Erik Engelhardt – einer für den 1. FC Nürnberg?

Könnte der ehemalige Jugendspieler Erik Engelhardt die Sturmprobleme des 1. FC Nürnbergs in Zukunft lösen? Der CLUBFOKUS analysiert, ob er zum FCN passen würde. Was Mittelstürmer-Tore in dieser Saison angeht, ist er sogar auf Augenhöhe mit dem gesamten Club-Team.

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Fotoquellen: FCN / Lausitzer Rundschau

Sturmproblem beim 1. FC Nürnberg

Dass der 1. FC Nürnberg in der bisherigen Zweitliga-Saison nicht zu den offensivstärksten Mannschaften zählt, ist kein Geheimnis. Schließlich unterbieten nur vier Teams die 29 erzielten Tore des Clubs. Bekräftigt wird der Eindruck der unterdurchschnittlichen Torgefahr der Franken durch den Expected Goal-Wert. Laut Quantität und Qualität der Chancen (= xG) hätte die Fiél-Elf statistisch gesehen sogar nur 28 Tore erzielen sollen, was fast identisch mit der tatsächlichen Torausbeute ist. Demnach sind nur die beiden Mannschaften am Tabellenende mit Osnabrück (23 xG) und Braunschweig (27 xG) ungefährlicher vor dem Tor. Freilich deckt diese Zahl nicht 100%ig die Qualität des Angriffsspiel einer Mannschaft. Nichtdestotrotz gibt sie einen klaren Hinweis darauf, dass es Verbesserungsbedarf in der Club-Offensive gibt.

Mittelstürmer gesucht beim FCN für nächste Saison

Eng in Zusammenhang mit Toren im Fußball steht die Mittelstürmer-Position. Im Optimalfall soll von dort aus die größte Torgefahr einer Mannschaft ausgehen. Dem war in der bisherigen Saison des 1. FC Nürnbergs allerdings kaum so. Der dafür prädestinierte Hayashi fand aufgrund fortwährender Verletzungsproblemen noch nicht seinen Rhythmus. Can Uzun, der letzte Saison noch für die U17 regelmäßig als Stürmer knipste, ist aufgrund seiner Spielstärke unverzichtbar im offensiven Mittelfeld. Auch deshalb besserte man im Winter mit Sebastian Andersson nach. Auch wenn er bereits andeutete, in bestimmten Situationen ein Mehrwert sein zu können, blieb er noch ohne Tor in drei Einsätzen. Da bei allen drei genannten die Zukunft in Nürnberg über den Sommer hinaus ungewiss ist, stellt sich die Frage danach, wer in der kommenden Saison die Tore für den 1. FC Nürnberg schießen soll.

Torschütze & Ex-Cluberer: Erik Engelhardt

Ein Mann, der in Franken geboren ist, aus der Club-Jugend stammt und vergangenes Wochenende sogar ein Tor als Mittelstürmer im Max-Morlock-Stadion erzielte – allerdings nicht für die Heimmannschaft – ist Erik Engelhardt. Schon allein aufgrund dieser Verbindungen könnte man schnell auf den Gedanken kommen, ob der 25-jährige Osnabrücker denn nicht eine Überlegung für die Kaderplanung von Olaf Rebbe und Dieter Hecking wert wäre. Grundsätzlich bringt der 1,79-m große Stürmer neben den genannten weichen Faktoren auch viele harte Gründe mit, sich mit seiner Personalie zu beschäftigen.

Von Regionalliga bis 2. Bundesliga: Top-Scorer Engelhardt

 Für die U23 der Cluberer kam Engelhardt von 2017 bis 2019 in 66 Regionalliga Bayern-Einsätzen auf immerhin 30 Scorerpunkte. Nach der verletzungsbedingt unglücklichen Station in Rostock von 2019-2021 nahm die Karriere des Linksfußes dann so richtig Fahrt auf. In der Saison 2021/2022 erzielte Engelhardt in 34 Einsätzen 19 Tore & bereitete 14 weitere vor. Daraufhin folgte der Wechsel aus der Regionalliga-Ost in die 3. Liga zum VfL Osnabrück. Nach kurzer Anlaufzeit gewöhnte sich Engelhardt an die neue Spielklasse und trug mit 11 Toren und 8 Vorlagen in 32 Einsätzen entscheidend zur Osnabrücker Rückkehr in die 2. Bundesliga bei. Dass dies noch nicht das Ende seiner Entwicklung war, bestätigt er in der bisherigen Zweitliga-Saison beim Tabellenletzten. Seine 6 erzielten Tore sind umso höher zu bewerten, wenn man mit in Betracht zieht, dass der VfL insgesamt erst 18-mal in dieser Saison traf. Damit erzielte Engelhardt 33% der Tore seiner Mannschaft. Eine höhere Abhängigkeit in der Liga gibt es nur zwischen dem 1. FC Nürnberg und Can Uzun, der für 34% der Torausbeute verantwortlich ist.

Erik Engelhardt: würde er zum Fiél-Fußball passen?

Die Qualität, auch in Zukunft noch viele Tore in der 2. Bundesliga erzielen zu können, scheint Engelhardt aufgrund seiner Vita zu haben. Zumal er sich mit seinen 25 Jahren noch im entwicklungsfähigen Alter befindet. Doch würde er mit seiner Spielweise zum Fiél-Fußball passen?

Erik Engelhardt bei seiner Vorstellung beim VfL Osnabrück (2022)

Vergleicht man seine damalige Selbsteinschätzung bei seiner Vorstellung in Osnabrück im Jahre 2022, so deckt sich diese ziemlich gut mit seiner bisherigen Leistung in dieser Saison. Tatsächlich gibt es keinen einzigen Spieler in der Liga, der so viele Zweikämpfe führt wie Engelhardt. Mit fast 32 Duellen pro 90 Minuten arbeitet er sich häufig an den gegnerischen Innenverteidigern ab, um Bälle für so ein Team festzumachen. Gleichzeitig beweist Engelhardt, dass er nicht nur als körperbetonter, sondern auch als spielender Stürmer agieren kann. Obwohl Osnabrück nur rund 46% Ballbesitzanteile verzeichnet, liegt die Anzahl seiner erfolgreichen Pässe sogar leicht über dem Stürmer-Durchschnitt. In Verbindung mit seiner Umtriebigkeit und Lauffreude ist er somit stets ins Kombinationsspiel involviert. Seine Spielstärke zeigte sich in der letztjährigen Aufstiegssaison nochmals mehr, als er rund 2.4 Dribblings pro 90 Minuten erfolgreich absolvierte. Damit zählte Engelhardt zu den Top-10 der Drittliga-Stürmer mit den meisten erfolgreichen Offensivaktionen.

Engelhardts Vielseitigkeit: spielstark, fleißig & torgefährlich

Aufgrund seiner Vielseitigkeit als mobiler Stürmer wäre Engelhardt sicherlich auch ins System Fiél einbaubar. In der vergangenen Saison glänzte er mit Spielstärke, guter Technik und starkem Stellungsspiel sowie Laufwegen. Und schon damals war die Anzahl seiner Zweikämpfe fast identisch hoch wie in dieser Saison, was nochmals die Grundlage seines Spiels – den 100%igen Einsatz – bekräftigt. Dass er nun mehr Arbeiten statt Spielen muss, wirkt sich kaum auf seine Effizienz vor dem Tor aus. Apropos vor dem Tor: dort ist Engelhardt ebenfalls sehr flexibel und erzielte seine 17 Liga-Treffer seit Start der letzten Saison auf sämtliche Arten: 11 mit dem linken Fuß, 3 mit dem rechten Fuß und 3 per Kopf.

In 2.016 Spielminuten wurden in dieser 2. Bundesliga-Saison 6 Tore von der Stürmerposition aus beim 1. FC Nürnberg erzielt. Erik Engelhardt, der auf 1.522 Einsatzminuten als Stürmer kommt, erzielte die gleiche Anzahl an Toren. Can Uzun erzielte zwar schon 10 Tore, die meisten davon allerdings als offensiver Mittelfeldspieler.

Rückkehr nach Nürnberg? Viele Argumente vorhanden

Ob eine Rückkehr von Erik Engelhardt zum 1. FC Nürnberg realistisch ist, bleibt abzuwarten. Stand jetzt gibt es diesbezüglich keine Gerüchte. Im Falle eines Abstiegs des VfL Osnabrücks dürfte es für den gebürtigen Kulmbacher allerdings durchaus eine Überlegung wert sein, einen ligainternen Wechsel anzustreben. Die Brücke nach Franken wäre für den Club-Fan seit Kindestagen jedenfalls schnell gebaut.

Erik Engelhardt gegenüber FCN.de vor dem Hinspiel zwischen Osnabrück und Nürnberg

Alles in allem ließen sich einige Argumente finden, sich als 1. FC Nürnberg mit der Personalie Erik Engelhardt zu beschäftigen. Mit seinem Stallgeruch würde er zur Nürnberger Philosophie – der Einbindung von ehemaligen NLZ-Spielern in den Profi-Kader – durchaus passen. Nun bleibt es abzuwarten, wie die Planungen der Verantwortlichen des 1. FC Nürnbergs aussehen. Zuvor gilt es allerdings, die derzeitige Achterbahnfahrt mit dem aktuellen Stürmerpersonal, das zweifelsohne auch seine Qualitäten besitzt, in den Griff zu bekommen.

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