Gebrauchter Nachmittag
Es sollte nicht der Nachmittag des 1. FC Nürnberg sein: Gegen die Hertha unterlag man zu Hause mit 0:3, verlor verletzungsbedingt Adam Markhiev und hatte obendrein Pech mit einer Schiedsrichterentscheidung. In der 14. Minute wurde ein Abschluss von Tim Drexler nach einer Ecke strafbar mit der Hand geblockt, woraufhin der Elfmeterpfiff jedoch ausblieb.
FCN-Trainer Miroslav Klose konnte die Situation erst anhand der TV-Bilder erkennen – und konnte den ausbleibenden VAR-Eingriff nicht nachvollziehen: „Es sitzen ja genug im Keller. Sie überprüfen jeden Abstoß, jede Flanke. Ich habe keine Ahnung, warum sich da keiner meldet.“
Willkür
Auch der ehemalige DFB-Schiedsrichter und heutige Experte Manuel Gräfe zeigt im Videoformat „Gräfes VARheit“ keinerlei Verständnis für die Entscheidung: „Es ist auf dem Feld schwer zu erkennen, aber die Hand ist erst neben dem Körper, dann wird sie über den Kopf geführt und blockt damit den Schuss. Man fragt sich, wie das in Zeiten des VAR möglich ist.“ Für den 52-Jährigen sei es „unverständlich, warum nicht eingegriffen wird.“
Keine klare Linie
„Diese Willkür und diese individuellen Entscheidungen müssen zurückgedrängt werden. Es muss wieder mehr zu einer einheitlichen und nachvollziehbareren Linie kommen“, kritisiert Gräfe das aktuelle Regelwerk – und wünscht sich auch für die verantwortlichen Schiedsrichter Konsequenzen: „Das Leistungsprinzip muss wieder vorne angestellt werden und dann wird auch die Leistung wieder steigen.“
Auswirkungen für Klose?
Für Deutschlands Schiedsrichter des Jahres 2011 war die Situation in jedem Fall ein „klares Handspiel“, das laut ihm auch Auswirkungen für Nürnbergs Trainer haben könnte. „Klose verliert vielleicht deswegen seinen Job“, spekuliert Gräfe.
Tim Drexler wollte die Fehlentscheidung hingegen am Ende nicht als Ausrede für die Niederlage gelten lassen. „Es hätte das Spiel noch geändert, aber wir wollen es nicht auf den Schiedsrichter schieben. Er hat einen guten Job gemacht, wir nicht. Daran lag es nicht“, sah er stattdessen noch andere Gründe – wie unter anderem die fehlende Energie, die der Club laut ihm vermissen ließ.