Endlich vorbei: Abbild einer Saison! 1:4-Niederlage in Hamburg

Altbekannte Aufstellung, altbekannte Fehler und die 7. Niederlage in den letzten 9 Spielen: der 1. FC Nürnberg ist nach der 4:1-Niederlage beim Hamburger SV endlich von dieser Saison befreit. Der CLUBFOKUS analysiert das letzte Spiel der Saison 2023/2024.

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Foto: fcn.de

FCN-Aufstellung: Oldies statt Jugend forscht

Die erste Enttäuschung erfolgte schon weit vor Anpfiff der Partie des 1. FC Nürnbergs beim Hamburger SV – zumindest, wenn man hoffte, Cristian Fiél würde über Jan Reichert hinaus dem ein oder anderen jungen Spieler eine Chance geben. Was sich schon anhand der Aufstellung der U23 beim Tag zuvor (4:0-Sieg gegen Schalding) ankündigte, bestätigte dann der Aufstellungsbogen in Hamburg: nicht mal Julian Kania, mit 24 Toren Top-Torjäger der Regionalliga Bayern und regelmäßig im Training der Profis, war Teil des Kaders. Statt ihn oder beispielsweise einen formstarken Simon Joachims an der 2. Bundesliga schnuppern zu lassen, verzichtete man sogar auf zwei freie Kaderplätze – u.a. durch den krankheitsbedingten Ausfall Nathaniel Browns. Nur deshalb dürfte wohl Janik Hofmann in der Startformation gestanden haben. Denn ansonsten ließ sich Fiél auf keine Experimente ein – dementsprechend auch nicht mit seinen Wechseln im Laufe der 2. Halbzeit. Erfahrene Spieler wie Wekesser, Valentini, Geis und Andersson bekamen ihren Saisonabschluss. Sicherlich eine noble Geste, aber kein Zeichen für die Jugend.

Defensiv gewohnt schwacher Club

Mit der Ausnahme Elversberg stellte sich zuletzt beim FCN nicht die Frage, ob man defensiv Schwächen offenbart, sondern welche. Mal waren die Abstände im Pressing riesig, mal die Boxverteidigung mangelhaft, mal bekam man keinen Zugriff am Flügel und teilweise war man auch im Zentrum in den entscheidenden Szenen immer in Unterzahl. Gegen den HSV war es ein Mix aus verschiedenen Faktoren. Am auffälligsten waren sicherlich die Probleme auf dem Flügel. Der HSV baute das Spiel gewohnt im im 3-2 auf, Rechtsverteidiger Reis schob eine Reihe nach vorne, während Linksverteidiger Muheim in die 3er-Kette einrückte. Erhielt Linksaußen Dompé den Ball, suchte Muheim aber permanent den Weg mit nach vorne. Er sorgte im Halbraum mit seinen Läufen für Unterstützung. Ein Schema, das der Club gar nicht in den Griff bekam. Die häufig entstehenden 2-gegen-2 Situationen mit Hofmann und Goller gegen Dompé und Muheim gingen nahezu immer an die Rothosen. Entweder machte Dompé im Dribbling, was er wollte, oder Goller verlor Muheim im Rücken komplett aus den Augen. Es funktionierte jedenfalls überhaupt nicht. Das 3:1 entsteht auf der anderen Seite, wird aber in der Entstehung mindestens genauso schlecht verteidigt. Diesmal ist es keine 2-gegen-2, sondern eine 3-gegen-3 Situation. Gyamerah, Schleimer und Duman gegen Königsdörffer, Muheim und Reis. Mal wieder bekommt der Club weder Zugriff, noch die Tiefe verteidigt. Dennoch steht man im Moment des Tores mit 6-gegen-3 Überzahl (ohne Torwart) in deutlicher Überzahl im Strafraum. Aber am Ende schiebt Glatzel mutterseelenalleine im 5-Meterraum ein. Wer so verteidigt, der kassiert am Ende folgerichtig 64 Gegentreffer in einer Saison, was nach Osnabrück die zweitmeisten sind.

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Hamburg im Spielaufbau. Der Club versuchte, hoch anzulaufen – zumindest im 1. Durchgang. Im tieferen Verteidigen offenbarte der FCN aber mal wieder große Probleme. Muheim unterstützte Dompé, der somit entweder in isolierte 1-gegen-1-Situationen gegen Hofmann kam oder zusammen mit Muheim gegen Goller und Hofmann Katz und Maus spielte.

Kein übermächtiger HSV – es wäre mehr drin gewesen

Am Ende kommt der 1. FC Nürnberg dennoch auf ganze 16 Abschlüsse beim Spiel im Volkspark. Dass davon 14 am Tor vorbeigingen, gehört allerdings auch zur Wahrheit. Zumindest phasenweise konnte man das Hamburger Anlaufen überspielen. Gelang dies, fand man im letzten Drittel viele freie Räume vor sich. Vor allem über Hofmann konnte man so gefährliche Situationen initiieren. Flanken in Richtung zweiten Pfosten schien man in der Spielvorbereitung als Erfolgsrezept ausgemacht zu haben. Nach einer solchen fiel auch der zwischenzeitliche Ausgleich durch Schleimer. In vielen Situationen sah man aber auch altbekannte Probleme im Club-Spiel: Ballverluste gegen hohes Pressing. Paradebeispiel ist sicherlich das 0:1, nachdem Marquez Glatzel den Ball vor die Füße legt. Der HSV versuchte stets, den Club auf die Flügel zu lenken, vor allem auf den rechten. Reichert wurde weitestgehend freigelassen, Glatzel war an Jeltsch näher als Benes an Marquez. So kam Marquez an den Ball, der so angelaufen wurde, dass lediglich der Flachpass auf Hofmann übrig blieb, auf den dann Dompé sprintete. In der Folge schoben die Hamburger sehr stark auf die Ballseite. Diese Aufgabe löste die Fiél-Elf besser als in anderen Spielen der Saison, aber unter dem Strich dennoch nicht gut.

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Der HSV versuchte, Nürnberg konsequent auf eine Seite zu lenken. Löste sich der Club, kam er zu Chancen. Dies gelang aber nicht immer.

Ende mit Schrecken statt Schrecken ohne Ende

Letztendlich wirkte der Auftritt des Clubs in Hamburg so, als wolle man einfach nur die Saison zu Ende bringen. Daran änderte auch die passable Anfangsphase nichts, die man sich mal wieder durch fatale Abwehrfehler zerstörte.


„Eine schwere Saison mit mehr Tiefen als Höhen geht zu Ende. Der letzte Eindruck bleibt immer ein bisschen haften, deshalb ärgere ich mich sehr über das Spiel. Es hat viel von dem gezeigt, was uns diese Saison über Probleme gemacht hat.“

Cristian Fiél
nach der Niederlage gegen den HSV


Positiv hervorheben zu heben war das fehlerfreie Debüt von Jan Reichert im Tor – auch wenn er sich diesen Tag mit 3 Gegentoren nach nicht mal einer halben Stunde sicherlich anders vorgestellt hätte. Ansonsten präsentierte sich der 22-jährige Schlussmann ballsicher und wehrte die Bälle ab, die zu halten waren. So konnte zumindest ein junger, unerfahrener Spieler andeuten, dass er in der nächsten Saison eine ernsthafte Option für die Profis sein könnte. Bei Janik Hofmann muss man feststellen, dass in puncto Defensive noch Nachholbedarf besteht. Jedoch gibt es sicherlich einfachere Aufgaben, als viele isolierte Duelle mit Dompé führen zu müssen. Jeltsch verteidigte wie so oft unaufgeregt. Sinnbildlich für Jens Castrops Leistung war sein Pfostenschuss kurz vor Spielende – trotz seiner Umtriebigkeit gelang ihm wenig. Am Ende kann man froh sein, dass diese Saison nun endlich zu Ende geht. Offensichtlich war der Sieg gegen Elversberg nur ein letztes Aufbäumen, bevor man sich nun über die Ziellinie schleppte.


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