Die Skepsis einiger Glubberer vor dem Spiel bestätigte sich am Ende nicht: mit 3:0 gewann der FCN sehr souverän gegen Hansa Rostock. Nach einer vor der Winterpause schwächeren Phase sowie durchwachsenen Wintervorbereitung umso wichtiger, um die positive Stimmung rund um das Max-Morlock-Stadion aufrecht zu halten. Neuzugang Sebastian Andersson gab dabei gleich sein Startelfdebüt, auch Carl Klaus erhielt zumindest etwas überraschend den Vorzug vor Christian Mathenia im Tor.
Uzuns Traumtor als Dosenöffner
Der Start ins Nürnberger Spiel verlief durchaus zäh. In der Anfangsphase konnte man einige Ansätze der neuen, aktiveren Rostocker Spielweise erkennen. Der Club brauchte einige Minuten, um in das Spiel zu kommen. Wenig überraschend war es Can Uzun, der sich nach einem Nürnberger Einwurf und dem gewonnenen zweiten Ball leicht nach halblinks absetzte, um mit einem kurzen Wackler Gegenspieler Neidhart aussteigen zu lassen und mit einem platzierten Schlenzer auf das lange Eck zum 1:0 einnetzen konnte.
Nach 6, 7, 8 Minuten dachte ich „uiuiui“ – wir sind nicht gut reingekommen.
Club-Trainer Cristian Fiél zur Anfangsphase gegen Hansa Rostock.
Fiéls neue Formation gegen den Ball
Auffällig und anders als gewohnt war die Struktur im Nürnberger Spiel bei gegnerischem Ballbesitz. In der Hinrunde setzte Cristian Fiél in der Regel auf ein 4-3-3 respektive 4-2-3-1 im Spiel ohne Ball, oftmals abhängig von der Anordnung des gegnerischen Mittelfelds. Im Spiel gegen Rostock positionierte sich der Club vor allem im hohen Anlaufen im 4-1-3-2, um die Passwege in das Zentrum zu schließen. Uzun rückte neben Andersson, Flick nahm die alleinige Position im defensiven Mittelfeld ein, während Castrop neben die nominellen Flügelspieler Okunuki und Goller rückte, von wo aus er regelmäßig nach vorne verteidigte, um die gegnerischen 6er sofort unter Druck zu setzen und nicht aus Drucksituationen heraus aufdrehen zu lassen.
Zielspieler Andersson als neues Mittel
Neuzugang Andersson zeigte, dass er mehr als nur eine Alternative sein kann. Der 32-Jährige Schwede war nicht nur bei Hereingaben und Standards, sondern auch im Spielaufbau ein häufiger Empfänger, wenn man das Rostocker Anlaufen mal überspielen wollte. Tatsächlich führte Andersson mit 25 Zweikämpfen auf dem Feld so viele wie kein anderer Club-Spieler. Ähnliches gilt für seine Präsenz im Strafraum – hier verzeichnete er mit 5 die meisten aller Spieler auf dem Platz. Ein anderes Mittel, um das Pressing der Kogge zu überspielen waren Seitenwechsel. Bekam Hansa Zugriff am Flügel, versuchte der Club es mit schnellen Lösungen und Verlagerungen auf die ballferne Seite, die mitunter bei der Selimbegović-Elf etwas verwaist war.
Uzun und Castrop: Doppel-8 als Matchwinner
Es ist bei Weitem keine neue Erkenntnis, dass Can Uzun zu den größten Talenten in diesem Land zählt. Für die Club-Fans dürfte es allerdings umso schöner sein, wenn sich seine Genialität in dieser Ästhetik und Effizienz äußert. Beim 1:0 streichelt er den Ball an den Rostocker Abwehrspielern vorbei wunderschön ins Kreuzeck. Dass Uzun im Kopf hellwach ist, beweist er beim 2:0, als er den Rostocker Einwurf abfängt und kein Zweifel daran lässt, dieses Tor machen zu wollen. Sowohl dem letzten Hansa-Verteidiger als auch Torhüter Körber lässt er keine Chance. Aber auch unabhängig seiner Tore bewies Uzun einmal mehr seine Wichtigkeit für den 1. FC Nürnberg. Als Schaltzentrale für die Nürnberger Spielverlagerungen nahm er Pässe im Zentrum auf und bediente insbesondere Okunuki auf der linken Seite mit gut getimten Pässen. Insgesamt gewann Uzun 60% seiner Dribblings, brachte 89% seiner Vertikalpässe den Mann und war an 5 der 7 Cluberer Abschlüsse beteiligt. Seine „Man of the Match-Performance“ wurde durch sein diszipliniertes Zustellen bei Rostocker Ballbesitz abgerundet.
Eine durchaus interessante Rolle im Spiel gegen den Ball nahm Jens Castrop im zentralen Mittelfeld ein. Als flexibler Mann neben Flick stach Castrop immer wieder auf den Passempfänger der Rostocker heraus, um ein Aufdrehen in Spielrichtung zu verhindern. Dafür schien seine bekanntermaßen aggressive Spielweise bestens geeignet. Schließlich gewann der 20-Jährige 7 seiner 10 Defensiv-Zweikämpfe und fing 9 Rostocker Pässe ab. Damit hatte er entscheidenden Anteil daran, dass die Kogge bei über 90% ihrer Angriffe auf den Flügel ausweichen musste. Die vielen Rostocker Flanken (22) konnten in der Folge das gut organisierte und geschlossene Zentrum des FCN nicht auflockern. Die nach dem gegnerischen Expected Goals-Wert von lediglich 0,4 beste Abwehrleistung der Saison wurde einmal mehr von Jens Castrop stark beeinflusst. Nicht nur in der Defensive, sondern auch mit seinem vorentscheidenden 3:0-Treffer nach 50 Minuten sorgte Castrop für viel Ruhe im Nürnberger Spiel.
4-4-2, veränderter Spielaufbau und ein starker Márquez
Nach dem 3:0 durch Castrop minimierte der Club das Risiko und verteidigte des Öfteren mit 2 flachen Viererketten, um im tieferen Verteidigen auch die Breite gut abzudecken. Auch das Spiel mit Ball änderte sich in der Folge ein wenig. Während in der ersten Halbzeit sowohl Valentini als auch Brown mit nach vorne anschoben, fokussierte sich der 34-jährige Rechtsverteidiger nun auf mehr Absicherung. Er rückte vermehrt neben die beiden Innenverteidiger Horn und Márquez ein und war Teil des 3er-Aufbau mit Ball. Apropos Horn und Márquez: die beiden Hintermänner waren auch ein Garant für das zu-Null. Während Horn mit 10 Pässen die meisten abfing, war es Nebenmann Márquez, der nahezu fehlerfrei agierte. 92% angekommene Pässe sowie 5 erfolgreiche Klärungsaktionen bestätigen dies.
Stabile Defensive als Erfolgsgarant
Dass der 1.FCN in der Offensive immer für Torgefahr sorgen kann, ist an und für sich nicht neu. Die extrem starke Defensivleistung macht allerdings Lust auf mehr, da hier in der Hinrunde die Probleme der Franken lagen. Man zeigte sich sowohl in der Formation als auch in der Pressinghöhe sehr flexibel. In der Folge ließ man nicht nur so wenige gegnerische Ballaktionen im eigenen Strafraum wie seit Anfang September nicht mehr. Die Elf von Mersad Selimbegović kam letztendlich nicht zu einer nennenswerten Torchance. Mit 3:0 steht am Ende auch in der Höhe nicht unverdient der höchste Saisonsieg für die Fiél-Elf, auch wenn alle 3 Treffer aus Standardsituationen resultierten.
Sucht man nach dem Salz in der Suppe, muss erwähnt werden, dass mit Hansa Rostock sicherlich nicht der stärkste aller 17 Zweitligakonkurrenten am Samstag in Nürnberg aufschlug. Für den Club-Trainer wird auch die Spielkontrolle im 2. Durchgang ein Thema sein. In der letzten halben Stunde gab seine Mannschaft keinen Abschluss mehr ab. Nichtsdestotrotz alles in allem ein Auftakt in die Rückrunde, der allen Glubberern Mut und Zuversicht für die kommenden Spiele gibt.
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