FCN: Eine Mannschaft, die Kontrolle braucht

Lassen sich aus den Nürnberger Ergebnissen klare Muster erkennen, die vielleicht sogar die Auswärtsschwäche erklären? Sind die Stärken und Schwächen auch eine Folge der Spielerprofile?

1. FC Nürnberg FCN Analyse CLUBFOKUS Mannschaft
Foto: DO IT NOW Media

Guter FCN, wenn kontrollierter FCN?

„Wir wollen defensiv weiterarbeiten, sodass auch mal ein Tor reicht, um ein Spiel zu gewinnen“, skizzierte Caspar Jander den FCN-Plan für die Rückrunde. Gegen den KSC ging davon vieles auf. Man kontrollierte die Partie, war gut im Gegenpressing und ließ kaum etwas zu. Auf Schalke hätte man nun jedoch vier Treffer benötigt, um zu siegen. Im Unterschied zur Vorwoche kontrollierte man die Partie diesmal lange Zeit nicht.

Wenn man sich an die letzten Nürnberger Begegnungen zurückerinnert, waren zweifelsfrei gute Leistungen dabei. Schafft man es, das Spiel zu dominieren, Ruhe am Ball auszustrahlen und dementsprechend Kontrolle zu erlangen, stimmt die Balance der Mannschaft. Karlsruhe, Braunschweig (bis zur Überzahl) und die erste Halbzeit gegen Düsseldorf sind gute Beispiele.

Bringt der Gegner einen selber ins Laufen oder schafft es, den Nürnberger Spielaufbau hoch zu pressen, zeigt man sich jedoch nicht immer von seiner besten Seite. Die Anfangsphase auf Schalke, Köln und Elversberg stehen hierfür exemplarisch. Natürlich lässt sich argumentieren, dass die Qualität bei diesen Gegnern höher ist. Und dennoch sprechen auch die Zahlen eine interessante Sprache.

Zahlen mit eindeutiger Sprache

Blickt man auf diese, widerlegen sie zumindest den objektiven Eindruck nicht. Stattdessen unterstreichen sie, dass sich die Mannschaft offensichtlich deutlich wohler fühlt, wenn sie das Spiel kontrolliert und den Rhythmus bestimmt. Bei den sieben siegreichen Partien verzeichnete die Klose-Elf im Durchschnitt über 56% Ballbesitz und spielte 46 Pässe in das Angriffsdrittel, bei den acht Niederlagen sind es lediglich 50% Spielanteile und 13 gespielte Bälle weniger ins letzte Drittel.

Ähnliches gilt bei den gegnerischen Statistiken. Die Teams, die gegen den FCN gewinnen konnten, hatten eine durchschnittliche Passquote von 85% und gestatten der Klose-Elf gleichzeitig nur 8 gespielte Pässe im Spielaufbau (PPDA-Wert), ehe man diese mit einer Defensivaktion unterband. Verloren sie gegen Nürnberg, kamen sie hingegen nur auf eine 80-prozentige Passgenauigkeit und auf einen PPDA-Wert von 12.

Kombiniert man diese Zahlen mit dem, was sich auf dem Feld abspielt, ergibt sich ein relativ klares Bild. Auch in der Anfangsviertelstunde auf Schalke verzeichnete man lediglich 32% Ballbesitz bis zum 0:2 und ließ Kompaktheit sowie Zugriff vermissen. Die Nürnberger Mannschaft fühlt sich deutlich wohler, wenn sie das Spiel kontrollieren kann. Vermutlich tut man sich auch deswegen auswärts schwerer, da die Gegner dort meist aktiver und mutiger auftreten.

Den Spielerprofilen entsprechend

Dass die Nürnberger Stärken und Schwächen so aussehen, wie sie aussehen, entspricht am Ende auch den vorhandenen Spielerprofilen. Wenn man die Stammspieler durchgeht, sind diese ihrer Position entsprechend fast immer mit Ball besser als gegen ihn. Egal, ob die „offensiven Innenverteidiger“ Jeltsch und Karafiat, Schienenspieler Villadsen, Sechser Jander oder Zehner Justvan.

Insofern dürfte das Bestreben von Miroslav Klose und seinem Trainerteam weiterhin darin liegen, die Dominanz und die Phasen mit Ball zu verlängern. Gleichzeitig muss man aber auch deutlich besser verteidigen, da viele Gegner nun mal auch ganz ordentlich Fußball spielen können. Schafft man es, die Kontrolle noch öfter auf den Platz zu bringen, ist man einen großen Schritt weiter – was jedoch leichter gesagt als getan ist.