Das sind die Rest-Baustellen beim FCN

Derzeit gibt es wenig zu meckern beim 1. FC Nürnberg. Trainer Miroslav Klose legt dennoch immer wieder den Finger in die Wunde. Trotz der starken Leistungen gibt es auch beim FCN noch Verbesserungspotenzial.

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Foto: fcn.de

FCN: Stimmung gut wie lange nicht mehr

Friede, Freude, Eierkuchen – so gut wie aktuell war die Stimmung beim 1. FC Nürnberg wohl schon lange nicht mehr. Drei Siegen in Folge, inklusive eines historischen Derbysiegs in Fürth, folgte ein derart überzeugendes Remis beim HSV, das mindestens genauso viel Antrieb gibt wie die Erfolgsserie zuvor. Schließlich dominierte man nicht nur bei einem der Aufstiegskandidaten der 2. Bundesliga, sondern bewies auch, dass man nicht nur frühanlaufende Gegner mit Tempo überspielen, sondern sich auch gegen tiefstehende Abwehrreihen zahlreiche Chancen erspielen kann.

Klose: Weg noch nicht zu Ende

Trotz dieser rundum zufriedenstellenden Situation wird Trainer Miroslav Klose nicht müde, weiter den Finger in die Wunde zu legen. „Unser Weg ist noch nicht zu Ende“, betonte der FCN-Trainer nach dem Spiel in Hamburg und fügte später hinzu: „Am Anfang haben wir uns nie Chancen herausgespielt. Jetzt kommt das Spielerische und auch die Chancen“, zeigt sich Klose grundsätzlich zufrieden, monierte aber gleichzeitig den fehlenden „Punch“, womit er wohl auf die teils fahrlässige Chancenverwertung anspielte.

Nicht die Chancenwertung: Nürnbergs Baustellen

Mit einer Großchancenverwertung von 42% (Ligaschnitt 39%) und fünf mehr erzielten Toren als nach Quantität und Qualität der eigenen Chancen erwartet, ist die Effizienz jedoch kein grundsätzliches Nürnberger Problem – sofern sich Hamburg nicht wiederholt. Dennoch gibt es drei auffällige Punkte, die die aktuellen Rest-Baustellen des 1. FC Nürnberg darstellen.

1. Sturmspitze

Um das Sturmduo Tzimas-Emreli dürften den Club viele Vereine in der Liga beneiden. Gemeinsam erzielten die beiden in den letzten vier Ligaspielen sieben Tore. Problematisch wird es jedoch, wenn einer der beiden oder sogar beide nicht mehr auf dem Feld stehen, wie zuletzt in Hamburg zu sehen. Ab der 71. Minute verzeichnete der Club keinen einzigen Abschluss mehr. Sicherlich kein Zufall, dass in der 68. Minute Emreli und eine Viertelstunde später Tzimas das Feld verließen. Zwar bringen die Joker Lukas Schleimer und Benjamin Goller auch gewisse Qualitäten mit, können aber bei weitem nicht so die Bälle festmachen wie die beiden „echten“ Stürmer. Während Schleimer immerhin gegen Fürth und Regensburg die Führung jeweils ausbauen konnte, kam Goller in seinen letzten drei Einwechslungen in insgesamt 70 Minuten Spielzeit nicht einmal zu einem Abschluss. Deshalb würde ein gelernter Mittelstürmer à la Janni Serra, der jedoch immer wieder von Verletzungssorgen geplagt ist, als Option von der Bank guttun.

2. Innenverteidigung

Auch die Abwehrreihe hat sich insbesondere seit der Umstellung auf die Fünferkette stabilisiert. Abwehrchef Knoche und die beiden Halbverteidiger Jeltsch und Karafiat können in diesem System ihre Stärken deutlich besser ausspielen – sowohl gegen als auch mit Ball. Auch hier besteht das Problem mehr in der Breite als in der Spitze. Denn sollte einer der drei Innenverteidiger ausfallen, steht mit Seidel lediglich ein noch unerfahrener Backup parat. Angesichts dieser dünnen Personaldecke auf dieser Position könnten schon kleine Ausfälle große Auswirkungen nach sich ziehen.

3. Gegentore

Auch wenn sich die Defensive offensichtlich stark verbessert hat, steht man dennoch mit 20 Gegentoren nach 11 Spieltagen bei fast zwei Gegentoren pro Spiel. Wie die Partien gegen namhafte Gegner aus Hoffenheim und Hamburg zeigten, reicht dem FCN nur selten ein Tor, um Punkte zu holen oder Spiele zu gewinnen. Denn bislang hielt man in 13 Pflichtspielen nur einmal die Null. Hier gilt es, Leichtsinnsfehler wie gegen Regensburg und Unaufmerksamkeiten bei Eckbällen wie in Hoffenheim abzustellen. Auch das Anlaufverhalten kann teilweise noch besser werden. Das HSV-Spiel zeigte, dass der Angriff nicht immer die Spiele entscheiden kann.

„Gegen den Ball war es nicht gut.“

Miroslav Klose
auf die Frage, was ihm u.a. in der ersten Halbzeit gegen den HSV nicht gefiel

Kritik auf hohem Niveau: Kloses Herangehensweise

Obwohl es noch die ein oder andere Baustelle beim 1. FC Nürnberg gibt, steht man derzeit auf einem vollkommen zufriedenstellenden sechsten Rang. Wie diese Tabellenplatzierung zeigt, handelt es sich also um Kritik auf sehr hohem Niveau. Wer Miroslav Klose kennt, weiß jedoch auch, dass dieser Perfektionismus seiner ehrgeizigen Herangehensweise entspricht. „Ihr kennt mich ja auch. In fünf Tagen geht es wieder weiter, und da können wir nachlegen“, sagte Klose nach der guten Leistung in Hamburg, jedoch schon mit dem Blick auf die nächste Aufgabe gegen Kaiserslautern gerichtet.