viel Vorsprung an den Ball und kann einen Pass hinter die Nürnberger Abwehr spielen.

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Köln suchte – und fand – sehr oft den Raum hinter den Nürnberger Schienenspielern. Der FCN reagierte nur.

Gebrauchter Tag und Umschaltmomente

Das 2:0 zeigte jedoch auch, dass das Spielglück nicht auf Seiten der Nürnberger war. Die Art und Weise, wie Heintz vor dem Steckpass den Ball kontrolliert, wird ihm vermutlich nicht mehr so häufig gelingen. Die Elfmeterentscheidung fällt ebenfalls in die Kategorie „Gebrauchter Tag“ aus FCN-Sicht. Das 3:0 hat man sich dann wieder selbst zuzuschreiben. Nach einem Ballverlust rollt ein weiterer gefährlicher Kölner Umschaltmoment, Huseinbasic sprintet zwischen Knoche und Jeltsch hinein, bekommt den Querpass und schiebt alleine vor Reichert zur frühen Vorentscheidung ein. Kölns Abläufe und Positionierungen waren auch hier mal wieder sehr gut, der FCN machte es ihnen jedoch auch einfach.

Verpasste Situationen

Im eigenen Ballbesitz hatte der Club große Probleme, gegen das Kölner 3-4-3 die erste Pressinglinie zu überspielen. Vor ein paar Wochen hätte es wahrscheinlich noch deutlich besser funktioniert, denn es wäre mehr möglich gewesen. Jander, der sich wie gewohnt vor den drei Innenverteidigern positionierte, wäre oftmals durch das „Spiel über den Dritten“ einsetzbar gewesen. Doch der FCN brauchte entweder zu viele Ballkontakte, fand das richtige Passfenster nicht oder war schlicht und ergreifend zu unsauber. Fand man Jander, agierte dieser ungewohnt fahrig, sodass der Club kaum Folgeaktionen und Verbindung in Richtung Offensive herstellen konnte.

Bessere zweite Halbzeit

Im zweiten Durchgang schaffte es Köln deutlich seltener, das Nürnberger Spiel hoch zu pressen. Bei einer 3:0-Führung ist dies jedoch auch nicht nötig. Durch die Einwechslung von Flick und die Umstellung auf nur noch eine Spitze hatte man nun gegen den Ball deutlich weniger Probleme gegen die Kölner Abläufe. Zugleich schalteten sich Jeltsch und Karafiat häufiger nach vorne ein. Schon gegen Ende des ersten Durchgangs kam auch der Club zu einigen Offensivaktionen, spielte diese jedoch nicht präzise genug aus. So war das 3:1 durch Castrop am Ende nur noch Ergebniskosmetik, das in der Entstehung gut gespielt war, aber auch durch einen Torwartfehler zustande kam. Dennoch war die zweite Halbzeit in jeglicher Hinsicht besser.

Verloren in der Anfangsphase

Abgesehen von Flicks Einwechslung verpufften die Nürnberger Joker – mal wieder. Weder Sevcik, Lubach, Serra oder Pick konnten dem Spiel frische Impulse verleihen. Sevcik fand überhaupt keinen Zugriff, Lubach konnte nicht an bereits gute Leistungen anknüpfen, Pick kam spät und Serra agierte mal wieder sehr unglücklich. Zu sprechen wird aus FCN-Sicht jedoch vor allem über die Anfangsphase sein. Denn exakt die Kölner Stärken im Umschaltspiel und bei Tiefenläufen schaffte der FCN nicht, zu verhindern und verteidigte schlicht und ergreifend sehr schlecht. Eine Niederlage in Köln kann freilich passieren, die Art und Weise war in der Anfangsphase jedoch alles andere als gut. Nach nun sechs Ligaspielen ohne Erfolg steckt man in der unteren Tabellenhälfte fest und hat gegen ein schwaches Braunschweig nun ordentlich Druck auf dem Kessel.

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