Ein Edeltechniker für den Fiél-Fußball – Danilo Soares Analyse

Im Oktober wird Danilo Soares 33 Jahre alt und kann in der abgelaufenen Saison lediglich 5 Spiele vorweisen. Dennoch gibt es nachvollziehbare Gründe für den 1. FC Nürnberg, den Linksverteidiger vom VfL Bochum zu verpflichten. Der CLUBFOKUS analysiert den Deutsch-Brasilianer.

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Fotos: fcn.de | instagram/dominic.ihme

Danilo Soares vor Wechsel zum 1. FC Nürnberg

Die offizielle Bestätigung fehlt zwar noch. Allerdings steht laut Informationen der BILD Danilo Soares vom VfL Bochum kurz vor einem Wechsel zum 1. FC Nürnberg. Der 32-jährige Deutsch-Brasilianer soll demnach bereits einen langfristigen Vertrag beim Club unterschrieben haben. Doch welche Qualitäten bringt der ablösefreie Linksverteidiger mit ins Frankenland?

Update: der Transfer wurde seitens des FCNs als offiziell vermeldet. Vertrag bis 2025 mit Option auf ein weiteres Jahr.

Soares mit großer Bundesligaerfahrung

Mit 18 Jahren kam der Brasilianer aus seiner Heimat in den deutsch-sprachigen Raum zum österreichischen Klub Austria Lustenau. Nach 3 Jahren zog es Danilo Soares dann nach Deutschland, das er bis heute nicht mehr verließ. Nach drei weiteren Jahren Ingolstadt und einer kurzen Zwischenstation in Hoffenheim war der Linksfuß seit 2017 beim VfL Bochum. Dort war er jahrelang Stammspieler und absolvierte insgesamte 189 Pflichtspiele für den Revierklub. Trotz guter Angebote entschied er sich 2020 für einen Verbleib, was ihn bis heute zu einem beliebten Spieler macht. In der abgelaufenen Saison kam Soares auf lediglich 5 Bundesligaeinsätze. Dies hatte sicherlich auch mit der geplanten Umstellung auf eine 5er-Kette beim VfL zu tun, in der er für zu offensivschwach empfunden wurde. Nach der Rückkehr auf eine Viererkette kam Soares am starken Bernardo auf der linken Abwehrseite nicht mehr vorbei.

Fiéls Geschmack: Soares technisch und ballsicher

Auf den ersten Blick scheint es ein Transfer zu sein, der gut zur Spielphilosophie von FCN-Trainer Cristian Fiél passt. Feine Ballbehandlung, Edeltechniker und eleganter Zweikämpfer. All das sind Prädikate, die über Soares in den Medien zu lesen sind. Der gebürtige Brasilianer verfügt über eine gute Ballbehandlung und weiß sich im Spiel mit Ball zu behaupten. Dies bestätigt auch seine Passspiel aus der Saison 2022/2023, in der er noch fast 1.900 Bundesligaminuten zum Einsatz kam. Zwar lag seine Passquote mit 77% knapp unter Durchschnitt der Bundesliga-Außenverteidiger. Gemessen an der Spielweise der Bochumer – nämlich viele Vertikalpässe – ein ordentlicher Wert und auch besser als seine Außenverteidiger-Kollegen Gamboa und Janko.

Soares‘ Flexibilität

Ebenfalls für seine Eignung für den Fiél-Fußball spricht seine Flexibilität in der Interpretation der Linksverteidigerposition. In der Saison 2022/2023 gab Soares eher den zurückhaltenden Außenverteidiger, der sich wenig in die Offensive einschaltete (0.9 Dribblings pro 90 Minuten) und eher den Weg ins Zentrum anstatt auf die Grundlinie suchte (nur 0.8 Flanken pro 90 Minuten). Bekanntermaßen spielen die Außenverteidiger bei Fiélo eine ähnliche Rolle. Dass Soares diese Position allerdings auch offensiver spielen kann – wie es Fiél ebenfalls immer wieder von bspw. Brown sehen wollte – bewies er in der Saison 2021/2022. Damals ging er deutlich häufiger den Weg mit in die Offensive. Eine fast 60%ige Erfolgsquote seiner 3.2 Dribblings pro 90 Minuten bestätigten hierbei nicht nur seinen erhöhten Offensivdrang, sondern auch seine feine Technik. Jene macht sich auch bei seinen 1.9 Flanken pro 90 Minuten bemerkbar, die mit einer Präzision von 38% von hoher Qualität waren. Nichtsdestotrotz war Soares auch in dieser Saison kein Flankenläufer, der ständig die Grundlinie suchte. Denn mit 32.7 km/h Top-Speed ist der im Oktober 33 Jahre alt werdende Linksfuß kein Sprinter.

Soares 2 Jahre lang defensivstärkster Außenverteidiger der Bundesliga

Was ihn unabhängig von seiner Interpretation der Linksverteidigerposition mit Ball auszeichnet, ist sein aggressives Spiel gegen den Ball. Tatsächlich war Soares in den Bundesliga-Spielzeiten 2021/2022 und 2022/2023 zweimal in Folge der Außenverteidiger mit den meisten erfolgreichen Defensivaktionen pro 90 Minuten. Auch hier zeigte sich die Spielintelligenz des 1,70-m großen Verteidigers, indem er seine fehlende Physis durch Antizipation wettmachte. Zum einen verfügt über ein gutes Timing, wann er den Gegenspieler im direkten Duell konfrontiert. Nicht umsonst wies er 2021/2022 die zweitbeste Defensiv-Zweikampfquote aller Bundesliga-Außenverteidiger vor. Zum anderen antizipiert er das gegnerischen Spiel, positioniert sich clever und fängt viele gegnerische Pässe ab.  Sowohl was Anzahl der Defensiv-Duelle als auch abgefangene Pässe pro 90 Minuten angeht, war Soares von 2021 bis 2023 in den Top-3 der Bundesligaaußenverteidiger zu finden. Dies hat sicherlich mit der hohen Intensität des Bochumer Spiels gegen den Ball zu tun, ist in der Häufigkeit und Qualität aber dennoch hervorstechend.

Ähnliche Rolle wie Brown und Gyamerah

Der 1. FC Nürnberg gewänne mit Soares nicht nur einen defensiv starken und technisch guten, sondern auch einen routinierten Spieler. Schließlich kann er 176 Bundesligaspiele vorweisen und weiß, wie man aus der 2. Bundesliga aufsteigen kann. Trotz seines Alter gilt er allerdings nicht unbedingt als Emotional Leader und Lautsprecher, der ja ebenfalls beim FCN gesucht wird. Dennoch passt er mit seinem Spielerprofil gut zu den Vorstellungen von Fiél und scheint eine ähnliche Rolle wie Nathaniel Brown oder gar Jan Gyamerah spielen zu können. Denn mit 38 Pässen pro 90 Minuten war Soares 2022/2023 hinter Kevin Stöger aktivster Bochumer im Spielaufbau.

Fragezeichen bei Soares‘ Spielfitness

Neben seinem sportlichen Profil gilt Soares als ruhiger und sympathischer Typ, der Vereinstreue großschreibt. Zu gern wäre er bei seinem VfL Bochum geblieben. Da er allerdings gleichzeitig als sehr ehrgeizig gilt, ist ein Wechsel zu einem ambitionierten Zweitligisten (steile These) und nicht etwa zurück in die Heimat nach Brasilien nachvollziehbar. Größtes Fragezeichen beim Wechsel von Soares zum FCN ist seine mangelnde Spielpraxis. Sein letzter Einsatz datiert aus dem Dezember 2023, weshalb seine Spielfitness angezweifelt werden darf. Das Positive daran, ist, dass diese fehlende Spielzeit immerhin nicht aus langwierigen Verletzungen resultierte. Eine gute Vorbereitung könnte im Hinblick auf die neue Saison Abhilfe leisten.

Nachvollziehbarer Transfer des FCN

Alles in allem kann man nach Betrachtung des Spielerprofiles und aufgrund der Ablösefreiheit diesen Transfer durchaus nachvollziehen. Auch wenn es zu bezweifeln ist, ob man einem bald 33-Jährigen einen „langfristigen Vertrag“ geben muss. Trotzdem könnte Soares behilflich dabei sein, Nürnbergs große Schwächen im Pressing zu beseitigen. Denn wer, wenn nicht ein Spieler des VfL Bochums, wüsste es besser, den ballführenden Gegenspieler mit hoher Aggressivität maximal unter Druck zu setzen. Dies beweisen seinen starken Defensiv-Werte aus den Jahren 2021 bis 2023. Sollte Soares zu seinem Spielrhythmus von vor einem Jahr zurückfinden, so ist er sicherlich ein überdurchschnittlicher Außenverteidiger in der 2. Bundesliga.

Update: der Transfer wurde seitens des FCNs als offiziell vermeldet. Vertrag bis 2025 mit Option auf ein weiteres Jahr.


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