Zu wenig Punkte
Der 1. FC Nürnberg hinkt dem eigenen Anspruch hinterher. Mit lediglich vier Zählern aus sieben Ligaspielen steckt man am unteren Ende der Tabelle fest. Blickt man auf die Expected Points, also die eigene und gegnerische Chancenqualität, hätte sich der FCN immerhin einen Platz im Mittelfeld „verdient“. Laut dem Datenanbieter Opta wäre es der elfte Rang mit neun Zählern, laut Wyscout sogar zehn Punkte und Platz acht.
Abschlussschwäche
Ein großes Problem der Nürnberger Saison ist die Abschlussschwäche. Der Club hätte je nach Quelle bereits bis zu elf Tore erzielen können, hat mit vier erzielten aber die zweitwenigsten aller deutschen Profivereine. Auffällig ist, dass die Klose-Elf bislang durchschnittlich 25 Abschlüsse für einen Treffer benötigt – der schwächste Wert der Liga.
In der Vorsaison brauchte man lediglich sieben Schüsse für ein Tor. Das liegt auch daran, dass die Nürnberger Chancenqualität im Schnitt gesunken ist. Mit einer durchschnittlichen Torwahrscheinlichkeit von 11 % pro Abschluss rangiert man ligaweit auf dem elften Platz. Obendrein schießt kein anderes Team so oft aus der Distanz wie der Club.
Wenig Zentrum
Dass Klose gerne dominanten Ballbesitzfußball spielen lassen möchte, ist bekannt. Mit 54 % Ballbesitz hat man immerhin den fünfthöchsten Anteil der Liga, auch die 84%ige Passquote bedeutet Platz fünf. Nach Preußen Münster spielt man zudem die zweitwenigsten langen Bälle. Auffällig ist jedoch, dass nur wenige Angriffe durch das Zentrum erfolgen. Oftmals überlädt man die linke Seite, über die 42 % der Offensivaktionen vorgetragen werden. Durch die Spielfeldmitte sind es lediglich 25 %.
Raumgewinn
Den Daten zufolge sind die Nürnberger in der Lage, ihren Ballbesitz in Richtung Offensive zu transportieren. Während man bei den raumgewinnenden Pässen etwas überdurchschnittlich performt, führt man die raumgewinnenden Läufe mit dem Ball am Fuß, also die progressiven Läufe, sogar an. Darüber hinaus hat der FCN die meisten Dribblings der Liga und erhofft sich dadurch, über erfolgreiche 1-gegen-1-Situationen für Gefahr zu sorgen. In den Ballaktionen im gegnerischen Strafraum steht man etwas weiter hinten – auf dem zehnten Platz, verzeichnet aber seit der Systemumstellung zur Viererkette einen positiven Trend.
Aktiver
Einen positiven Trend gibt es auch in vielen Pressingparametern. In der Balleroberungsdauer liegt man mittlerweile mit durchschnittlich 14,4 Sekunden auf dem achten Platz, in anderen Kategorien ebenfalls im Mittelfeld. Bei der Laufleistung belegt man lediglich Rang 14, während man bei den absolvierten Sprints nur von zwei Teams übertroffen wird.
Standards
Ruhende Bälle gelten beim FCN seit langer Zeit als Schwachstelle. Positiv ist jedoch, dass man sich die zweitmeisten Eckbälle der Liga erarbeitet und zugleich die zweitwenigsten gegen sich zulässt. Nach eigenen Standardsituationen ist man den Daten zufolge sogar überdurchschnittlich torgefährlich. Gleichzeitig sind Eckbälle gegen die Franken jedoch um 92 % gefährlicher als gegen den Zweitligadurchschnitt – der schwächste Wert der Liga, der die Anfälligkeit unterstreicht.
Klares Defizit
Ähnlich auffällig ist die Nürnberger Schwäche nach gegnerischen Hereingaben. Obwohl man unterdurchschnittlich viele Flanken zulässt, kassierte man mit bislang 17 Abschlüssen danach die drittmeisten der Liga – und musste so bereits das ein oder andere Gegentor hinnehmen. Bei den zugelassenen Abschlüssen nach gegnerischen Kontern befindet man sich ebenfalls am unteren Ende der Tabelle, während die insgesamt zugelassene Chancenqualität des Gegners dem Club wiederum alles in allem eine durchschnittliche Abwehr bescheinigt.
Rückschlag
Den Daten zufolge spielt der FCN somit bislang keine herausragend gute, aber auch keine so schlechte Saison, wie sie der Tabellenplatz vermuten lässt. Nach der Systemumstellung und in den ersten Spielen mit dem fertig zusammengestellten Kader schien man auf dem Weg der Besserung, ehe es gegen die Hertha einen herben Rückschlag setzte. Gegen Berlin schaffte es der Club zu selten, seine Stärken auf den Platz zu bringen, während die Schwächen vom Gegner aufgedeckt und bestraft wurden.

Ergebnissport
Miroslav Klose betonte zuletzt ohnehin immer wieder, dass Fußball ein Ergebnissport sei, weshalb der Blick in die Daten für ihn derzeit nicht die Lösung sei: „Letztendlich ist Statistik jetzt nicht das, auf das wir schauen müssen. Denn die ist in den letzten Spielen sehr ordentlich gewesen, aber wir müssen schleunigst zielstrebiger auf das Tor kommen, weil die Chancen sind da.“ Am Freitagabend in Düsseldorf gilt es nun, vor allem die Kategorie „Punkte“ aufzubessern.



