Erst beim DFB & bald auch beim FCN?

Während Winners Osawe die "Andrich-Rolle" übernahm, war U19-Kapitän Finn Jeltsch der gewohnt zuverlässige Rückhalt. Insbesondere gegen starke Engländer überzeugte das DFB-Zentrum um die beiden Nürnberger. Ein FCN-Duo für die Zukunft?

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Foto: youtube/dfb | Finn Jeltsch (links) & Winners Osawe (rechts)

Parallelen zwischen FCN & DFB

Bei der U19-Nationalmannschaft konnte man bereits das sehen, was in naher Zukunft auch beim 1. FC Nürnberg denkbar wäre. Damit ist nicht die Kritik von DFB-Trainer Hanno Balitsch an seine Mannschaft gemeint, der über Defizite in puncto „Intensität und direkte Duelle“ nach der 2:1-Niederlage gegen Italien klagte – bekanntermaßen Themen, die den FCN schon seit längerer Zeit begleiten. Vielmehr geht es um die zentrale Defensive der U19, die in den beiden Spielen gegen Italien und England aus einer fränkischen Achse bestand.

Defensives Zentrum aus Jeltsch & Osawe

Denn vor U19-Kapitän und Clubberer Eigengewächs Finn Jeltsch war FCN-Neuzugang Winners Osawe als Abräumer vor der Viererkette aufgestellt. Eine Kombination, die bislang Erfolg versprach. Zwar setzte es gegen Italien die erste gemeinsame Niederlage. Doch nach dem 3:2-Erfolg gegen England stehen dem 12 Siege gegenüber, in denen Jeltsch und Osawe zusammen für den DFB auf dem Platz standen.

Während Osawe gegen Italien überwiegend den defensivsten Part im 3er-Mittelfeld spielte, bekam er gegen England neben sich Unterstützung. Jeltsch verteidigte gegen Italien halbrechts und gegen England halblinks in der Innenverteidigung.

Osawe zur Halbzeit raus gegen Italien

Der aktive Verteidigungsstil der beiden wurde sofort im ersten Spiel gegen Italien sichtbar. Nach knapp einer Minute gehörten die ersten zwei erfolgreichen Defensivaktionen der Deutschen dem Club-Duo. Trotzdem konnte auch das Club-Duo den frühen Rückstand nach nicht mal zwei Minuten verhindern. Zwar war Osawe in der ersten Hälfte mit 7 geführten Defensiv-Zweikämpfen gewohnt präsent im deutschen Zentrum. Jedoch erwischte er mit nur 18% Zweikampfquote nicht seinen besten Tag. Das sah offensichtlich auch Trainer Balitsch so, der ihn zur Halbzeit für den offensiveren Ramsak herausnahm.

Jeltsch glücklos gegen Italien

Auch Jeltsch erwischte schon glücklichere Tage. Mit einer Defensiv-Zweikampfquote von 70% sowie einer Passpräzision von 90% war der 18-Jährige ein zuverlässiger Ruhepol, der seine Abwehrreihe organisierte. Etwas Pech hatte er allerdings beim 2:1-Siegtreffer Italiens, als er zunächst den Ball nicht entscheidend klären und auch die Flanke des Vorlagengebers nicht verhindern kann. Für ihn endete die Partie mit einer Auswechslung nach 78 Minuten. Da der DFB trotz fast 80-minütiger Überzahl kaum Chancen (0.72 xG) kreierte, setzte es eine verdiente Niederlage.

Richtige Antwort gegen England

Wenige Tage später lieferte man mit dem 3:2-Sieg gegen England die richtige Antwort, bei der auch wieder die beiden Nürnberger mit ihren Startelfnominierungen eine entscheidende Rolle spielten.  „Wir waren fokussierter, mutiger und zwingender“, resümierte Balitsch im Vergleich zur Partie zuvor. Darüber hinaus war in der Defensive viel Konzentration und Leidenschaft gegen dominante und technisch starke Engländer gefragt. Dies gelang offensichtlich gut: gegen den hohen Zentrumsfokus (55% der Angriffe) Englands ließen Jeltsch, Winners und Co nur 0.83 xG zu. Selbst kreierte man nach schnellen Vertikalangriffen Chancen für fast drei Tore.

Laufstarkes Zentrum gegen England gefragt

Zusammen mit Nebenmann Harchaoui stopfte Osawe mit hoher Laufbereitschaft sämtliche Löcher vor der Abwehr. Auch wenn er nur 36% seiner Zweikämpfe gewann, so stellte er sich mit 18 geführten Defensiv-Duellen – den zweitmeisten auf dem Feld – und 6 Fouls – den meisten auf dem Platz – immer wieder in die Dribblings der Engländer. In der Folge konnte man im Verbund das Zentrum schließen.

Osawe in der Andrich-Rolle

Osawes Rolle im deutschen Spiel erinnert durchaus an die von Robert Andrich bei der A-Nationalmannschaft. Während sein Nebenmann Harchaoui analog zu Toni Kroos häufiger im Spielaufbau eingebunden war, agierte Osawe bis zur 78. Minute als aggressiver und physisch starker Part der Doppelsechs vor der Abwehr.

Osawes Werte zeigen: seine Gegenspieler hatten definitiv keinen Spaß.

Jeltsch mit starker Boxverteidigung

Konnte England dennoch das Zentrum durchbrechen, so war oftmals bei Finn Jeltsch Schluss. Mit einer Zweikampfquote von 67% bewies er einmal mehr sein starkes Timing und eroberte insgesamt 9 Bälle. Zudem antizipierte Jeltsch die Aktionen der gegnerischen Angreifer, fing 6 Pässe ab und war mit seiner starken Boxverteidigung mitverantwortlich dafür, dass England nur 6 seiner 13 Abschlüsse innerhalb des Strafraums nehmen konnte.

Jeltsch mit Ball gewohnt mutig

Mit Ball suchte Jeltsch gegen früh störende Engländer immer wieder mutige Lösungen, wenngleich ihm das bei 5 Ballverlusten in der eignen Hälfte nicht immer gelang. Seinem zurecht gelobtem Andribbeln folgte dem ein oder anderem Mal ein Fehlpass. Nichtsdestotrotz war sein Passspiel mit 83% Präzision solide und sicher.

Osawe & Jeltsch bald gemeinsam bei den Profis?

Nach dem Sieg gegen starke Engländer können Jeltsch und Osawe mit einem guten Gefühl zurück nach Nürnberg kommen. Dass sie gemeinsam das Zentrum ihrer Mannschaft dichthalten können, bewiesen die U17-Welt- und Europameister nicht zum ersten Mal. Demzufolge könnte eine solche Konstellation auch beim 1. FC Nürnberg im Laufe der Saison möglich sein. Beide Talente vereinen Zweikampfstärke, Physis, aber auch Ballsicherheit, was jedem Team gut zu Gesicht stehen würde.

Osawes Schnuppern bei der U23 & Jeltsch als Hoffnungsträger der Profis

Zunächst gilt es für Winner Osawe jedoch, sich in Nürnberg zu akklimatisieren und in der U23 erste Schritte im Herren-Fußball zu gehen – vielleicht sogar schon am Wochenende beim Heimspiel gegen Hankofen-Hailing. Bei den Profis hingegen ist man darauf angewiesen, dass Finn Jeltsch wie auch beim DFB den Ruhepol in der Defensive verkörpert, um Punkte aus Ulm mitnehmen zu können.

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