Bekannte Fehler wiederholen sich – FCN verliert erneut

Der 1. FC Nürnberg verliert erneut. Gegen Fortuna Düsseldorf setzt man auf klare Zuordnungen - und offenbart dennoch die gleichen Fehler der letzten Wochen. Der CLUBFOKUS analysiert das Spiel.

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Foto: FCN

Klare Zuordnungen, wenig Zugriff

Club-Trainer Cristian Fiél änderte seine Startelf im Vergleich zum KSC-Spiel auf 6 Positionen. Mit unter anderem Hofmann hoffte man beim 1. FC Nürnberg sicherlich auf eine höhere Aktivität gegen den Ball als zuletzt. Und diese sah man, zumindest in den ersten Minuten der Partie. Der Club verteidigte im 4-4-2 fleißig gegen die Fortuna, die das Spiel wie gewohnt mit 3 Spielern aufbaute. Im tiefen Spielaufbau war es Torhüter Kasetenmeier, eine Reihe weiter vorne ließ sich entweder Tanaka oder Engelhardt zwischen die Innenverteidiger fallen. Dies war für den Club nicht das große Problem. Nach und nach bekam man aber weniger Zugriff und fiel deutlich tiefer, was auch mit den offensiver werdenden Außenverteidigern des Gegners zusammenhing. Fiél setzte gegen den Ball auf sehr klare Zuordnungen. So verteidigten Castrop und Flick situativ nach vorne auf die gegnerischen 8er Engelhardt und Sobottka. Noch viel auffälliger waren diese klaren Zuteilungen bei den Nürnberger Außenverteidigern. Sowohl Gyamerah als auch Brown verfolgten ihre Gegenspieler Tzolis und Appelkamp immer wieder bis in das Zentrum, das die beiden Fortuna-Flügelspieler regelmäßig zu überladen versuchten. Die Düsseldorfer Außenverteidiger schoben sehr hoch – verfolgt wurden sie von Hofmann und Goller, weshalb es situativ fast eine 6er-Kette beim Club gegen den Ball war.

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So sah das Spiel im 1. Durchgang zwischen Minute 15 und 45 häufig aus. Der FCN verteidigte auf gewissen Positionen deutlich mannorientierter als in den Vorwochen, dadurch wurde man aber zugleich passiv und abwartend nach der Anfangsphase.

The same procedure as every week

Im Spiel nach vorne versuchte man es deutlich direkter im 1. Durchgang als zuletzt. Gefährlich wurde man aber kaum – und wenn dann nach einfachen gegnerischen Fehlpässen. Einige Bälle schlug Klaus frühzeitig lang in Richtung Angriff, auch ansonsten initiierte man weniger durch das Zentrum. Wenn es nach vorne ging, war es primär der Weg über den Flügel. Wohl auch um das Risiko eines Ballverlustes in gefährlichen Situationen zu minimieren. Genau nach einem solchen fällt allerdings das 0:1. Die Fortuna, die gewohnt mannorientiert verteidigte, presste mal intensiver und höher und schon wurde der Club anfällig. Brown spielt einen schwierigen Ball auf Schleimer, der den Ball verliert. Wenige Sekunden liegt der Club in der 34. Minute durch den Treffer von Vincent Vermeij in Rückstand. Es war bei weitem nicht der einzige Fehler. Immer wieder offenbarte man Schwächen im Rückraum und Sechserraum. Ob bei Eckbällen, die flach auf Tzolis gespielt wurden oder aus dem Spiel heraus, als man den Zwischenraum vor der Abwehrkette nicht geschlossen bekam. Hinzu kommen unnötige und einfache, vermeidbare Fehler. Einer davon von Marquez führte zum 0:2 kurz vor der Pause. Alleine im 1. Durchgang ließ der Club 18 Abschlüsse zu – 14 davon kamen aus dem eigenen Strafraum – wow!

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Einer von vielen einfachen, zu einfachen Fehlern. Goller verliert Zimmermann aus den Augen und sichert die Tiefe hinter sich nicht ab – darf nicht passieren. Gleichzeitig kann man auch an dieser Szene erahnen, wo der Nürnberger Schuh in der Defensive ebenfalls häufig drückt: im Zentrum ist man unterbsetzt vor dem Strafraum.

Kurzer Hoffnungsschimmer

Nach der Pause veränderte sich in den ersten Minuten vor allem eines: Fortuna Düsseldorf zog sich extrem zurück und beschränkte sich auf ein recht tiefes Verteidigen. Es dauerte ein paar Minuten, bis der Club aktiver wurde. Und dennoch sorgten Fiéls Umstellungen zur Pause für einen (zu) kurzen Aufschwung. Gegen den Ball presste Nürnberg deutlich höher. Jens Castrop verteidigte im Zentrum oft nach vorne und setzte den Düsseldorfer 6er im Spielaufbau frühzeitig unter Druck. Auch im eigenen Ballbesitz veränderte Fiél die Struktur seiner Mannschaft. Während Linksverteidiger Brown in das Zentrum einrückte, besetzte Rechtsverteidiger Hofmann regelmäßig die rechte Außenbahn und schob mit nach vorne an. Dadurch bekam beispielsweise Fortunas Top-Star Tzolis etwas mehr Schwierigkeiten, da der Linksaußen seine Stärke primär im Spiel nach vorne hat und so aber auch mehr in der Defensive gebunden wurde. Torgefährlich wurde es beim Club allerdings trotzdem nur selten. Einen der wenigen Momente nutzte Marquez nach Eckball zum 1:2 in der 56. Minute. In den Minuten danach hatte man durchaus den Eindruck, dass hier etwas möglich ist. Aber der Club ist eben der Club…

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Die Nürnberger Struktur im 2. Durchgang. Uzun agierte relativ tief, Hofmann agierte als Rechtsverteidiger nahe an der Außenlinie und offensiv. So konnte man das Spiel zumindest phasenweise kontrollieren.

Gewohnter Spielverlauf

Auch wenn der 1. FC Nürnberg nach dem Anschlusstreffer dran war, kam Düsseldorf regelmäßig zu gefährlichen Umschaltsituationen. Durchaus logisch – schließlich erzielten die Fortunen nicht von ungefähr die meisten Kontertore der Liga. Besorgniserregender ist allerdings das 3:1, das mal wieder die Nürnberger Probleme in der Defensive offenbart. Mal wieder ist der Raum vor dem Strafraum beim Club komplett blank – und mal wieder wird es bestraft. Der Ball von Jóhannesson ist zweifelsfrei haltbar, darf aber in der Entstehung niemals passieren. Und so ist es wie häufig in den letzten Wochen – auf eine schwache erste Halbzeit folgen 20 Minuten Aufbäumen, ehe mit dem nächsten Gegentreffer das Spiel quasi beendet ist. So war es auch am Freitagabend in Düsseldorf. Nach dem 3:1 war das Spiel gelaufen. Fehlendes Spielglück lässt sich sicherlich wieder anführen, da Hübner verletzt raus musste. Aber dennoch: die einfachen Fehler wiederholen sich und wiederholen sich. So wird es schwer, Spiele zu gewinnen. Oder wie Cristian Fiél sagt: „wenn du solche Gegentore kassierst, dann wird es schwer zu punkten.“ Das Positivste am Spiel? Christoph Daferner hat nicht getroffen.


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