Das Nürnberger System scheint gefunden zu sein. In den letzten beiden Partien setzte das Trainerteam auf ein nominelles 3-4-1-2 (mit Ball 3-3-2-2), in welchem deutlich mehr Spieler ihre Stärken einbringen können als zuvor. Dennoch gibt es auch zahlreiche Verlierer, deren Aussichten auf Einsatzzeiten dadurch nicht gerade größer wurden…
Vom Vize-Kapitän zum Bankdrücker
Seit dem Nürnberger Systemwechsel auf eine Dreierkette kam Florian Flick noch keine Sekunde zum Einsatz. Zuvor verpasste er keine Minute. Zufall? Wohl kaum. Im Defensivzentrum ist Robin Knoche gesetzt, als Halbverteidiger eignet sich Flicks Profil nicht. Ähnliches gilt für die Sechserposition vor der Dreierkette, auf welcher mehr Qualitäten im Spiel nach vorne gefragt sind als vor einer Viererkette. Auch wenn Klose seine Trainingsleistungen lobt, scheint für Flick derzeit kein Platz im System zu sein.
In Justvans Schatten
Zwar schaffte es Michal Sevcik zuletzt wieder in den Kader, auf einen weiteren Einsatz in der 2. Bundesliga wartet er aber schon seit August. Im 3-4-1-2 scheint die Rolle des Zehners klar an Julian Justvan vergeben. Für eine Position dahinter fehlt dem Tschechen (noch) zu viel im Spiel gegen den Ball. Für Jokereinsätze kann es je nach Spielverlauf immer reichen. Dass der 22-Jährige sich in die Startelf spielt, erscheint hingegen mehr als fraglich.
Bochum 2.0?
In Bochum wurde Soares einst Opfer des Systems und verlor nach der Umstellung auf eine Dreierkette seinen Stammplatz. Ein ähnliches Schicksal könnte den Brasilianer schon bald auch in Nürnberg ereilen. Vor allem, da seine Leistungen auch in der Viererkette nicht unantastbar waren. Die Freiburger Leihgabe Berkay Yilmaz drängt sich immer mehr auf und wird seine Chance vermutlich schon bald von Beginn an erhalten. Sein Profil als technisch starker, dynamischer und offensiv ausgerichteter Linksfuß passt besser in das gesuchte Anforderungsprofil.
Defensiv zu schwach
Benjamin Goller durfte nach seiner Rückkehr gegen Ulm gleich von Beginn an auflaufen, da sich sein Trainer von ihm mehr Tiefenläufe erhoffte. Die Position des offensiven Flügelspielers ist nun aber nicht mehr vorhanden. Als Option im Sturm dürfte Goller nur bedingt gelten. Obwohl er zuletzt als rechter Schienenspieler eingewechselt wurde, fremdelt er auch mit dieser Position. Zu häufig hat er seinen Rücken nicht im Blick, wodurch der Gegner hinter ihm die Tiefe attackieren kann.
Fitness- und Systemprobleme
Janni Serra ist vor allem aufgrund seines Fitnessrückständs ein Verlierer der aktuellen Situation. Die Umstellung auf zwei Spitzen macht es für den FCN jedoch deutlich verschmerzbarer. Als Emreli und Tzimas noch nicht soweit waren und der Club mit nur einem Angreifer agierte, wäre der 26-Jährige deutlich wichtiger gewesen. Vor allem, um die vielen langen Bälle festzumachen. Da es Nürnberg zuletzt aber öfter schaffte, das Spiel flach zu eröffnen, ist dieses Element weniger gefragt. Da Tzimas und Emreli gut harmonieren und ihre Stärken und Schwächen gegenseitig gut kompensieren können, ist der Bedarf eines klassischen Zielspielers derzeit nicht so groß wie noch vor ein paar Wochen.
Zu wenig Tempo
Mit viel Erwartung und hohen Ansprüchen an sich selbst wechselte Florian Pick zum FCN. Nachdem er die ersten vier Partien von Beginn an absolvierte, fand er sich zuletzt nur noch auf der Bank wieder. Gegen Hannover und Ulm wurde er erst spät in der Schlussphase eingewechselt. Für die Position des Schienenspielers fehlt dem Routinier das Tempo. Da auch im Mittelfeld kein Platz für ihn ist, bleibt er aktuell maximal als Alternative für die Rolle des zweiten Angreifers.
Abgang im Winter?
Gegen Münster schaffte es Kanji Okunuki nicht einmal in den Spieltagskader, nachdem er auch in Hannover schon nicht zum Einsatz kam. Der Flügelspieler ist ein klares „Opfer“ der Umstellung, da seine Position schlicht und ergreifend nicht mehr existiert. Einsätze in anderen Räumen gibt sein Profil kaum her. Bereits gegen Ende der Sommertransferperiode war Okunuki ein potenzieller Wechselkandidat. Im Winter könnte dies bei der aktuellen Entwicklung erneut der Fall sein.
Für die genannten Spieler wird es schwierig, ihre eigenen Ansprüche zu erfüllen. Dennoch bleibt ein Weg zurück ins Team immer offen – vorausgesetzt, sie überzeugen mit starken Trainingsleistungen, auf die Miroslav Klose bekanntlich großen Wert legt.