Ungleiche Verteilung
Was die letzten 5 Gegner des 1. FC Nürnberg gemeinsam hatten? Alle trugen deutlich mehr ihrer Angriffe über die eigene rechte Seite vor als über die linke. 65% der zugelassenen Flanken „kassierte“ der FCN dementsprechend von der linken Defensivseite. Es scheint, als hätten die Gegner hier eine offensichtliche Schwachstelle bei der Klose-Elf ausgemacht. Aber nicht nur defensiv sind die Zahlen sehr eindeutig – auch im Spiel nach vorne ergibt sich ein ähnliches Bild. Denn in keiner der bisherigen Partien, in denen Danilo Soares von Beginn an auflief, initiierte der FCN mehr Angriffe über links als über rechts. Welche personellen Möglichkeiten bleiben dem Trainerteam?
Soares’ Schwierigkeiten
Zweifelsfrei hat Danilo Soares nach wie vor seine Stärken. In der aktuellen Nürnberger Dreierkette tut er sich jedoch extrem schwer, diese einzubringen. Sein Defensivzweikampf ist nach wie vor top – er gewinnt 71% seiner Duelle im Spiel gegen den Ball und landet hiermit auf Platz 4 unter allen Außenverteidigern der 2. Bundesliga. Sein Tempodefizit (nur 30.1 km/h Topspeed) macht sich jedoch vor allem bemerkbar, wenn er nicht in den Zweikampf kommt und stattdessen große Räume verteidigen muss. Ähnliches gilt im Spiel nach vorne. Mit 1.5 Flanken pro 90 Minuten schlägt er die wenigsten Hereingaben aller Außenverteidiger. Soares ist deutlich stärker in einem System, das auf engere Räume ausgelegt ist, denn viele Meter mit dem Ball am Fuß absolviert er nicht. Nicht mal eine vertikale Ballführung verzeichnet er pro 90 Minuten und auch seine 10.00 Kilometer in derselben Zeit gehören zu den schwächsten Werten.
Yilmaz als Lösung?
Der 19-jährige Berkay Yilmaz könnte von daher schon bald eine Option für die Startelf sein. Auch Miroslav Klose lobt die Leihgabe aus Freiburg: „Wir haben ihn bei den Amateuren getestet, um zu sehen, wie er es macht. Das war sehr gut, wenngleich die Liga nicht vergleichbar ist. Aber er ist quirlig und schwer vom Ball zu trennen. Er kommt immer mehr.“ Yilmaz verfügt ähnlich wie Soares über einen guten linken Fuß, ist aber dynamischer und zieht mit dem Ball am Fuß auch gerne diagonal in das Zentrum. Luft nach oben hat er noch im Timing, wann er nach vorne verteidigt und wann er die Tiefe sichert sowie in der Antizipation im 1-gegen-1, was der Gegner als nächstes macht. Sein Profil ist dennoch extrem interessant, wodurch er vermutlich bereits im Derby ein Kandidat für die Startelf wäre. Jedoch befindet er sich derzeit auf Länderspielreisen mit der U20 der Türkei, wodurch er wichtige Trainingszeit verpasst.
Villadsen rüberziehen?
Eine Option könnte auch sein, den etatmäßigen Rechtsverteidiger Oliver Villadsen auf die linke Seite zu ziehen. Jedoch hatte der Neuzugang zuletzt auch Probleme, sich auf einer angestammten Position einzufinden. Unter anderem, da er zu defensiv agieren musste – aber auch, da man merkt, dass er noch nicht vollumfänglich in der neue Liga angekommen ist. Vor allem in der Entscheidungsfindung machte sich dies bemerkbar, weshalb er auch nur 3 seiner letzten 12 Dribblings für sich entschieded. Da Klose zudem den Fokus zuletzt auf Flanken legte, ist es unwahrscheinlich, dass er einen Spieler fußverkehert als Schienenspieler aufstellt. Das Argument gilt somit auch für andere potenzielle Optionen wie Jannik Hofmann und Co.
Warten auf Handwerker
Vor gut einem Jahr zog sich Tim Handwerker einen Kreuzbandriss zu und fehlt seitdem. Mittlerweile trainiert der 26-Jährige jedoch immerhin wieder individuell auf dem Feld für sein Comeback. Die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr ist groß, da Handwerkers Spielerprofil die aktuelle Baustelle beheben könnte. Eine Soforthilfe ist angesichts der langen Ausfallzeit jedoch extrem unwahrscheinlich, weshalb es bei der Personalie Handwerker auch weiterhin Geduld braucht. Bis dahin könnte man entweder Soares anders einbinden oder schon bald Berkay Yilmaz eine Chance geben, sich von Beginn an auf dem Feld zu zeigen.