Duell der Schlagbaren: wer nutzt die Schwächen besser aus?

Im 273. Frankenderby begegnen sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe, denn beide bieten Schwächen an. Der CLUBFOKUS zeigt, warum die Fürther schlagbar sind und worauf sich der 1. FC Nürnberg einstellen muss.

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Foto: FCN

Laut Klose: keine Standortbestimmung

Naturgemäß bringt das Frankenderby viel Brisanz mit sich. Nürnbergs Trainer Miroslav Klose verneinte auf der Pressekonferenz, dass es zugleich eine sportliche Standortbestimmung sei. Dennoch bietet das Derby Chance und Risiko zugleich. Angesichts der bislang ausbaufähigen Leistungen, ist ein gutes Ergebnis eine großartige Möglichkeit, um die Stimmung rund um den Valznerweiher erheblich aufzubessern. Gleichzeitig droht einem bei einer schlechten Leistung inklusive Niederlage gegen Regensburg das nächste „Do or Die“ Spiel. Angesprochen auf die Favoritenrolle, verwies Klose auf die Resultate der letzten Frankenderbys und ernannte Fürth zum Favoriten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Mannschaft von Alexander Zorniger alles andere als unschlagbar wirkt. Nachdem man einen guten Start in die Saison hinlegte, konnte man aus den letzten vier Partien nur noch zwei magere Zähler einfahren und offenbarte dabei auch das ein oder andere Problem. Mit welcher Aufstellung der 1. FC Nürnberg die Partie angehen wird, könnt ihr hier nachlesen.

Zu wenig Zugriff

Fürths Trainer Alexander Zorniger lässt auch in dieser Spielzeit den Stil spielen, für den er bekannt ist. Viel Intensität, frühes Pressing, Tempo und eine hohe Aggressivität sind dabei wichtige Schlagworte. Die eigentliche Stärke – das hohe Pressing – funktioniert jedoch bislang nur bedingt. Immer wieder bietet man Lücken zwischen den eigenen Mannschaftsteilen, die spielstarke Gegner sich zu Nutze machen können. Zuletzt gegen Magdeburg beispielsweise stellte man den Abstoß mit 4 Spielern sehr hoch zu, dahinter gab es ein großes Loch. Stechen die Achter weit mit nach vorne, entsteht ein großes Loch zwischen Abwehr und Mittelfeld. Verteidigt die Defensive weit nach vorne, ist man anfällig für Läufe und Bälle hinter die eigene Abwehr. Fürth versucht, den Gegner auf die Flügel zu lenken und nutzt Bälle auf die Außenbahn als Pressingauslöser. Verteidigt der Schienenspieler aus der Fünferkette nach vorne, öffnet sich dahinter jedoch gleichzeitig viel Raum. Dementsprechend ist es kein Zufall, dass man die meisten Torschüsse, Großchancen und auch die höchste gegnerische Chancenqualität pro Abschluss zulässt.

Bekannte Muster

Auch im Spiel mit Ball sind klare Muster erkennbar, die zur Variabilität des eigenen Spiels beitragen sollen. Torhüter Noll spielt tatsächlich die meisten Bälle aller Zweitligaspieler hinter die gegnerische Abwehr. Hat er den Ball am Fuß, zieht man das Spielfeld gerne in die Länge und attackiert mit Stürmer Futkeu und Co. die Tiefe, wohin Noll mit weiten Bällen gerne das Spiel eröffnet. Häufig sieht man zudem, dass ein Innenverteidiger – mal Dietz, mal Jung – nach vorne in das Mittelfeld schiebt. Im Spiel nach vorne spielt die linke Seite eine wichtige Rolle. Der linke Schienenspieler Massimo rückt konsequent weit nach vorne und sucht dort das 1-gegen-1, während Mittelfeldspieler Green nach links abkippt, um die Seite zu überladen. Der halblinke Innenverteidiger Itter spielt zudem die meisten Pässe der Fürther. 

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Fürther Probleme

Greuther Fürth gewann in dieser Spielzeit noch keine Partie, in der sie mehr Spielanteile hatten als der Gegner. Zufall? Wahrscheinlich nicht. Verfügt man über einen freien Fuß im Zentrum, attackiert die Offensive sofort die Tiefe, wohin der Chipball gespielt werden muss. Verteidigt der Gegner jedoch kompakt und mit einer guten Tiefensicherung, tut sich Fürth trotz der individuellen Qualität von Green, Hrgota und Co. schwer, Torchancen zu kreieren. Die sehr vielen Abschlüsse aus der Distanz sind auch ein klares Indiz dafür. Zudem hat man selbst mitunter Schwierigkeiten, die richtige Verteidigungshöhe in der Abwehr zu halten. Nach einem solchen Stellungsfehler fiel auch das 0:2 in Magdeburg, da der ballnahe Innenverteidiger tiefer stand als der zentrale, wie Zorniger im Nachgang bemängelte: „Das sind dann auch taktische Sachen“.

Wie sieht Nürnbergs Matchplan aus?

Spannend wird sein, wie Miroslav Klose und sein Trainerteam die Partie aus taktischer Sicht angehen wird. Hoch stehen und Torwart Noll keinen unbedrängten Ball schlagen lassen? Tief stehen, um diese langen Bälle möglichst unwirksam zu machen? Beides sind Optionen, vielleicht wird man auch beide im Spiel benötigen. Auch auf das seitliche Abkippen Greens wird man vorbereitet sein müssen. Wie Fürth personell auflaufen wird, ist noch nicht sicher, da Zorniger gegen Magdeburg im Laufe des Spiels umstellte und beispielsweise Massimo in den Angriff beorderte. Die grundsätzliche Herangehensweise wird es jedoch nicht verändern. Wie der FCN das gegnerische Pressing überspielen möchte und wie gut dies gelingt, wird ein weiterer nicht unerheblicher Faktor für einen erfolgreichen Derbyausgang sein. Fürth presst zwar nicht Mann-gegen-Mann, sticht aber immer wieder aggressiv nach vorne und hat klare Pressingauslöser im Spiel. Gleichzeitig offenbart man viele Räume zwischen den Linien, die man auch durch Steil-Klatsch-Aktionen bespielen könnte. Kommt man zwischen die Ketten, kann man mit Läufen und Bällen hinter die gegnerische Abwehr definitiv Torchancen kreieren.

„Kleine Details“ entscheidend im Frankenderby

Abschließend lässt sich feststellen, dass der 1. FC Nürnberg keineswegs auf einen unschlagbaren Gegner trifft – auch nicht in dessen heimischem Ronhof. Beide Mannschaften haben in dieser Saison immer wieder Schwächen gezeigt und wirken schlagbar. Fürth sammelte aus den vergangenen vier Spielen nur zwei Punkte und präsentiert sich defensiv anfällig. Auf der anderen Seite steht ein Club, der bekanntermaßen selbst mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Deshalb kann man im 273. Frankenderby durchaus von einem Duell auf Augenhöhe sprechen, in dem vermutlich „kleine Details“, wie es Klose selbst sagte, entscheidend sein werden.