Grzywacz: Talent fürs zentrale Mittelfeld
Der 1. FC Nürnberg steht offenbar kurz davor, ein weiteres Talent für die eigenen Reihen zu verpflichten. Laut Informationen des Kicker soll der Leihwechsel von Wolfsburgs Top-Talent Eryk Grzywacz in dieser Woche möglich sein, könnte aber auch erst im Sommer erfolgen. Gemeinsam mit Sportdirektor Olaf Rebbe soll Miroslav Klose den polnischen U19-Nationalspieler davon überzeugt haben, den Schritt ins Frankenland zu wagen.
Der 18-jährige Mittelfeldspieler gilt als eines der größten Juwelen des VfL Wolfsburg, wie seine eindrucksvollen Daten aus der U19-Bundesliga bzw. Nachwuchsliga belegen. Dort lief er im Kalenderjahr 2024 21-mal für die A-Jugend der Niedersachsen auf, überwiegend als linker Part im defensiven Mittelfeld. Da der VfL in rund zwei Dritteln der Spiele in einem 4-2-3-1 bzw. 4-4-2 agierte, war Grzywacz selten die alleinige Sechs und übernahm stattdessen neben seinem Nebenmann die tiefere Rolle.
Große Qualitäten im Spiel mit Ball
Demzufolge war der junge Pole ein enorm wichtiger Faktor im Spielaufbau der jungen Wölfe. Seine 62 gespielten Pässe pro 90 Minuten waren Bestwert unter allen zentralen Mittelfeldspielern (121 Spieler) der U19-Bundesliga mit mindestens 1.000 Einsatzminuten. Dabei überzeugte die Nummer 20 mit einer hohen Passpräzision von 87 % – obwohl sie hinsichtlich der Anzahl von vertikalen, progressiven oder Pässen ins letzte Drittel jeweils zur Spitze ihrer Altersklasse zählt.
Doch Grzywacz sorgt nicht nur mit seinem Passspiel für Fortschritt im Spiel seiner Mannschaft. Ebenso verfügt er über die Technik, sich auf engem Raum im Dribbling zu behaupten. Fast 4 Dribblings pro 90 Minuten sind in Verbindung mit einer Erfolgsquote von 64% ein herausragender Wert für einen Spieler seiner Position. Darüber hinaus treibt er das Leder gerne mit Ball am Fuß voran – 3 vertikale Ballführungen pro 90 Minuten bedeuten Rang 4 unter den 121 zentralen Mittelfeldspielern.
Zwar ist er durchaus in der Lage, den tödlichen Pass aus der Tiefe hinter die gegnerische Abwehr zu spielen, doch ist der letzte Pass nicht seine Hauptaufgabe. Trotzdem wird das Talent hin und wieder aus dem Rückraum gefährlich. All seine 5 Ligatore, die der Rechtsfuß seit Beginn der Vorsaison erzielte, waren Schüsse von außerhalb des Strafraums.
Grzywacz auch defensiv sehr präsent
Neben seinem hohen Einfluss mit Ball ist Grzywacz auch in der Defensive sehr dominant. Was erfolgreiche Defensivaktionen pro 90 Minuten angeht, gehört der 8-fache U19-Nationalspieler Polens zu den besten 11 % der U19-Mittelfeldspieler. Dabei sticht er vor allem mit seiner Antizipation heraus, indem er über 6 gegnerische Bälle pro 90 Minuten abfängt – auf den Ballbesitz seines Teams angepasst, kann diesen Wert nur ein weiterer Mittelfeldspieler überbieten.
Auch im direkten Duell ist Grzywacz sehr präsent, führt viele Defensivzweikämpfe und gewinnt fast 70 % davon. Seine Stärken im 1-gegen-1 zeigen sich nicht nur mit Ball und am Boden, sondern auch in der Luft. Mit 69 % gewonnenen Kopfballduellen ragte der junge Mittelfeldmann auch in dieser Disziplin hervor – wenngleich die Anzahl dieser Duelle mit unter 2 pro 90 Minuten relativ gering war.
FCN als erster Schritt der Profi-Karriere?
Rein statistisch überragt Grzywacz bereits in seiner Altersklasse und zeigt kaum Schwächen. Seine hohe Workrate in der Defensive sowie seine Fähigkeiten mit Ball machen ihn zu einem sehr interessanten Talent für das zentrale Mittelfeld, dessen Spielerprofil (nicht Qualität!) mit einem derart hohen Aktionsradius an Joshua Kimmich unter Julian Nagelsmann beim FC Bayern erinnert. Aufgrund dessen ist es nachvollziehbar, dass sich der im Mittelfeld gut bestückte VfL Wolfsburg nach einem Verein umsieht, bei dem der Youngster erste Schritte im Profifußball gehen kann.
Dass Eryk Grzywacz im Falle eines Winterwechsels eine Soforthilfe für den 1. FC Nürnberg darstellen würde, darf man allerdings nicht erwarten. Schließlich muss das Talent – ähnlich wie Rafael Lubach – seine starken Leistungen aus der Jugendbundesliga erst nach und nach an den Zweitligafußball adaptieren. Bei einem längerfristigen Leihgeschäft, wie es laut Kicker im Gespräch sein soll, würde es aber durchaus Sinn ergeben, das Talent in der Restrunde langsam an die 2. Bundesliga heranzuführen, um somit einen Vorsprung gegenüber einem erst im Sommer stattfindenden Transfer zu haben.