Der neue Sicherheitsgedanke des FCN

Mehr Sicherheit, mehr Cleverness und weniger Defensivprobleme? Viele Zahlen deuten darauf hin, dass Miroslav Klose berechtigterweise „stolz auf den Weg“ des 1. FC Nürnbergs sein darf. Selbst bei einer derzeit viel diskutierten Baustelle steht der FCN nach dem Sieg gegen Darmstadt statistisch weit oben.

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Foto: DO IT NOW Media

Nürnberger Heimgesicht: stabile Defensive

Gegen Darmstadt 98 zeigte der 1. FC Nürnberg wieder sein Heimgesicht und konnte dadurch den dritten Sieg aus den letzten vier Partien einfahren. Kein Zufall, dass die einzige Niederlage in dieser Phase auch das einzige Auswärtsspiel, in der Vorwoche auf Schalke, war.

Wenngleich durch den fehlenden Zugriff auf den Gegner die Anfangsphase gegen die Lilien der in Gelsenkirchen ähnelte, so war es in der Folge wieder mal ein kontrollierter Auftritt im Max-Morlock-Stadion, insbesondere in der Defensive. Denn im dritten Heimspiel in Folge schaffte es der Club, die Qualität und Quantität der gegnerischen Chancen gering zu halten. In Zahlen: Gegen Braunschweig, Karlsruhe und Darmstadt blieb der gegnerische xG-Wert jeweils unter 1, weshalb es nicht von ungefähr kommt, dass man zweimal ohne Gegentor blieb und nur ein Gegentor kassierte.

Mehr Sicherheit im eigenen Ballbesitz?

Schon nach dem 2:1-Sieg zum Rückrundenauftakt gegen den KSC konnte man die Frage stellen, ob das Spiel der Klose-Elf nicht erwachsener und reifer werde. Der schwache Auftritt auf Schalke war zunächst mal ein klares „Nein“. Trotzdem geht der Trend in eine kontrolliertere Richtung. Inzwischen scheint der FCN mehr die Balance zwischen dem schwer zu greifenden „Spielen und Gehen“ mit viel Bewegung und einer ordentlichen Grundstruktur im eigenen Ballbesitz zu schaffen.

Freilich ist viel Bewegung wichtig, um den Gegner vor Aufgaben zu stellen. Doch gleichzeitig kann es für Unordnung im eigenen Spiel sorgen. Dass man diesbezüglich nun kontrollierter agiert, lassen auch die Laufwerte pro Minute Ballbesitz vermuten. Während sich diesbezüglich die Anzahl der gelaufenen Kilometer nur minimal nach unten veränderte, verringerte sich die Anzahl der Tempoläufe im eigenen Ballbesitz um fast 20%. Waren es von Spieltag 9 bis 16 noch 8,1 Tempoläufe pro Minute Ballbesitz, so waren es in den letzten vier Spielen 5,7. Der Sicherheitsgedanke und das Defensivbewusstsein scheinen größer zu werden.

Cleverness gegen den Ball

Gegen eine ballsichere Kohfeldt-Elf musste der Club so viele Spielanteile an den Gegner abgeben wie nur selten in Heimspielen dieser Saison. Wie mehrfach in dieser Serie zu beobachten war, bekommt der FCN demzufolge große Probleme, wenn er tief verteidigen muss. Doch trotz Phasen von viel Ballbesitz für Darmstadt 98 ließ man sich nur selten ins eigene Drittel drängen. In der Folge schaffte man es auch, eine der großen Stärken des Bundesligaabsteigers erst gar nicht entstehen zu lassen. Denn die in dieser Partie um durchschnittlich vier Zentimeter größere Lilien-Elf kam nur selten zu ihren gefürchteten Offensivstandards. Vor dieser Begegnung kam man zu über acht Offensivstandards pro Partie. In Nürnberg waren es lediglich drei, wodurch sie ihre Gefahr nach Ecken und Freistößen fast gar nicht zeigen konnten.

Nur ein Tor reicht – wieder mal durch einen Joker

„Ich bin stolz auf den Weg, den wir gegangen sind“, resümierte Trainer Miroslav Klose nach dem Spiel und gibt damit offenbar zu verstehen, einverstanden mit dem eingeschlagenen Weg seiner Mannschaft zu sein. Freilich gibt es insbesondere bei der Entscheidungsfindung im letzten Drittel nach wie vor Verbesserungsbedarf, wie der 46-Jährige auch selbst anmerkte. Doch aufgrund des dritten Spiels ohne Gegentor in dieser Runde reichte zum zweiten Mal in den letzten vier Spielen das, was 16 Spiele zuvor nie gelang: nur ein Tor, um drei Punkte zu holen. Dies gilt es, nun endlich auch auf fremden Platz umzusetzen.

Sehr hilfreich war das glückliche Händchen des Trainers. Im zweiten Heimspiel in Folge gewinnt man durch ein spätes Jokertor – mit Florian Flick und Tim Drexler kurioserweise jeweils von Spielern, deren Hauptaufgaben eigentlich in der Arbeit gegen den Ball liegen. Doch angesichts der mangelnden Alternativen in der Offensive müssen dies nun die Defensivspieler übernehmen. Laut nackter Statistik hat der FCN übrigens kein Jokerproblem. Denn acht Tore durch Einwechselspieler überbietet nur Fortuna Düsseldorf. Trotzdem wird man in den nächsten Tagen daran arbeiten, ein zusätzliches Spielerprofil für die Offensivabteilung zu gewinnen, wie Klose nach der Partie sagte.