Richtungsweisende Partie
Sowohl aus fußballerischer als auch läuferischer Sicht konnte der 1. FC Nürnberg in der noch jungen Saison bislang nicht überzeugen. Mit 4 Zählern auf dem Konto steht man beim Auswärtsspiel in Ulm nun vor einer dementsprechend richtungsweisenden Aufgabe, wie auch Miroslav Klose bestätigt: „Wir wissen danach, wo wir hinschauen müssen. Wir müssen und werden ein anderes Gesicht zeigen“. Dies wird auch nötig sein, vor allem da die darauffolgenden Aufgaben mit Hertha und Düsseldorf nicht einfacher werden. Erfreulich sind schon einmal die personellen Neuigkeiten. Mit Ausnahme von Tim Handwerker steht dem FCN jeder Spieler zur Verfügung und damit auch die zuletzt Verletzten um Emreli, Goller und Co.
Durchmarsch vorerst gestoppt
Am Samstag trifft die Klose-Elf auf die Ulmer Spatzen. Das Team von Thomas Wörle stieg erst aus der Regionalliga in die 3. Liga auf, um auch von dort aus als Meister den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen. Nach 4 Spieltagen steht man nun jedoch mit einem Zähler noch nicht so da, wie erhofft. Klose spricht jedoch davon, dass die Leistungen des Aufsteigers durchaus mehr Punkte verdient hätten. Tatsächlich führte man in den Heimspielen gegen Düsseldorf und Kaiserslautern bis zur Schlussphase mit 1:0 und hätte beide Spiele auch gewinnen können.
Systemumstellung beim FCN?
Denkbar beim 1. FC Nürnberg ist eine Umstellung auf eine Dreierkette. Nachdem man bereits gegen Darmstadt und Magdeburg mit einem zurückfallenden Florian Flick in die letzte Linie verteidigte, scheint ähnliches nun auch für das Spiel mit Ball eine Option zu sein, an der man in der Länderspielpause feilte. Klose ließ dabei offen, ob dies durch einen dritten Innenverteidiger oder durch einen zurückfallenden Florian Flick praktiziert werden soll. Die Überlegungen dahinter sind verständlich und könnten dazu beitragen, die offensiven Probleme bezüglich Dynamik, Tiefe und Breite zumindest lindern.
Schon wieder Mann-gegen-Mann?
Mit Ulm wartet jedoch erneut ein Gegner, der vor allem zu Hause sehr mutig und hoch mit vielen Mannorientierungen anläuft. Genau dagegen zeigte der Club bis dato erhebliche Probleme. Durch eine neue Struktur und im Idealfall besseren Besetzung sowie Positionsrotationen würde man Ulm aber vor deutlich mehr Denkaufgaben stellen. Verteidigen die Spatzen tiefer, sind sie sehr darauf bedacht, das Zentrum zu verdichten und positionieren sich in einem kompakten 5-3-2. Gegen das massive Zentrum bedarf es beim FCN einer besseren Raumaufteilung in der Breite sowie in der gegnerischen Box. Lange Bälle dürften gegen die physisch starken Innenverteidiger um Kapitän und Abwehrchef Johannes Reichert hingegen schwierig werden. Ulm ließ zudem bislang die drittwenigsten Abschlüsse der Liga zu.
Schnelles Umschaltspiel über die Flügel
Im Spiel nach vorne forciert Ulm ein schnelles Spiel nach vorne und sucht dabei häufig die eigenen Außenbahnen. Vor allem der linke Schienenspieler Romario Rösch bearbeitet die ganze Seite und sucht häufig das 1-gegen-1. Auch Bayern-Leihgabe Krattenmacher ist bei Kontern und Dribblings sehr gefährlich. Der Spielaufbau erfolgt über die 3 Innenverteidiger, welche die vertikale, aber flache Spieleröffnung mit vielen Steil-Klatsch-Elementen forcieren. Dafür agiert man mit vielen Positionswechseln. Dadurch ziehen situativ die Schienenspieler in das Zentrum und dafür lassen sich die Mittelfeldspieler auf den Flügel fallen, was das eher mannorientierte Nürnberger Verteidigen vor Probleme stellen könnte. Klar ist aber auch, dass Ulm in der Offensive bislang jegliche Durchschlagskraft vermissen lässt, was durch die vielen Abschlüsse aus der Distanz und allgemein wenig Chancen belegt wird.
Zeit für Intensität
Eine der großen Ulmer Stärken sind Standardsituationen. Nachdem man bereits in der 3. Liga die meisten Treffer danach erzielen konnte, wurde die Wörle-Elf auch an den ersten Spieltagen danach mehrfach per Kopf gefährlich. Eine hohe Laufleistung ist ebenfalls fester Bestandteil des Aufsteigers. Egal, ob Laufleistung, Sprints oder Intensive Läufe – überall befindet man sich auf den vorderen Plätzen. Obendrein führt der kommende FCN-Gegner die bis dato meisten Zweikämpfe der 2. Bundesliga. Die perfekte Gelegenheit, um die vielzitierte „Intensität“ beim 1. FC Nürnberg auf den Platz zu bekommen.
Endlich Besserung in Sicht?
Wie schon in den vorherigen Spielen wird der 1. FC Nürnberg ähnliche Aspekte auf den Platz bringen müssen, um punkten zu können. In erster Linie bedarf es mehr Kompaktheit im Pressing. Bislang konnte der Gegner zu häufig die erste Nürnberger Pressinglinie überspielen und den FCN tief in die eigene Hälfte drängen. Bei zu vielen Freiheiten ist dies auch dem Ulmer Kurzpassspiel zuzutrauen. Sollte die Klose-Elf jedoch Zugriff auf den Aufbau der Spatzen bekommen, ergäben sich durch hohe Ballgewinne gute Umschaltchancen. Gerade, weil das eigne Ballbesitzspiel noch krankt, ein gutes Mittel, um auswärts zu Chancen zu kommen. Nichtsdestotrotz müssen auch die eignen Ballbesitzphasen strukturierter werden. Ohne Variabilität wird sich auch Ulm schnell auf das vorhersehbare Aufbauspiel einstellen können. Hoffnung, dass nun Verbesserungen im Club-Spiel zu sehen sein werden, gibt die Länderspielpause, in der man an den Problemen gearbeitet haben soll. Sollte auch diese trainingsintensive Zeit nicht geholfen haben, so stehen dem 1. FC Nürnberg nach 5 Spieltagen bereits erste Unruhen bevor.